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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 88

 

aber auch durch die Verpflichtung der Fünf- bis Sechsjährigen steigen. Er wird aber auch steigen, weil das Kindergeld anders geregelt und ein erhöhter Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen, vor allen Dingen dann für Unter-Drei-Jährige, da sein wird. Es macht auch keinen Sinn, wenn die Fünfjährigen die Unter-Drei-Jährigen verdrängen, weil viele Frauen und Männer, viele Mütter und Väter einfach den Bedarf an einem guten Kinderbetreuungsplatz für ihre Kinder haben.

 

Also jede Menge Herausforderungen, die besser planbar und auch überschaubar gewesen wären. Man hätte einfach Eltern und Kindergärten etliches an Engpässen ersparen können. Jetzt ist es sozusagen zu spät und man muss in drei Monaten alles auf die Beine stellen. Mir ist aber ganz wichtig, dass die Frage der Qualität nicht auf der Strecke bleibt, weil wir nur mehr über Gebühren sprechen. Es geht um die Wertschätzung des Berufsstandes der Kindergarten- und HortpädagogInnen. Darüber werden wir nicht hinwegkommen. Es ist übrigens sehr erstaunlich, lieber Herr Gudenus, dass Sie sich jetzt für die Kindergarten- und HortpädagogInnen einsetzen! Ich habe Sie bei keiner Veranstaltung der Berufsgruppe gesehen! Woher Sie Ihre Infos haben, weiß ich nicht, weil dort waren Sie jedenfalls nicht anwesend!

 

Ich denke mir, es wird nur etwas weitergehen, wenn wir es gemeinsam schaffen, hier etwas zu verändern und wenn uns die Kinder wirklich wichtig sind und auch am Herzen liegen.

 

Zu den Anträgen: Wir werden natürlich dem Ausbau der Kindergartenplätze und auch der Gebührenfreiheit zustimmen.

 

Was mir noch wichtig ist zum Antrag der Freiheitlichen zum Thema „rechtlicher Anspruch auf einen kostenlosen Kindergartenplatz nur für österreichische Staatsbürger": Das ist auch EU-rechtlich ein Unsinn, sehr geehrter Herr Kollege Gudenus, weil das würde bedeuten, dass kein einziger EU-Staatsbürger, der hier arbeitet, und zwar legal arbeitet, einen Kindergartenplatz kriegt! Das ist generell rechtlich unsinnig! Abgesehen davon ist es auch Rassismus gegen Kinder und das halte ich für unangebracht! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ansonsten möchte ich nur ganz kurz noch anmerken, da bei der Postnummer 25 auch die Organisation betroffen ist, in der ich arbeite, werde ich bei diesem Punkt nicht mitstimmen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Wutzlhofer. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Kein Mensch, nicht in diesem Saal und auch keine Wienerin und Wiener, hat die gleichen Chancen, sich in die Gesellschaft einzubringen, hat die gleichen Chancen und Möglichkeiten, ihre oder seine Träume zu verwirklichen, einen erfüllenden Beruf zu ergreifen und so weiter. Das liegt natürlich daran, dass jeder von uns, jede von uns unterschiedliche Interessen, Fähigkeiten, Begabungen, unterschiedliche Ängste hat, unterschiedliche Dinge nicht tun will. Das hat aber leider auch mit einer Gesellschaft zu tun, die unterschiedliche Chancen bietet. Je nachdem, ob man aus einem armen Elternhaus oder aus einem reichen kommt, ob man ein Mädchen oder ein Bub ist, ob man mit seiner Familie zugewandert ist oder hier geboren wurde, ob man von der Stadt oder vom Land ist, sind die Möglichkeiten erleichtert oder erschwert.

 

In der letzten Aktuellen Stunde habe ich das Beispiel von einem Mädchen aus einem ländlichen Dorf gebracht. Ich möchte es kurz in Erinnerung rufen, wiederholen möchte ich mich nicht. Aber einem Mädchen aus einem ländlichen Gebiet, dessen Eltern nur Pflichtschulabschluss haben, stehen nicht ganz so viele Möglichkeiten zur Verfügung wie einem Mädchen aus der Stadt. Konkret ist es so, dass bei Mädchen aus einem ländlichen Gebiet, die es sogar geschafft haben, Matura zu machen, nur 2 Prozent dieser Gruppe einen Uni-Abschluss in Österreich machen. Bei Mädchen aus städtischen Gebieten mit AkademikerInneneltern sind es 63 Prozent. Ich habe gesagt, das hat nichts damit zu tun, dass die Mädels vom Land dümmer sind. Das glaube ich nicht. (GR Mag Wolfgang Jung: Das wird die Rudas nicht hören wollen! Seien Sie vorsichtig mit der Äußerung „Mädels"!) Ich glaube, das hat damit zu tun, dass sie unterschiedliche Chancen bekommen. Das ist beschämend, denn wenn es unterschiedliche Bildungschancen gibt, und das so eklatant, und wir wissen, dass Bildungschancen Lebenschancen sind, dann dürfen sie nicht von der Herkunft abhängen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wir werden daher, besonders heute, genauso wie bei jedem anderen Thema der Bildung auch, leidenschaftlich für eine Gesellschaft eintreten, die offen und durchlässig ist. Unser Ziel wird immer sein, Bildung für alle zu ermöglichen, und zwar bestmögliche Bildung, die jedes Kind nach seinen Interessen, Fähigkeiten und Voraussetzungen ernst nimmt und niemanden auf der Strecke lässt. Das machen wir, wenn wir zum Beispiel gegen Studiengebühren eintreten, für eine kostenfreie Berufsmatura, wenn wir die Campusschule aufbauen, wenn wir fordern, dass es eine gemeinsame Schule, und zwar flächendeckend für alle, gibt, wo jedes Kind nach seinen Interessen und Fähigkeiten gefördert werden kann. Das machen wir aber vor allem, wenn wir mit aller Kraft daran arbeiten, dass Bildung von Anfang an in Kindergärten gelebt und erlebt werden kann, denn Kindergärten sind Bildungsinstitutionen. Die Frau Kollegin Riha hat das schon sehr anschaulich erwähnt, was Kinder in einem Kindergarten lernen, welche Möglichkeiten sie dort bekommen, was ihnen offensteht und ein Bildungssystem, das niemanden auf der Strecke lässt. Meine Forderung von zu Beginn kann daher nicht auf Kindergärten verzichten, ganz im Gegenteil, ein solches Bildungssystem braucht Kindergärten mehr als vieles andere. Dass sich der Besuch eines Kindergartens massiv auf die Bildungschancen auswirkt, hat die Frau Kollegin Riha schon gesagt.

 

Ich habe mir noch einmal, weil ich die Zahlen immer

 

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