Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 118
Frage, um welche Kosten wir denn in Zukunft Kredite bekommen,
das hat für die Frage, wie viel wir denn zahlen müssen, wenn wir Fremdkredite
aufnehmen, eine ganz, ganz große Auswirkung. Deswegen ist die Erfüllung des
Maastricht-Kriteriums für 2008 eine ganz wichtige Grundlage dafür, dass wir
jetzt in Zukunft, wo wir zusätzliche Mittel brauchen, sie auch wirklich
aufnehmen können, sie zu halbwegs vernünftigen Bedingungen aufnehmen können und
wir auch die entsprechenden Mittel bekommen, um antizyklisch zu agieren, um die
Wirtschaft und die Arbeitsplätze entsprechend unterstützen zu können. (Beifall bei der SPÖ.)
Gerade jetzt haben Investitionen eine ganz hohe
Bedeutung, wie wir wissen, weit über die Stadt hinaus. Deswegen sind die
nachfragewirksamen Ausgaben mit fast 4,3 Milliarden EUR in diesem
Rechnungsabschluss ein Spitzenwert. Deutlich mehr als ein Drittel der
Gesamtausgaben der Stadt wird für Aufträge und damit für die Wiener Wirtschaft
eingesetzt. Das reicht von Gebäudeerrichtungen über Einkauf von
Verbrauchsmaterialien bis hin zu Beschaffungen des Stadtgartenamtes,
Programmierungsleistungen und vieles anderes mehr. Das heißt, hier setzen wir
deutliche Impulse, sowohl in der Stadt im engeren Sinn als auch in unseren
Unternehmungen wie der Wien Holding.
Besonders im Zentrum steht das Bau- und Baunebengewerbe,
wofür wir 1,79 Milliarden EUR mobilisiert haben. Ich denke, das ist
ein wichtiger und ganz, ganz zentraler Kernpunkt dieses Rechnungsabschlusses.
All das wird von einem in dieser Stadt im Prinzip
gleichbleibenden Personalstand umgesetzt. Wir haben einen Wert von 56 724
Dienstposten in diesem Rechnungsabschluss. Warum er um einige 100 gesunken ist,
wissen Sie. Das Personal der Wiener Friedhöfe ist jetzt im Wiener Stadtwerke
Konzern eingeordnet. Im Prinzip bleibt unser Personalstand gleich, aber wir haben
im hohen Ausmaß – und auch das zeigt dieser Rechnungsabschluss – die Effizienz
gesteigert. Und das macht auch Sinn. Ich kann mich wenig anfreunden mit
Vorschlägen, die öffentliche Hand soll jetzt möglichst viele Leute kündigen und
gleichzeitig viel Geld in die Hand nehmen, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Das macht wenig Sinn. Aber die Effizienz muss gesteigert werden, wir müssen
noch besser werden, und das ist, denke ich, im vergangenen Jahr sehr
erfolgreich gelungen. Wenn ich an unsere Dienstleistungspräsentation am
Rathausplatz vor wenigen Tagen und Wochen denke, so hat sie gezeigt, wie sehr
gut diese Stadt funktioniert.
Sie funktioniert auch im engeren Sinn, sowohl im
Bereich der Hoheitsverwaltung – mit der Einführung von SAP werden wir weltweit
als Vorbild gezeigt –, aber auch bei politischen Vorgaben, die wir gesetzt
haben, wie zum Beispiel die Geschlechtergerechtigkeit, das gender-spezifische
Ziel der Erhöhung des Anteils von Frauen in leitenden Positionen oder auch die
entsprechenden Förderungen, die Frauen bekommen, wenn sie in leitenden
Positionen bei Wirtschaftsunternehmungen sind. Hier konnten die Förderungen
auch gesteigert werden, zum Beispiel im Bereich der Investitionen der
Sachgüterindustrie, wo bei dieser Förderaktion von 37 Betrieben 18 Frauen in
leitenden Positionen waren.
Ein weiterer Schwerpunkt dieses Rechnungsabschlusses
ist das Thema Gesundheit und Soziales. Sie wissen es alle, es liegt mir nach
wie vor sehr am Herzen, weil ich der festen Überzeugung bin, dass
Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik kein Gegensatz sind, sondern nur in einer
Gesellschaft, in der der soziale Zusammenhalt regiert, wirklich qualitativ
hochwertige Wirtschaftsentwicklung möglich ist.
Entsprechend sind auch die Summen, die wir hier
ausgeben: 2,85 Milliarden EUR für den Bereich Gesundheit, Soziales und
Pflege, also eine Steigerung von 387 Millionen EUR. Das ist ein
Viertel unseres Budgets und unterstreicht diesen Schwerpunkt. Es ist gut
eingesetztes Geld. Es ist viel Geld, aber gut eingesetztes Geld. Die Schaffung
der Dialyseplätze, zum Beispiel, oder das neue Geriatriezentrum Leopoldstadt,
das Wohn- und Pflegehaus Favoriten – das ist wirklich gelebte Sozialpolitik.
Und wenn ich nur an den Mobilpass denke, so ist das eine Einführung, die auch
jetzt für weitere Maßnahmen, für die Umsetzung neuer Projekte ganz wichtig ist.
Ein weiterer riesiger bedeutender Schwerpunkt, gerade
aus wirtschaftspolitischer Sicht: Bildung, Qualifikation, gute
Bildungseinrichtung, vom Kindergarten bis zur universitären Ausbildung, von der
Lehrausbildung bis zur beruflichen Weiterausbildung. Dafür steht Wien, und das
ist für den Wirtschaftsstandort Wien, für unsere Wettbewerbsfähigkeit von ganz,
ganz zentraler Bedeutung. Wir wollen, dass alle jungen Menschen, egal, woher
sie kommen, ihre Chancen nutzen können. Wir können es uns gar nicht leisten,
hier welche links liegen zu lassen, denn die Bildung ist der Rohstoff der
Zukunft. Deswegen zum ersten Mal mehr als eine Milliarde im Bereich Schulen und
Bildungseinrichtungen. Sehr viel Geld, nämlich 381 Millionen EUR sind
es, die wir, schon vor Einführung des Gratiskindergartens, im Bereich
Kinderbetreuung investieren.
Wirtschaftsförderung und Forschung. Auch hier zeigt
dieser Rechnungsabschluss, dass sehr viel investiert wurde, mehr investiert
wurde als in der Vergangenheit. Mit den Programmen des Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds, mit den Calls unseres Zentrums für Innovation und
Technologie, oder mit Departure, unserer Kreativagentur. Wir haben über
76 Millionen EUR für kommunale Forschungspolitik ausgegeben, obwohl
wir dafür eigentlich gar nicht zuständig sind, weil es Bundesangelegenheit ist,
aber es ist uns so wichtig, dass wir diesen Spitzenwert investiert haben. Wir
haben weiters im Bereich Lifestyle mit dem Campus Vienna Biocenter, im Bereich
Medien mit dem Media Quarter Marx, im Bereich Energieeffizient mit dem Projekt Energybase in Floridsdorf wirklich
hochqualitative Beispiele. Letzteres, zum Beispiel, ist ein Vorzeigeprojekt des
Greenbuilding-Programms der Europäischen Union.
Den WAFF habe ich schon erwähnt.
Er ist in Zeiten wie diesen unverzichtbar und er wirkt. TeilnehmerInnen am
WAFF-Programm sind länger beschäftigt, weniger
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