Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 88
Gratiskindergarten. Das Schnitzel lasse ich weg. Die
Kollegin Smolik hat das super beantwortet. Es geht darum, den
Gratiskindergarten auf StaatsbürgerInnen zu beschränken. Wenn es tatsächlich
Ihr Ziel ist, dass Zuwanderinnen und Zuwanderer sich in unsere Gesellschaft
integrieren, unsere Sprache lernen und die demokratischen Werte annehmen - das
sind alles Zitate aus vielen Ihrer Reden -, dann ist es wirklich besonders
dumm, ihnen den Zugang zu Bildungsinstitutionen zu verschließen. Ich meine, mehr
Bildung ist eine Sache, die wir heute hier machen und das finde ich auch
deshalb gut, weil dann weniger Leute offen für derartig dumme und
aktionistische Forderungen sind.
Ihre Leitkulturidee zum Beispiel, der Gedanke, alle
sollen sich einer Leitkultur unterwerfen. Wissen Sie eigentlich, was das ist?
Die Leitkulturdebatte wurde vor allem in Deutschland auf Basis eines Konzepts
des Politikwissenschaftlers Bassam Tibi angezogen. Bezeichnet wird damit ein
Wertekonsens auf Basis zentraler westlicher Wertevorstellungen, zum Beispiel
Vorrang der Vernunft vor religiöser Offenbarung, Demokratie, die auf der
Trennung von Religion und Politik basiert, Pluralismus und Toleranz. Das ist
die Leitkulturdebatte. Ich finde, das passt nicht gut damit zusammen, mit Kreuzen
in Kameras zu wacheln und zu hetzen. Das passt nicht zusammen mit dem Schüren
von Ressentiments in Inseraten wie „FPÖ-Veto gegen den EU-Beitritt der Türkei
und Israels". Das passt nicht damit zusammen, mit dem Versuch - Frau
Kollegin Riha hat das schon erwähnt -, mit Anträgen wie diesem Rassismus in den
Kindergarten zu tragen. Hass Predigen ist leider ein Zeichen von zu wenig
Bildung. Übrigens ist es auch ein Zeichen von einem offensichtlich nicht ganz
ausgeglichenen Spiegel des Stresshormons Cortisol.
Umso mehr macht es mich stolz, dass Wien in Sachen
Bildung Benchmark Österreichs ist. Umso wichtiger und ermutigender finde ich,
dass wir ab September mit den Beschlüssen des heutigen Tages ein neues und
mutiges Kapitel in Sachen Bildung öffnen! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Herr Mag Jung. Ich erteile ihm das Wort und möchte nur
bemerken, dass ab jetzt die Redezeit 20 Minuten beträgt. - Bitte schön.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Das, was ich jetzt sage,
beziehe ich gar nicht auf meinen Vorredner. Das ist die übliche
Verzweiflungsrede der SPÖ, die davon ablenken will, dass sie zum Beispiel
früher gar nicht für den Gratiskindergarten war. Es ist ein anderer Punkt. Das
ist der, welche Worte heute schon in diesem Haus gefallen sind. Eine
demokratische Einrichtung wie dieses Haus, wie der Gemeinderat, ist sicher kein
Kindergarten, ist auch kein Mädchenpensionat. Es wird hier manchmal schärfer
formuliert, es wird hier manchmal auch schärfer artikuliert. Sie haben auch
Vorwürfe gebracht, die zugespitzt sind. Aber sie sollten, wenn sie als Vorwürfe
gebracht werden, zumindest belegt werden können, mit Zitaten, mit Bildern, mit Hinweisen
darauf, was wirklich geschehen ist und nicht haltlos!
Denn ich frage mich
wirklich, wie komme ich dazu, mich von der Frau Kollegin Vassilakou einfach als
Antisemiten beschimpfen zu lassen, weil es ihr gerade langweilig ist oder weil
sie verzweifelt um ihr Leiberl rennt, weil es bei den GRÜNEN darum geht, wer
noch wiedergewählt wird! Frau Kollegin, das habe ich nicht notwendig! Draußen
könnte ich Sie anzeigen, würde ich Sie anzeigen für diese Unverschämtheit, das
sage ich Ihnen! (GRin Mag Maria Vassilakou: Machen Sie das!) Sie sind es
ja nicht einmal wert, Frau Kollegin! (GRin Mag Maria Vassilakou: Sie hetzen
nur!) Vielleicht sind Sie das nächste Mal gar nicht mehr in diesem Haus!
Was mich aber irritiert, ist,
als Nächster kommt der Kollege Valentin und spricht von einer Veranstaltung,
bei der wir gesagt haben und spricht uns als Freiheitliche an, dass wir Nazi
als Ehrentitel empfinden! Das hat nie ein Freiheitlicher gesagt! Der Herr
Kollege Valentin kann das sagen
und der Vorsitz hört es nicht! Das, meine Damen und Herren, kann nicht wahr
sein! Das kann nicht durchgehen! Wenn sich das Thema hier so verschärft, dann
sind Sie mit schuld daran! Das muss einmal deutlich gesagt werden! (Beifall bei der FPÖ.)
Zunächst bringe ich, damit
das gleich erledigt ist, den Beschlussantrag der GRe Matiasek, Lasar, Gudenus
und Freunde betreffend den Speiseplan für Kindergärten ein, von dem bereits
geredet wurde, wo es darum geht, dass der Speiseplan weiterhin den Essgewohnheiten
der Wiener Kinder angepasst bleibt. Dabei sollen auch Gerichte aus
Schweinefleisch nicht fehlen. Kinder, die kein Schweinefleisch essen, Frau
Kollegin Vassilakou, sollen, wie bisher üblich, ersatzweise eine andere Speise
erhalten.
Dann sind da verschiedene
Punkte. Einer der Punkte ist der, dass Eltern an uns herangetreten sind und
diese Speisepläne vorgelegt haben - das war nicht aus den Fingern gesogen -,
die deutlich gezeigt haben, das sich hier Massives geändert hat, dass hier sehr
stark auf andere und nicht auf die Einheimischen und deren Essgewohnheiten
Rücksicht genommen wird. Aber es geht nicht nur, Frau Kollegin, um die
Essgewohnheiten, es geht darum, dass Sie hier versuchen, eine Kultur, die bei
uns vorhanden ist, zu ändern. Sie haben es beim Nikolaus genauso gemacht. Ich
erinnere mich noch gut an die Frau StRin Laska - mittlerweile nicht mehr
Stadträtin, weil sie zu viele Skandale in ihrem Ressort gehabt hat und
zurücktreten musste, weil Sie ihr das aufs Auge gedrückt haben, Laska, die gesagt
hat, den Nikolaus braucht man nicht mehr. (GRin Mag Sonja Kato: Das stimmt
ja gar nicht!) Jetzt haben wir den Kollegen Oxonitsch und der hat gleich
von Anfang an gesagt, den Nikolaus haben wir wieder. Vielleicht kommen Sie beim
Schweinefleisch auch darauf - ich bin gerade draußen am Buffett vorbeigegangen
und dort wurden Schweinsschnitzel serviert -, dass das ganz bekömmlich ist und
unseren Wiener Kindern durchaus zugemutet werden kann.
Aber weg zu einem anderen Bereich.
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