Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 88
in der Dammstraße 37 gestimmt. Da steht stolz
hier auf der Titelseite „Nein zum islamischen Zentrum.
2 500 Unterschriften hat eine Bürgerinitiative gegen die Errichtung
eines islamischen Zentrums in der Dammstraße 37 mit Unterstützung der
SPÖ-Brigittenau innerhalb kürzester Zeit sammeln können." Es wird dann
auch darauf eingegangen, warum das hier nicht gewünscht wird.
Das Ganze fand dann ein legistisches Ende insofern,
dass alle damals im Bezirk vertretenen Parteien, auch die GRÜNEN, SPÖ, FPÖ und
ÖVP, einen diesbezüglichen Antrag eingebracht haben und sich dieser Antrag
damit beschäftigte, warum dieses Zentrum oder dieser Bau – egal, wie man es
bezeichnen will – nicht in diesem Gebiet errichten werden soll. Am Schluss
dieses Antrages steht – ich möchte nur einen Satz zitieren: „Würde das Projekt
verwirklicht werden, seien Konflikte mit den Anrainern vorprogrammiert und vermeidbare
unnötige Spannungen zwischen einer Religionsgemeinschaft und benachbarten
Bürgerinnen und Bürgern zu befürchten." (GR Erich Valentin: Wann war das? Verraten Sie das Datum! Wann war das?
Sagen Sie das! Ich höre nicht, wann das war!)
Dieser Antrag wurde damals einstimmig angenommen. In
der Zwischenzeit hat sich einiges geändert. Es ist zwar nichts Wesentliches
mehr geändert worden, aber die SPÖ hat sich in den letzten Jahren, insbesondere
in den letzten Monaten, inhaltlich doch ein bisschen von dieser Variante des
Nichtbauens getrennt und ist halt jetzt Feuer und Flamme dafür, dass man das
dort errichtet. Ob das jetzt um vier oder fünf Meter höher, breiter oder nicht
breiter ist, ob der Gehsteig breiter ist oder nicht breiter ist, ob drei
Parkplätze oder eine Garage mit fünf Garagenplätzen mehr gebaut wird oder
nicht, das sind ja alles Peanuts, meine Damen und Herren, entscheidend ist,
dass es dort gebaut wird. Und das ist mit Ihrer Unterstützung so.
Das Gleiche haben wir ja auch in Meidling. Ich war
sogar bei der Eröffnung dieses Zentrums vor zwei Jahren dabei. In Meidling
betreibt der gleiche Verein in der Reschgasse ebenfalls so ein Zentrum. Es ist
noch nicht fertig, es ist noch im Bau. Das wird alles eingereicht unter
„betriebliches Gebäude", und zwar alles von der ATIB. Ich gehe dann auf
diesen Verein noch ein bisschen näher ein.
Übrigens hat der Vorsitzende dieses Vereines am
15. Mai im „Kurier" – das war nach der Demonstration am 14. Mai
– in einem Interview behauptet – das ist eine glatte Unwahrheit –, dass der
Verein überhaupt von niemandem gefördert wird, er wird nur von Spenden erhalten
und lebt von Spenden. Das kann man sehr leicht widerlegen, indem man sich die
Grundbuchsauszüge dieser Häuser, die ATIB in Wien hat, näher ansieht. Natürlich
keine Rede davon, dass das rechtlich der ATIB an sich gehört. Es ist aber alles
mit Pfandrechten von türkischen Banken beziehungsweise von türkischen
Kulturvereinen belegt. Ob das dann die richtige Entscheidung ist? Kollege
Al-Rawi nicht nervös werden, du kommst eh noch daran. Oder? (GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Es geht um was
anderes!) Ach so.
Meine Damen und Herren! Wir werden daher aus
diesem ... (GR Erich Valentin: Was
hat das mit dem Aktenstück zu tun?) Es ist ausgemacht, dass wir hier
darüber diskutieren können. – Neben Geschäften, Wohnungen,
Versammlungsräumlichkeiten wird dort natürlich auch ein so genanntes
multikulturelles Gesellschaftszentrum, Versammlungszentrum, was auch immer,
gebaut, und natürlich wird es wie in allen anderen diesen Gebäuden – wir kennen
ja in Wien sehr, sehr viele, jeder weiß es – auch einen Gebetsraum geben. Ob
man das jetzt als Moschee in dem Sinne bezeichnet – Minarette wird es dort
keine geben, selbstverständlich nicht – oder auch nicht, es ist ein
Versammlungsraum genau wie in allen anderen diesen Gebäuden. Nach der
Bauordnung dürfte er in Wirklichkeit wahrscheinlich gar nicht errichtet werden,
darauf möchte ich aber gar nicht näher eingehen. Schauen Sie sich selbst die
Bauordnung § 106a an. Da geht es nämlich darum, was Gebäude mit
Aufenthaltsräumen und so weiter alles haben müssten, und dann schauen Sie sich
die jetzt schon existierenden Gebäude von ATIB an, was die tatsächlich haben.
Meine Damen und Herren! Daher bringen wir einen
Beschlussantrag ein, und zwar der Dr Eisenstein, Klubobmann
DDr Schock, die Frau Henriette Frank, der Herr David Lasar und meine
Wenigkeit. Ich werde ihn jetzt nicht komplett vorlesen. Es geht im Großen und
Ganzen darum, dass die Wiener Bauordnung eine Sonderwidmung für publikumsintensive
Veranstaltungsstätten einführen soll. Man muss hier Überlegungen einbeziehen,
weil uns das in Zukunft wahrscheinlich noch einige Male in Wien bevorstehen
wird, dass ATIB das eine oder andere Gebäude kaufen wird, sanieren wird und
hier ein islamisches Zentrum errichten will.
Ich ersuche, diesen Beschlussantrag, für den wir die
sofortige Abstimmung beantragen, dann abzustimmen, und ich ersuche Sie, dem
auch zuzustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend): Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Bevor der Herr Dr Madejski sicher noch sehr wertvolle
Ausführungen hat: Da ich als Dritter Vorsitzender ja nicht in der Präsidiale
bin, habe ich mich jetzt kurzgeschlossen, wie die Vorgangsweise war, und ich
höre zu meinem Erstaunen, Dr Madejski, dass das nicht so vereinbart war,
dass Sie jetzt nur über den 20. Bezirk sprechen. Ich bitte daher, das
wirklich in der gebotenen Kürze abzuhandeln, vor allem die Anträge. (GR Dr Herbert Madejski: Ich habe
schon über die Donaustadt und Meidling gesprochen! – GR Erich Valentin: Ja,
vielleicht in einem Halbsatz!) Aber vorher nicht.
GR Dr Herbert Madejski
(fortsetzend):
Selbstverständlich. Zum zweiten Beschlussantrag. Da wird in der
Dammstraße ... (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es geht um
Flächenwidmungen, und das ist ein entscheidender Punkt. Bauordnung und
Flächenwidmung sind an sich untrennbar miteinander verbunden, ohne das eine
wird es das andere nicht geben. Das wissen alle, die seit über 20 Jahren in
diesem Haus sitzen, auch der Kollege
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