Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 102
Kapitel im
Rechnungsabschluss die Umweltpolitik. Aber trotz allem ... (GR Erich Valentin: Ach so?) Ja, es ist
so, lieber Kollege Valentin. Auch wenn du aus einem entsprechenden Humor heraus
das Ganze ein bisschen lockerer sehen musst, verstehe ich das. Aber es ist
trotzdem so, dass wir es hier abermals mit einer Situation zu tun haben - da
liegt ein Budget vor, das ungefähr so ausschaut wie der letzte
Rechnungsabschluss und der nächste Rechnungsabschluss ist dann einfach gleich
um die Valorisierung angepasst zu dem von einem Jahr zuvor. In Wirklichkeit
könnte man heute schon den Rechnungsabschluss 2009 diskutieren. Das wäre ja
kein Problem. Dann könnten wir uns das nächstes Jahr sparen. So viel
gestalterische Kraft wie die SPÖ in Wien hat, ist ja in dem umweltpolitischen
Konzept nachzulesen. Da tut sich rein gar nichts, es ist ein Fortschreiben der
Situation.
Ich möchte
hier auf drei wesentliche Momente deshalb eingehen, weil ich mich nicht auf das
Niveau der SPÖ begeben werde, die Rede des Vorjahrs einfach zu wiederholen,
sondern ich werde hier sehr konkret in einzelne Dinge näher einsteigen.
Sehr geehrte
Damen und Herren! Wichtig ist, dass man vor allem mit ein bisschen
Innovationsfreude auch an den Bereich der Umweltpolitik rangeht. Es ist nämlich
ein wichtiger Punkt auch insofern, weil große Vergaben stattfinden und deshalb
von hier aus auch wirtschaftliche Impulse gerade in Krisenzeiten ausgehen
könnten. Nur leider passiert es nicht.
Zu den drei
Hauptkritikpunkten, die mir nicht überraschend vorkommen, aber ich wiederhole
es hier trotzdem: Ihr Ressort, Frau Stadträtin, Sie hören es nicht gerne, aber
es ist die Realität, fungiert als Steuereintreiber. Sie cashen mit der
MA 30, der MA 31 und der MA 48 ordentliche Überschüsse ab, die Sie
dann ins allgemeine Budget einbringen müssen. Wenig bis gar nichts für den
Umweltschutz, viel fürs allgemeine Budget, weil ja dort auch riesige Probleme
sind und die Wirtschaftskompetenz der SPÖ eine sehr mangelhafte ist. Nicht nur,
dass Sie so an die 130 Millionen EUR zusammengerafft haben, haben Sie
mit dem Valorisierungsgesetz auch die Chance, dass dieser Automatismus erhalten
bleibt. So geht es munter weiter, dass man hier auch ständig mit den Gebührenerhöhungen
diesen Überschuss absichert. Ich finde es schon bemerkenswert, wenn die SPÖ
sich dann stark für die Daseinsvorsorge einsetzt. Da gibt es ein Fest im
Rathaus, das ja mit nicht wenigen Mitteln auch aus dem Umweltressort gesponsert
wird und diese Daseinsvorsorge unbestrittenermaßen als eine sehr wichtige
Komponente darstellt, dann aber genau die teuerste Stadt Wien sich hier
selbstlos gibt und damit jene Gruppe, die Sie angeblich vorgeben zu vertreten,
nämlich die sozial Schwachen, damit am meisten belastet. Sie von der SPÖ haben
als soziale Kraft schon längst in dieser Stadt abgedankt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein
wesentlicher dritter Punkt der Kritik ist, dass die längst fällige
Schwerpunktverschiebung von einer Administrierung der Umweltpolitik hin zu
einer aktuellen Herausforderung akzentuierter Politik nicht erfolgt ist. Sie
stellen sich nicht den Herausforderungen der Zukunft. Es ist eher etwas wie
Weiterwurschteln, Konzeptlosigkeit, more of the same von der Vergangenheit. Es
ist einfach so, dass hier offenbar auch die Ideen ausgegangen sind.
Ein Beispiel
sei hier nur stellvertretend für viele angeführt: Die Altlastensanierung. Auch
sie ist mit minimalen Mitteln ausgestattet und auch das wäre ein wichtiger
Punkt sowohl für die Qualität in einigen Bereichen Wiens für die Bewohnerinnen
und Bewohner als durchaus auch, um wirtschaftliche Impulse zu setzen. Das
bleibt aus und es bleiben die drei Spitzen Ihres Desasters über: Abcashen,
Gebührenerhöhungen und das Fehlen jeglicher Akzente. Mit solchen politischen
Fehlhandlungen zeigen Sie einmal mehr, dass Sie auch in umweltpolitischer
Hinsicht abgedankt haben.
Da wird Ihnen
auch nicht sehr viel helfen, wenn Sie Ihre neue Kompetenz jetzt noch weiter
ausfeilen, nämlich die einer kommunalpolitischen Kopieranstalt der Ideen der
ÖVP. Das war beim Gratiskindergarten so. Ja, Ihr habt das Thema übernommen. Das
war beim Thema Sauberkeit so, Stichwort „Waste Watcher“. Und ich bin überzeugt
davon, es wird beim Thema Sicherheit und Stadtwache ganz genau so sein. Bis zur
nächsten Wahl wird man dann auch von Ihnen ein Konzept bekommen, schön
abgekupfert von der ÖVP. Aber bedenken Sie dabei eines: Das Klauen der Ideen
ist das eine, das Umsetzen ist das andere. Hier trauen die Wienerinnen und
Wiener der ÖVP immer noch mehr zu als der SPÖ, sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Denn das Original
ist immer besser als die Kopie. Sie haben dankenswerterweise mit Ihrem Handeln
schon jetzt gezeigt, dass Sie auf die Kompetenz der ÖVP mehr als angewiesen
sind, damit in dieser Stadt etwas weiter geht.
Auch
bei den Reorganisationen kann man eigentlich keine konkrete politische Linie
erkennen. Da wird immer ein bisschen auf Verschleierungstaktik gespielt. Da
gibt es so diese Doch-nicht-aber-schon-Ausgliederung der MA 30. Da hat man
nicht sehr viel darüber geredet, das war irgendwie unangenehm. Normalerweise
ist das Umweltressort ja nicht ganz schüchtern, wenn es um
Öffentlichkeitsarbeit geht. Aber da war man doch ein wenig vorsichtig, weil man
sich selbst nicht so sicher war, wie man das in der Öffentlichkeit darstellen
soll, was eigentlich nicht darstellbar ist. Es ist Ihnen mit dieser
De-facto-Ausgliederung ein doppelter Fauxpas passiert. Sie haben nicht nur die
privatwirtschaftlichen Vorteile, die eine wirkliche privatwirtschaftliche
Ausgliederung mit sich bringen würde, nämlich die Reinvestition von
Überschüssen der MA 30, mit dieser Methode unmöglich gemacht, sondern Sie
haben auf der Negativseite alles kumuliert, was es nur an Möglichkeiten gibt
und vor allem eines, die politische und wirtschaftliche Intransparenz
kultiviert. Offenbar scheint also wirklich in der SPÖ schon die große Angst
ausgebrochen zu sein, die nächste Wahl mit Bomben und Granaten zu verlieren.
Das wundert mich nicht nach den letzten
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