Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 88
wieder sehr anschaulich
finde, die Leseförderungs-PISA-Ergebnisse angeschaut, weil es da auch ganz viel
um Sprachdiskussionen und so weiter gegangen ist. Kinder, die einen
Kindergarten besucht haben, hatten damals im Durchschnitt 75 PISA-Punkte mehr
als Kinder, die diese Chance nicht hatten. Kindergarten wirkt also, und es ist
daher unsere Pflicht, in eine elementare Bildung zu investieren.
Wenn wir in Wien seit
Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten, lieber Herr Kollege Gudenus, an einem
massiven Ausbau von Kindergärten arbeiten und damit die Nase vorne haben, um
dieses Bild zu strapazieren, und zwar Kindergärten, die nicht
Betreuungsstätten, sondern hoch qualitative Bildungsinstitutionen sind, die
noch dazu einer Vereinbarkeit mit dem Beruf gerecht werden, dann werden wir
dieser Tatsache gerecht, dass Kindergärten Bildungsinstitutionen sind. Es macht
mich stolz, dass wir - und zwar ganz im Gegenteil zu dem, was ich vorher gehört
habe, Wien hätte sich erst jetzt entschieden, wo wir die Nase vorne haben -
bereits seit Jahrzehnten die Nase vorne haben. Die Zahlen sind jedem bekannt.
Kein anderes Bundesland investierte 2008 auch nur annähernd so viel in
Kindergärten. Wir werden es dann beim Rechnungsabschluss diskutieren. Es waren
381 Millionen EUR. Kein anderes Bundesland hat auch nur annähernd so
viele Plätze zur Verfügung. Es sind 60 000. Es stimmt, bei den Null- bis
Zweijährigen gibt es natürlich einen massiven Handlungsbedarf, aber man muss
schon sagen, die Hälfte aller Plätze, die es in ganz Österreich gibt, gibt es
in Wien! (Beifall bei der SPÖ.)
Es
ist nicht so, dass uns gerade einfällt, wir stecken jetzt unsere Nase nach
vorne. Die haben wir schon dort. Wir wären noch viel weiter, wenn sich nicht
eine Bundesregierung, die von Blau und Schwarz gestellt wurde, dazu
entschlossen hätte, die Kindergartenmilliarde einzustellen. Alles, was Sie da
bringen, man bräuchte ein bisschen mehr Qualität, ist richtig, man bräuchte
auch ein bisschen mehr Plätze, ist richtig. Das wäre aber schon viel leichter gefallen,
wenn Sie nicht auf diese glorreiche Idee gekommen wären, die
Kindergartenmilliarde einzustellen und daher eigentlich zu verunmöglichen, dass
man ausbaut.
Selbstverständlich
ist es unser Ziel - ich glaube, da treffen wir uns alle, zumindest meine
Vorrednerinnen und Vorredner mit mir -, dass alle Kinder die Möglichkeit haben,
in einen Kindergarten zu gehen. Wenn Sie einwenden, dass dem in Wien noch nicht
so ist, haben Sie recht. Aber es muss schon ganz deutlich gesagt werden, diesem
ambitionierten Ziel ist kein anderes Bundesland auch nur annähernd so nah wie
wir. Wir waren diesem ambitionierten Ziel, dass alle Kinder, die es wollen oder
überhaupt alle Kinder die Chance haben, in einen Kindergarten zu gehen, noch
nie so nah wie heute. Es ist daher völlig klar, dass wir uns nicht irgendwie
selbst geißeln und sagen, die anderen sind zwar 500 km weiter und wir
haben ein Riesenproblem, sondern dass wir das als Auftrag nehmen und
Kindergärten massiv ausbauen, so wie wir es zum Beispiel im vorigen Jahr auch
schon gemacht haben, in der Vergangenheit immer gemacht haben. Heuer werden es
plus 2 500 Plätze, die geplant sind. Der von den gemeinnützigen Trägern
angebotene Teil wird heute auch beschlossen. Das ist übrigens eine massive
Zusatzinvestition. Nur der Ausbau sind 13 Millionen EUR. Insofern
glaube ich, ist der originelle Antrag der FPÖ, der nicht gebraucht wird, schon
längst hinfällig.
Was heute aber besonderen Grund zur Freude macht, um
endlich zur causa prima zu kommen, ist natürlich, dass wir einen Schritt
weitergehen, als der Ausbau von Kindergärten und die Versorgung von möglichst
allen Kindern in unserer Stadt mit Kindergärten, nämlich einen Riesenschritt.
Wir beschließen heute einen Grundbestandteil eines Jahrhundertprojektes,
nämlich den beitragsfreien Kindergarten, der ab September in Wien Realität
wird. Wien wird damit das erste Bundesland, in dem die Betreuung von Kindern
zwischen null und sechs Jahren angeboten wird. Das hat hier im Übrigen noch
niemand gefordert, nicht dreizehn Mal, nicht zwölf Mal, nicht elf Mal. Niemand
hat den Kindergarten von null bis sechs hier gefordert. Wien ist das erste
Bundesland, wo das ab dem kommenden Jahr mit einer Zusatzinvestition von
80 Millionen EUR kostenlos angeboten wird. Auch dafür brauchen wir
keinen Antrag, dass wir besonders viel zusätzlich investieren sollen. Das
ermöglicht, unabhängig vom finanziellen Aspekt, natürlich durch den Ausbau
einen besseren und breiteren Zugang zu elementarer Bildung, was wir alle
wollen. Übrigens gilt das auch - jetzt hole ich mir einmal den Antrag her, weil
das sind ausschließlich skurrile Punkte, finde ihn aber nicht - für Tagesmütter
und Tagesväter. Also da hätte es den Antrag auch nicht gebraucht, nur ein
bisschen Recherche, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ!
Die Eltern von rund 60 000 Kindern werden es uns
danken. Die Eltern von rund 60 000 Kindern müssen nämlich damit ab dem
kommenden Jahr keinen Kindergartenbeitrag bezahlen. Das ist, wenn man zum
Beispiel zwei Kinder hat, eine Entlastung von über 5 400 EUR im Jahr.
Nur zum Vergleich, die Entlastung durch die durchaus ambitionierte Steuerreform
beträgt im Durchschnitt zwischen 350 EUR und 750 EUR im Jahr.
Maximal, wenn man über 200 000 EUR im Jahr verdient - ich meine, das
ist nicht der Großteil der Bevölkerung -, dann beträgt die Entlastung
1 317 EUR. In Wien sprechen wir mit diesem Vorschlag, den wir hier
machen wollen, bei zwei Kindern von einer Entlastung von über
5 400 EUR im Jahr, bei einem Kind von über 2 700 EUR im
Jahr. Das ist eine gewaltige Mittelstandsförderung und Entlastung der Familien!
(Beifall bei der SPÖ.)
Was wir auch beschließen - irgendwer muss es ja
sagen, insofern mache ich es -, ist, dass für sozial noch schlechter gestellte
Familien die Möglichkeit angeboten wird, dass die Stadt Wien den Essensbeitrag
übernimmt. All das zusammen, nämlich der Ausbau, die massive
Mittelstandsförderung über den Entfall des Kindergartenbetrages und die
Essensförderung, ist eine der größten Familienförderungen in der jüngeren
Geschichte der Republik. Während andere immer wieder von Familienförderung und
davon, was man für Familien tun kann,
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