Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 88
anders werden.
Wir erwarten uns mehr Transparenz von den Vereinigten
Bühnen Wien. Unter anderem bringen wir deshalb einen Beschlussantrag ein, der
dafür Sorge tragen soll, dass der Kulturausschuss entsprechend informiert wird über
die Gebarung der Vereinigten Bühnen.
„Der amtsführende Stadtrat für Kultur und
Wissenschaft wird aufgefordert, zu veranlassen, dass die Vereinigten Bühnen
Wien ab sofort hinsichtlich aller ihrer Geschäftsfälle dem
Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft vierteljährlich einen
schriftlichen Bericht zur wirtschaftlichen Lage, zur künstlerischen Arbeit und
zukünftigen Planung vorzulegen und diesen mit den Mitgliedern des Ausschusses
zu diskutieren haben.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.“
Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn es dem Herrn
Stadtrat offensichtlich nicht gelingt, die Vereinigten Bühnen alleine zu
kontrollieren, dann werden wir ihm sehr gerne dabei helfen. Wir hoffen, dass
dieser Antrag eine Mehrheit findet. Dann werden wir von der Opposition und von
den GRÜNEN dafür Sorge tragen, dass im Ausschuss selbst die notwendige
Kontrolle stattfinden kann.
Die Vereinigten Bühnen dürfen nicht länger das
Sorgenkind der Wiener Kulturpolitik bleiben. Es ist nicht verwunderlich, dass
ganz viele Menschen in dieser Stadt uns alle hier häufig darauf ansprechen, und
zwar in einem negativen Zusammenhang. Das können wir uns nicht leisten.
Angesichts der hohen Subventionen muss sich dort etwas ändern. Der Herr Stadtrat
ist dafür zuständig, und entweder er ändert etwas oder er tritt zurück. –
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das
Wort hat Herr GR Dr Wolf. Bitte sehr.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Um der Formalität Genüge zu tun, signalisiere ich die
Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Wir sind für die Subvention des
Ensembletheaters, weil wir glauben, dass das eine richtige und wichtige Entscheidung
ist und das Ensembletheater in dieser Höhe, wie vorgesehen, subventioniert
werden soll.
Ich nehme aber natürlich zu all dem, was schon gesagt
wurde, Stellung, zu den Kontrollamtsberichten – einer über Antrag der ÖVP,
einer über Antrag der FPÖ –, die gemeinsam gravierende Mängel, Misswirtschaft,
Verschwendung, Rechtswidrigkeiten, mangelnde Kontrolle, massive
Strukturprobleme, mangelnde Transparenz, die Verschwendung von Steuermitteln,
den Verstoß gegen das Bundesvergabegesetz und zu guter Letzt die Sanierung der
Sanierung erhoben haben.
Diese Kontrollamtsberichte stellen gravierende
Missstände fest. Das ist nicht zu akzeptieren, vor allem kann man nicht zur
Tagesordnung übergehen. Denn was war die Reaktion jener, die verantwortlich
sind dafür? Renate Brauner hat im Kontrollausschuss versucht, die Angelegenheit
auszusitzen, im wahrsten Sinn des Wortes, und im Übrigen darauf verwiesen, dass
sie nicht verantwortlich sei für die Verträge, die der vormalige
Generaldirektor bekommen hat. Ernst Woller, der Kultursprecher der
Mehrheitsfraktion, lobt die künstlerischen Leistungen des Theaters an der Wien
und stellt im Übrigen lakonisch fest, das Ronacher braucht Zeit. Mehr ist ihm
dazu nicht eingefallen. Und Andreas Mailath-Pokorny schweigt und – wir haben es
heute in der Fragestunde erlebt – versucht, sich als nicht informiert, nicht
wirklich verantwortlich darzustellen.
Offenbar soll wieder das passieren, was in anderen
Fällen passiert: Die politische Verantwortung soll verdunsten. Wir haben das
erlebt am Prater-Vorplatz. Grete Laska hat dort die Verantwortung zu tragen für
60 Millionen, die irgendwo unterwegs nicht zweckgemäß und nicht
sinnstiftend investiert wurden. Sie hat auch – wir wissen das alles – das
Debakel rund um die EURO, die Fußball-Europameisterschaft, zu verantworten, und
sie hat auch das Debakel im Hanappi-Stadion, das noch immer nicht abgerechnet
ist, zu verantworten. Und dann hat sie beschlossen, Ganztagesoma zu werden, und
so soll die politische Verantwortung verdunsten. So wird das nicht gehen. (Beifall bei der ÖVP.) Und wenn sie
früher beschlossen hätte, Ganztagesoma zu werden, hätten sich die Wienerinnen
und Wiener viel Geld erspart. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP.)
Seit
Jahren – und das ist das Ärgerliche – halten Kontrollamt und Rechnungshof
gravierende Mängel bei den Vereinigten Bühnen Wiens fest. Die Reaktion des
Stadtrates: Keine. Er lässt die Dinge laufen und erfüllt vor allem seine
Verpflichtung nicht, die sparsame und wirtschaftliche Verwendung öffentlicher
Gelder sicherzustellen. Das wäre seine Aufgabe.
Dieser
Kontrollamtsbericht erfordert Konsequenzen. Immerhin beziehen die Vereinigten
Bühnen Wien heuer zirka 37 Millionen EUR, in den vergangenen Jahren
zirka 40 Millionen EUR, also in jenen Jahren, mit denen sich das Kontrollamt
beschäftigt hat. Das sind 50 Prozent der Subventionen für Theater,
Musiktheater und Tanz.
Und was geschieht mit dem
Geld, mit dem Steuerzahlergeld? Die Intendanten bekommen Prämien, die nicht im
Dienstvertrag stehen. Der Generaldirektor bekommt neun Monatsgehälter Prämien
ohne vertraglich fixierte Kriterien. Das heißt, Kriterien, wonach das bezahlt
werden soll, gibt es nicht, sehr wohl aber Bares auf die Hand. Die
Musical-Intendantin bekommt Prämien, die selbst für das Kontrollamt nicht
nachvollziehbar sind. Sie hat einen Dienstwagen und bekommt Fahrtenersatz
bezahlt. Sie verrechnet falsche Sachbezüge, oder es wurden, um es vielleicht
juristisch korrekter zu sagen, falsche Sachbezüge verrechnet. Es gibt falsche
Kilometergeldabrechnungen. Es gibt falsche Zuseherzahlen, was die Auslastung
schönschminken soll. Dann werden die Gehälter um 7,7 Prozent angehoben und
liegen damit – das wurde schon gesagt – weit über den Bezügen der übrigen
Geschäftsführer der Holding-Betriebe. Warum das alles so ist, wird niemand
erklären können. Erfolg kann es nicht gewesen sein. (Beifall bei der ÖVP.)
Das Theater an der Wien – das wird
Ernst Woller
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