Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 88
90 Prozent aus Fotos besteht, über öde Erfolge
der Vereinigten Bühnen Wien herauszugeben, und es ist nicht genug zu sagen, ich
habe das nicht gewusst, oder ich bin da nicht so befasst, oder gar zu sagen, es
ist, wie wir es gleich auch noch hören werden vom Herrn Woller, alles super und
total in Ordnung.
Es ist überhaupt nichts in Ordnung, meine Damen und
Herren, es ist ein Musterbeispiel für Planungsdilettantismus und
Privilegienstadl, und der Herr Stadtrat ist den Wienerinnen und Wienern als
zuständiger Stadtrat für das verschleuderte Steuergeld verantwortlich und
deswegen, meine Damen und Herren, werden wir uns diesem Misstrauensantrag
anschließen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Das Wort
hat Frau GRin Mag Ringler.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Lieber Herr Intendant
Drozda, schön, dass Sie da sind!
Wir diskutieren heute über die Vereinigten Bühnen
Wien, und die ÖVP und wir von den Grünen
haben zu einem ungewöhnlichen Mittel gegriffen. Zugegebenermaßen der
erste Misstrauensantrag gegen den Kulturstadtrat. Aber es ist, wenn Sie so
wollen, Notwehr. Festzustellen, dass es seit Mitte der 90er Jahre massive
Kritik an dem Verein gibt, massive Kritik, die Sie nachlesen können, in
Kontrollamtsberichten, in Rechnungshofberichten, in den verschiedensten
Berichten, und festzustellen, dass auch dieses Jahr, vor ein paar Wochen wieder
ein Kontrollamtsbericht auf den Tisch kommt, in dem viele der Vorwürfe
wiederholt werden müssen, dann muss man agieren, dann müssen wir als Opposition
agieren. Und wenn wir den Eindruck haben aus der Befragung der
Vizebürgermeisterin im Kontrollausschuss, dass sie alles herunterspielt, dann
muss man zu Mitteln greifen, die ungewöhnliche Mittel sind. Das haben sich die
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler verdient, und das sind wir ihnen schuldig.
Ich habe schon gesagt, es gibt seit 14 Jahren und wahrscheinlich schon
länger massive Kritik vom Rechnungshof und Kontrollamt an den Vereinigten
Bühnen, und die Vorwürfe wiederholen sich. Wenn Sie sich den
Rechnungshofbericht, der im Jahr 2000/2001 veröffentlicht wurde, einmal
anschauen, dann werden Sie so ein Dejà-vu-Gefühl haben. Da steht drinnen, es
gibt keine ordentliche Kostenrechnung, es fehlt die Transparenz, es werden
schlechte Auslastungszahlen kritisiert und in manchen Bereichen wird Geld
verschwendet, statt es sinnvoll einzusetzen, und auch zu hohe Gehälter. Alle
diese drei Kritikpunkte sind zentrale Kritikpunkte des aktuellen
Kontrollamtsberichtes eins und darüber hinaus gibt es noch massive Kritik an
den Vereinigten Bühnen im zweiten Kontrollamtsbericht zum Umbau des Ronacher.
Wenn man als Opposition und in Wahrheit als jeder, der in dieser Stadt lebt,
feststellt, dass es die Stadtregierung seit Jahrzehnten nicht für notwendig
findet, in den Vereinigten Bühnen Wien jene Schritte zu setzen die dazu führen,
dass der nächste Kontrollamtsbericht einer ist, in dem drinnen steht, wir
freuen uns sehr, die Vereinigten Bühnen haben gelernt und alles wird besser,
wenn das, und dieses Vertrauen nicht gegeben ist, dann muss man ungewöhnliche
Schritte unternehmen.
Derzeit gibt es bei den Vereinigten Bühnen nur einen,
der im Publikum sitzt und klatscht, und das ist der Kulturstadtrat. Der sagt,
es ist alles bestens, nein, es ist doch eh nicht so schlimm mit den
„Producers“, die Kritiken waren ja wirklich hervorragend und das macht ja
nichts, dass nur ein Teil des Ronacher überhaupt offen war, und trotzdem nur
70 Prozent da waren, nein, das macht nichts, dass ganz viele Freikarten
waren und es ist auch nicht so schlimm, dass die Produktionen, die da jetzt
immer wieder auch neu entwickelt werden, auch nicht funktionieren und auch
„Frühlingserwachen“ offenbar leider nicht so gut funktioniert. Mich freut das
nicht, hier draußen zu stehen und das sagen zu müssen. Das ist der größte
Brocken des Wiener Kulturbudgets, 50 Prozent der darstellenden Kunst gehen
in die Vereinigten Bühnen Wien. Und es freut mich nicht, dass es da im
Musical-Bereich keine Erfolge gibt. Und ja, ich freue mich darüber, dass es sie
in der Oper gibt, ich freue mich darüber.
Sie wissen, wir haben diese Entscheidung damals für
politisch falsch gehalten, und ich halte die Entscheidung, diese drei Häuser so
zu führen, immer noch für falsch, aber es freut mich, dass die Oper gut
funktioniert, und ich habe dort schon tolle Produktionen gesehen.
Im Musical-Bereich gibt es aber gröbere Probleme. Und
wenn Sie so ein bisschen in die Vereinigten Bühnen Wien hineinhorchen und
vielleicht mit dem einen oder anderen, der sich dort besser auskennt, reden,
dann gibt es dort auch ganz viele Dinge, die einfach nicht sein dürfen. Darf
das sein, dass der Generalintendant Häußler 23 Monatsgehälter bekommt und
gleichzeitig Mitarbeiter, kleine Mitarbeiter ausgequetscht werden? Darf es
sein, dass kleine Mitarbeiter von einem ohnedies schon schlecht bezahlten
Vertrag auf einen noch schlechter bezahlten Vertrag reduziert werden, weil man
sparen muss? Nichts gegen Sparen, aber dann bitte bei den Richtigen anfangen
und dort, wo es was zu holen gibt.
Es ist schon interessant, dass das Kontrollamt in
dieser Deutlichkeit – wo wir doch alle, sagen wir einmal, die Höflichkeit des
Kontrollamtes in der Formulierung von Berichten kennen – sagt, dass im Bereich
der Gehälter vieles zu hoch angesetzt ist.
Kann es sein und kann uns das als
Mitgliedern dieses Gemeinderates und Landtages egal sein, dass es so ist, dass
dort Personen 90 Prozent über dem Durchschnitt der Wien Holding verdienen?
Ich habe nichts gegen leistungsbezogenes Entgelt, ich habe nicht grundsätzlich
ein Problem damit, außer wenn es überzogen ist und wenn es vor allem zu einer
Situation kommt, in der das Unternehmen ein Problem hat. Ich habe gehört und
den Medien entnommen, dass den Vereinigten Bühnen Wien dieses Jahr
6 Millionen EUR – 6 Millionen EUR; überlegen Sie sich ganz
kurz, was man damit alles machen könnte; mit 6 Millionen EUR könnte
man die Fußballplatzprobleme vom Herrn Kenesei lösen, man könnte ganz viele
Musikschulplätze machen und so weiter und
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