Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 88
jahrelang einem ehemaligen Geschäftsführer eine
Beratertätigkeit bezahlt wurde, in der Höhe von annähernd 10 000 EUR
pro Monat. Ja außerdem noch, und völlig undurchsichtig, bekommt er je nach
Stück für die Produktion, für die Regie, für irgendwelche Tantiemen, für jede
Auslandsproduktion eine Bezahlung, wobei sich auch das Kontrollamt die Frage
stellt, wie kann es möglich sein, dass man einen ehemaligen Geschäftsführer als
Berater braucht, wenn es ohnedies neue Geschäftsführer gibt. Wofür sind die
dann da, denn die bekommen ja auch keine schlechten Gehälter, wie wir gerade
festgestellt haben.
Dazu gab es Prämienzahlungen, die auch nicht
nachvollziehbar sind. Beispielsweise hat in der Zeit der Renovierung des
Ronacher die Musical-Intendantin eine Prämienzahlung dafür bekommen, dass sie
Produktionen außerhalb der Spielstätten der Vereinten Bühnen gemacht hat und
das Orchester außerhalb der Spielstätten der Vereinigten Bühnen zum Einsatz
gebracht hat. Das ist nicht mit dem normalen Gehalt abgedeckt, aber dort, im
Ronacher, hätten sie ja ohnedies nicht spielen können, so haben sie halt woanders
gespielt, und dafür gibt es eine Extraprämie.
Das ist auch dem Kontrollamt völlig unverständlich,
auch im Hinblick auf die fertigen Budgetüberschreitungen. Dann gab es
Dienstwege, klarerweise, Nebenbeschäftigungen sind sogar zum Beispiel
ausdrücklich geregelt gewesen. Peter Weck, ein früherer Intendant, hat gesagt,
die ganze Führung der Vereinigten Bühnen ist dilettantisch, einfallslos und
geschmacklos.
Aber wie klingt das jetzt, meine Damen und Herren von
Seiten des Verantwortlichen der Stadt? Der Herr StR Pokorny hat das nicht so
gewusst, das geht auch nicht, der Aufsichtsrat steht angeblich unter
Datenschutz. Das ist aber auch nicht wahr, das muss ich gleich nochmals
wiederholen, denn es gibt ja auch in jeder Bank in jedem großen Kreditinstitut
einen Staatskommissär des Finanzministeriums, und der ist sehr wohl seinem
Minister weisungsgebunden und auskunftspflichtig, und dafür sitzt er ja dort,
dass er es feststellt, ob da irgendetwas schief geht. Auch dort funktioniert es
nicht überall, das wissen wir, aber zu sagen, das geht mich nichts an, das
würde ja dann bedeuten, dass einer von der MA 7 Aufwandsentschädigungen
von 20 500 EUR für diese Sitzungen pro Jahr bekommen hat, und nicht
einmal, wenn ihm auffällt, dass dort irgendwas nicht so funktioniert, wie es
funktionieren sollte, muss er es seinem Chef nicht sagen.
Das ist mir völlig unverständlich das Ganze. Und
kommen Sie mir nicht mit dem Datenschutz, das gilt für die anderen
Aufsichtsräte, aber nicht für die Staatskommissäre. Herr StR Pokorny sagt, er
ist damit nicht befasst, und das sind alles ausgelagerte Unternehmen, und es
geht leider nicht. Aber gleichzeitig, wenn es um die kurzfristige Verlängerung
der Verträge der Intendanten Geyer und Zechner geht, wobei ich mich jetzt auf
die Intendantin Zechner konzentrieren will, da kann man sofort das begrüßen,
und da sagt Herr Drozda, die Verlängerung sei notwendig, weil seine Amtszeit
bis 2013 läuft und da müssen die anderen auch bis 2013 bleiben, weil sonst kann
man nicht zusammenarbeiten.
Was ist das für eine Argumentation? Wenn der Herr
Drozda verlängert werden soll, dann müssen die anderen auch verlängert werden,
weil sonst kann er mit keinem anderen zusammenarbeiten? Das ist ja alles eine
Chuzpe, meine Damen und Herren.
Und was sagt der Herr Stadtrat zu diesen Vorgängen?
In einem Pressedienst sagt er, während der Ronacher Funktionssanierung habe sie
dem Wiener Publikum unter dem Titel „Ronacher Mobile“ neue Seiten des Genres
Musical präsentiert. Da hat sie Prämienzahlungen gekriegt, und ihr Gehalt.
Also, wenn man davon ausgeht, dass die Direktoren der Wiener Holding so
25 000 EUR im Monat kriegen, was weit über dem Doppelten des
Bürgermeistergehaltes liegt, für diese Leistung! Und dann kommt: „... um
schließlich im vergangenen Sommer das Haus mit der fulminanten und von Medien
gefeierten Premiere von ‚The Producers’ wiederzueröffnen.“
Das Kontrollamt sagt im
Bericht der ÖVP auf Seite 86, die Koproduktion „Frühlingserwachen“, 66
Vorstellung mit dem Düsseldorfer Kapitoltheater, wurde infolge der frühzeitigen
Absetzung von „The Producers“ - also den fulminanten „Producers“, die
frühzeitig abgesetzt wurden – vorverlegt, und durch die Reduzierung der
Kartenpreise bis zu 40 Prozent sollen jüngere Publikumsschichten erreicht
werden. Dies hat Einnahmenverkürzungen von 900 000 EUR gegenüber dem
ursprünglichen Budget zur Folge. Ich glaube aber, sie sind noch höher, denn was
ich gelesen habe, kann man mit diesem Familyticket von der Frau VBgmin Brauner
ja die Tickets für das „Frühlingserwachen“ schon um 11 EUR kaufen.
Und was sagt jetzt der neue Geschäftsführer, das ist
ja auch eine wunderbare Aussage: „Die Wirtschaftskrise trifft uns mit
ungeahnter Vehemenz.“
Meine Damen und Herren, das ist eine hausgemachte
Krise. Die Wirtschaftskrise setzt vielleicht noch eines drauf, aber dass Sie
sich jetzt auf die Wirtschaftskrise ausreden, das ist einfach lachhaft, und man
braucht ja nur den eigenen Intendanten heranziehen, den Intendanten Geyer, der
durchaus erfolgreich ein neues Opernhaus aufgebaut hat und bespielt. Der sagt
in einem Pressedienst: „Außerdem scheint das Musical einen Lebenszyklus von
seinerzeit der Operette zu haben. Die hat zwischen 1870 und 1930 einen
ständigen Verfall vollzogen und war dann vorbei. Auch das Musical ist jetzt
60 Jahre alt und in vielem in einer ähnlichen Situation.“ Das Musical
„Frühlingserwachen“, steht übrigens im gleichen Pressedienst drinnen, spielt
pro Monat 200 000 bis 400 000 EUR Minus ein. Das heißt, der durchaus
erfolgreiche Intendant Geyer sagt, das Musical ist eigentlich schon am Sterben,
deswegen brauchen wir ja auch noch unbedingt endlose Investitionen.
Ich habe es fast nicht gesehen, es
ist nicht nur ein Dilettantismus bei den ganzen Ausschreibungsverfahren
passiert, sondern die Entscheidung, eine weitere Musical-Bühne zu schaffen, ist
überhaupt schon von gestern und entspricht nicht mehr den modernen
Anforderungen. Und es ist auch nicht genug, meine Damen und Herren, Herr
Stadtrat, hier eine Hochglanzbroschüre, die zu
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