Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 88
Kulturgegenständen aus den Sammlungen der Museen der
Stadt Wien sowie der Wien-Bibliothek im Rathaus. Ich bitte den
Berichterstatter, Herrn StR Dr Mailath-Pokorny, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Bitte um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Ich
eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Schreuder.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Kollege Baxant!
Um auf die letzte Rede - die Umgruppierung habe ich
noch nicht ganz verinnerlicht - sozusagen auch eine Antwort noch einmal von
grüner Seite zu geben: Ich habe mir kurz vorher überlegt, ob ich mich zum Wort
melde. Ich habe mir gedacht, ich mache es nicht. Bei diesem Akt habe ich mir
gedacht - das sage ich jetzt, das passt auch zur Restitution – und in diesem
Fall sage ich ganz klar von Seiten der GRÜNEN: Wir sind der Meinung, dass die
Restitution in Wien sehr gut funktioniert. Wir sind sehr zufrieden und sehr
glücklich über die Restitutionsberichte, die wir vorgelegt bekommen. Ich möchte
mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, beim Herrn Mag Wladika, bei
den Provenienzforschern und -forscherinnen, bei den Museen bedanken und auch
für die großartige Restitution dieser Stadt. Das wäre tatsächlich kein Grund
für ein Misstrauen gewesen.
Der Grund, warum ich mich zum Wort melde, ist - und
ich mache es auch ganz kurz -, wir haben im Ausschuss mehrmals darüber
gesprochen, was denn nun mit den Kunstwerken, mit den Büchern, mit dem
geraubten Kulturgut, das im Besitz der Stadt Wien ist, passiert, mit dem Gut,
von dem man weiß, dass es geraubt und enteignet worden ist, wo allerdings sehr
oft keine Erben und Erbinnen mehr gefunden werden können. Und es ist auch immer
wieder von einer Frist die Rede. Zum Glück, möchte ich sagen, gibt es kein Ende
der Forschung und der Suche. Das halten wir auch für richtig, weil Erkenntnisse
immer wieder kommen und es ist ja nicht abzusehen, wann es Erkenntnis nicht
mehr geben sollte.
Eine Idee, die wir im Ausschuss eben nur besprochen
haben - und deswegen wollte ich das auch einmal hier öffentlich gesagt haben,
weil es hier ein Protokoll gibt -, und die wir vorschlagen und ich werde das
auch gar nicht beantragen, sondern das ist nur ein Impuls, den ich geben
möchte. Vielleicht können wir darüber gemeinsam reden. Ich halte es für eine
interessante Idee. Das könnten wir auch gemeinsam mit anderen Bundesländern,
vor allem mit dem Bund machen: Wie wäre es, wenn man die Kunstwerke, die
Kunstgegenstände, für die man keine Erbinnen und Erben mehr findet, auf Reisen
schickt nach dem Motto „Erben gesucht“? Wie wäre es, wenn man dort in Los
Angeles, in New York, in London, in Tel Aviv, in Sydney, beispielsweise auch in
Wien diese Kunstwerke wirklich bewusst zeigt und sagt: „Wir, die Stadt Wien
oder wir, die Republik Österreich, haben diese Kunstwerke, dieses Kulturgut in
unseren Sammlungen. Wir sollten sie nicht haben, weil es geraubt worden ist und
wir wollen es denjenigen wieder zurückgeben, denen es ursprünglich gehört hat.“
Eine Idee, die ich einfach hier präsentieren möchte und über die ich gern
diskutiert haben möchte. Ich hoffe, es wäre sehr schön, wenn das gelingen
würde. - Vielen Dank.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Als
Nächste am Wort ist Frau GRin Schinner.
GRin Katharina Schinner (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Lassen Sie mich auch ein paar Sätze zu dem
vorgelegten Restitutionsbericht sagen. Ich kann eigentlich viel von dem, was
gerade auch mein Vorredner in seiner Einleitung gesagt hat, nur auch
unterstreichen und sozusagen noch einmal hervorheben, wie unglaublich
verantwortungsvoll und sensibel die Stadt Wien mit ihrer historischen
Vergangenheit umgeht. Ich glaube, dass man in diesem Zusammenhang noch einmal
ganz explizit sagen sollte, dass es keine Selbstverständlichkeit ist und hier
die Stadt Wien wirklich eine Vorreiterrolle einnimmt, dass sie sich aktiv auch
auf die Suche der Erben macht und dass sie hier Impulse setzt, die in den
letzten Jahren ganz eindeutig zu einer lückenlosen, transparenten und sehr,
sehr zügigen Abwicklung geführt hat und in diesem Zusammenhang das Museum der
Stadt Wien und die Wien-Bibliothek einfach großartige Arbeit geleistet haben,
hier sehr, sehr kontinuierlich dieser Arbeit nachgehen und das Ganze in Zahlen
gegossen hat, das, so denke ich, diesen Punkt auch sehr greifbar macht und auf
eine sehr spürbare Ebene herunterholt.
Ich habe mir das herausgesucht: Seit 2001 wurden
in den Sammlungen der Stadt Wien 69 000 fragliche Erwerbungen untersucht
und davon wurden 5 300 tatsächlich an Rechtsnachfolger restituiert. Ich
glaube, das sind sehr, sehr große Zahlen und ich denke, da wird auch spürbar
und begreifbar, wie viel Arbeit, wie viel Suche, wie viel Recherche hier
tagtäglich von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen geleistet wird. Ich denke,
auch das bedarf eines eigenen Wortes und eines Dankes in diese Richtung. (Beifall bei der SPÖ.)
Vielleicht noch zwei Punkte, die auch diesen Umgang
mit Restitution der Stadt Wien, finde ich, sehr greifbar machen. Einerseits,
wenn man sich den Rückkauf der Sammlung Strauss-Meiszner im Jahre 2001 ansieht,
der für das kulturelle Erbe der Stadt Wien einfach besonders war und was,
glaube ich, ein sehr, sehr wichtiger Schritt war. Das Zweite, das, finde ich,
sehr schön zeigt, mit welcher Sensibilität umgegangen wird, ist der Fall
„Pappenheims Tod“, wo man außerhalb des Restitutionsgesetzes diesen an die
Rechtsnachfolger übergeben hat. Hier hat man, finde ich, ein sehr, sehr schönes
Beispiel dafür geliefert, wie erfolgreiche Restitutionspolitik in einer Stadt
geschehen soll und geschieht.
So kann ich abschließend
eigentlich nur sagen: Ich bin davon überzeugt und kann aus meinem Beobachten
und Erleben sagen, dass ich denke, dass die Restitutionshaltung der Stadt Wien eine
extrem proaktive ist und ich glaube, darauf kommt es ja an. Wenn man sich auch
die Internetdatenbank ansieht, mit der ja eigentlich schon
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