Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 88
Dr Martin Graf zum Vorsitzenden
des Bankenuntersuchungsausschusses gewählt haben. (StR David
Ellensohn: Falsch! Falsch!) Na ja, dann werden Sie (StR David
Ellensohn: Einmal ja, einmal nein!) das berichtigen. Gut.
Also Sie haben zumindest ein
Mal Dr Martin Graf zum Vorsitzenden des Bankenuntersuchungsausschusses
gewählt. Immerhin, da sind Sie nicht nur eine Sachkoalition mit der FPÖ
eingegangen, sondern haben auch in einer Personalentscheidung mit und für die
FPÖ gestimmt und sogar für jene Person, die nun auf Ihrem T-Shirt prangt.
Ich sage Ihnen in aller Deutlichkeit: Die von Ihnen
zitierten Berührungsängste zu faschistischen Ideologien werden offenbar nicht
abgebaut, wenn Dr Martin Graf von den GRÜNEN zum
Untersuchungsausschussvorsitzenden gewählt wird. Das ist eine Scheinheiligkeit
und eine Selbstgerechtigkeit, die Sie hier an den Tag legen! (Beifall bei
der ÖVP.)
Aber es ist noch unerhörter, wenn Sie Vertretern der
SPÖ oder der ÖVP vorwerfen, Berührungsängste zu faschistischen Ideologien
abzubauen. Sie müssten sogar vor sich selbst jedes Recht verloren haben, sich
als moralisches Gewissen zu präsentieren, spätestens zu dem Zeitpunkt, als Sie
Dr Martin Graf zum Vorsitzenden für den Bankenuntersuchungsausschuss gewählt
haben! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Novak. Ich erteile es ihr.
GRin Barbara Novak (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte mich zu Beginn
meiner Wortmeldung doch für die sehr sachliche, differenzierte und
zurückhaltende Wortmeldung der Kollegin Vassilakou bedanken. Das überrascht
jetzt vielleicht, aber nach dem Lesen dieser Dringlichen Anfrage, insbesondere
der Begründung, hätte ich mir etwas anderes erwartet. Ich bin sehr dankbar,
dass es so nicht gekommen ist, weil mich beim Lesen dieser Begründung vor allem
ein Absatz wirklich sehr gestört hat und ich würde sagen, fast sogar verletzt
hat, nämlich jener, wo die grüne Fraktion der Sozialdemokratie in diesem Haus
Sachen unterstellt, dass sie den Boden dafür bereitet, dass in Ebensee und
Mauthausen diese Vorkommnisse passieren konnten.
Das will ich auf das Schärfste für mich und für meine
ganze Sozialdemokratische Fraktion hier, aber auch im Nationalrat und für die
SPÖ in Österreich zurückweisen, dass dies sicher nicht auf Grundlage
sozialdemokratischer Politik passiert ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Ganz im Gegenteil, die SPÖ
ist eine ganz klar antifaschistische Partei. Die SPÖ ist eine Partei, die sich
jeden Tag in vielen, vielen Initiativen, Projekten und durch ihre Funktionäre
und ihre Mitglieder ganz persönlich gegen Rassismus und Faschismus äußert und
auch Initiativen setzt und Projekte macht und die es als ihr vordringliches
Ziel auch im Sinne von Niemals-vergessen sieht, in diesem Bereich tätig zu sein
und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, was an Gräueltaten in der
jüngsten Vergangenheit in diesem Land passiert ist.
Die Frage ist allerdings und die Diskussion hat es
gezeigt, dass bei allem Konsens, zu dem sich die SPÖ ganz klar immer wieder
deklariert und wir haben diesen gemeinsamen Konsens mit all den Werten, die
auch Klubobfrau Vassilakou hier aufgezählt hat, ob es die Solidarität war oder
die Hilfsbereitschaft, der Schutz von Minderheiten, die ganz klare Trennung von
Politik und Staat und auch vom Religionenstaat, bei all diesem Bekenntnis sieht
man doch, dass die Diskussion eine ist, die differenzierter zu betrachten ist,
die kein Schwarz und Weiß ist, kein Ja oder Nein, sondern eine ist, die auch -
und gerade die Wortmeldung vom Kollegen Ulm auch, was das Abstimmungsverhalten
von grünen Kolleginnen und Kollegen immer wieder betrifft zeigt das -
differenziert zu führen ist.
Die SPÖ hat eine ganz klare Haltung und die Stadt
Wien ist und gerade hier wird uns ja immer vorgeworfen, dass SPÖ und Stadt Wien
eins ist und dasselbe ist – nein, es ist nicht dasselbe und das beweist sich
auch anhand solcher Inseratschaltungen oder anderer Förderungen. Die Stadt Wien
muss einen anderen Weg gehen. Die Stadt Wien kann nicht einen Weg der
Ausgrenzung gehen, wenn auch die Stadt Wien sich klar von bestimmten
politischen Inhalten abgrenzt, wie es natürlich gerade in einem ganz rechten
Randbereich der Freiheitlichen immer wieder vorkommt. Es gibt hier auch, und
das ist ja belegt, Verurteilungen von FPÖ-Mandataren, die zum Beispiel - und
das kann man leugnen oder sich nicht mehr ganz sicher sein, das ist ja nicht
etwas, das man wegdiskutieren muss. Davon grenzen wir uns und davon grenzt sich
mit Sicherheit auch die Stadt Wien klar ab und davon, so hoffe ich, grenzen
sich auch demokratisch gewählte Mandatarinnen und Mandatare der FPÖ in diesem
Haus ab. Es wäre schön, hier auch einmal eine klare Stellungnahme zu bekommen.
Die Frage der Vielfalt in dieser
Stadt betrifft auch, dass ich das einmal so sage, habe ich fast nicht geglaubt,
das Zulassen von politischen Meinungen wie es Wählerinnen und Wähler der FPÖ
haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt Wien und ich kann mir auch
nicht vorstellen, dass die SPÖ den Dialog mit freiheitlichen Wählern
einschränkt oder den Dialog mit freiheitlichen Wählern nicht mehr führt, weil
ich auch nicht der Meinung bin, Herr StR Ellensohn, dass alle freiheitlichen
Wähler faschistisch sind. (Aufregung bei StR David Ellensohn.) Lesen Sie
das Wortprotokoll nach: Sie haben uns den Rat gegeben, mit diesem Spagat, wie
Sie es nennen, aufzuhören, weil wir mit den freiheitlichen Wählern, die
faschistisch sind, nichts gewinnen können. Vielleicht haben Sie es anders
gemeint, dann sagen Sie es ... (StR David Ellensohn: Ein Teil! Ein
Teil!) Also nicht mit allen, sondern nur mit einem Teil. Ja, das glaube
ich, dass es mit einem Teil der freiheitlichen Wähler nicht zustande kommt,
aber dass der größere Teil der freiheitlichen Wähler, das wissen wir auch,
gerade bei den Jungen wissen wir das, nicht FPÖ wählen, weil sie diesem
faschistischen Gedankengut nachhängen, sondern dass das viele, viele Gründe
hat. Jetzt ist nicht der
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