Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 102
Wahlresultaten,
die Sie erleben mussten. Sie möchten schon jetzt alles tun, damit möglichst
alles der oppositionellen und gemeinderätlichen Kontrolle entzogen wird.
Das ist aber
nur ein weiterer Beweis, dass Sie keine Ahnung vom Wirtschaften und von
Volkswirtschaft haben. Gerade in Krisenzeiten wäre das ganz besonders wichtig.
Ich fordere Sie deshalb auf: Ändern Sie Ihre Politik oder machen Sie Platz für
einen ÖVP-Bürgermeister namens Dr Johannes Hahn! (Beifall bei der ÖVP.)
Kommen wir von
der Budgettrickkiste zur harten Realität in der Umweltpolitik. Da hat es in
letzter Zeit eine gigantische Anhäufung von Wasserrohrbrüchen gegeben. Man
stellt auch fest, dass darüber etwa keine Berichte mehr existieren. Das wird
alles auch wieder ein bisschen verschleiert. Aber, um nur den größten heraus zu
nehmen, nämlich den in Hietzing, da wurde der halbe Bezirk unter Wasser
gesetzt. Ich habe das nachrecherchiert. Durch dieses Rohrgebrechen sind
19 000 m³ ausgetreten und einfach unnütz versickert. Das ist eine
abstrakte Zahl. Aber dieselbe Zahl ist es, nämlich als Verbrauch der gesamten
Stadt St Pölten, die diese Wassermenge täglich nutzen hätte können,
nämlich brauchbar und wirtschaftlich hätte nutzen können, die Sie verschwendet
haben. Es ist eine ungeheure Ressourcenverschwendung, nicht nur von
volkswirtschaftlichem Vermögen, sondern es zeugt auch von umweltpolitisch wenig
bewusstem Handeln. Hier ist es schon bedeutsam, dass keinerlei Akzente gesetzt
werden.
In den letzen
14 Monaten, habe ich nachgerechnet und ich habe jetzt nur die großen
Wasserrohrbrüche hergenommen, nicht die kleinen – da kann ich schon verstehen,
wenn da und dort einmal etwas passiert -, waren es 11 an der Zahl, man
kann fast sagen, jeden Monat einer. Da werden Sie jetzt zur Antwort geben: Ja,
was können wir dafür, wenn die Wasserrohre alt sind? Keine Frage, die
Wasserrohre sind nun einmal auch lange in Betrieb. Gott sei Dank sind die auch
gut gebaut worden, zumindest zu einer Zeit, wo die SPÖ noch nicht so intensiv
ihre Budgetpolitik betrieben hat, wie sie es in den letzten Jahren gemacht hat,
nämlich indem sie einfach keine Investitionen durchführt und möglichst tolle
Überschüsse ins allgemeine Budget bringen möchte.
Richtige
Sozial- und Wirtschaftspolitik sieht anders aus. Gerade in Zeiten, wo es
wirtschaftlich nicht so gut geht, wäre das ein Signal, Investitionen zu setzen
und in der MA 30 sind Ihnen dabei 50 Millionen EUR übrig. In dem
Sinne ist das eine sehr, sehr gute Möglichkeit, das Wasser beziehungsweise die
Einnahmenüberschüsse hier auch einzusetzen. Nicht verschleiern ist wichtig,
sondern richtiges Handeln.
Wir werden
deshalb hier auch einen Antrag einbringen die Zweckbindung der
Einnahmenüberschüsse betreffend. Wir fordern hier auf, dass das Wiener
Wasserrohrnetz eine entsprechende Verbesserung erfahren soll, damit nicht nur
wirtschaftlich, sondern auch sozial die Dinge in Zukunft besser gehen werden.
In formeller Hinsicht beantragen wir hier die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Bleiben wir beim Wasser. Seit Jahren warten wir in
Wien auch auf den Abschluss der groß angekündigten Renaturierung des
Wienflusses. Hier spreche ich bewusst nicht von den Retentionsbecken, denn was
es hier in der Vergangenheit gegeben hat, waren Umbauarbeiten am Flussbett, die
vom Rechnungshof arg, also wirklich arg zersaust wurden. Laut Rechnungshof ist
von diesem ökologischen und auch wirtschaftlichen Desaster, das die SPÖ zu
verantworten hat, Folgendes geblieben: Es sind millionenteure Planungen
erfolgt, der Großteil der Mittel ist hier übrigens nutzlos in Planungsmittel
oder in Planungsmaßnahmen verpufft. 16 Millionen EUR Mehrkosten und
das Resultat: Die Revitalisierung von lediglich einigen hundert Metern
Fließgewässer. Das ist offenbar die wirtschaftliche und ökologische Bilanz der
SPÖ. Und dieses Desaster der Sonderklasse ist selbst für eine SPÖ-Wien wirklich
eine ganz große Katastrophe.
Ankündigungspolitik
ist leider auch in der Klimaschutzpolitik immer wieder zu bemerken. Hier sind
die Erstmaßnahmen, die das KliP gesetzt hat - ein gutes ursprüngliches Programm
- nur bei Ankündigungen geblieben, Umsetzungen sind nicht erfolgt. Da gibt es
dieses SEP, dieses Strategische Energieeffizienzprogramm, tolles Papier,
Hochglanzpapier, der Verkehrsmasterplan auch ein tolles Papier, nur leider
fehlt es überall an den Umsetzungen. Die Luftreinhaltepolitik ähnlich. Da haben
Sie viele Projekte zitiert, toll versucht zu vermarkten, wenig davon begonnen
und so gut wie gar nichts abgeschlossen. Wenn es hie und da zu CO2-Einsparungen
gekommen ist, dann ist das immer auf Maßnahmen zurückzuführen, auf die Sie
ohnehin keinen Einfluss gehabt haben oder wo Sie auch keinen Einfluss nehmen
mussten.
Es ist nicht
Zufall, sondern es ist einfach die Situation, dass man wirtschaftlich schon in
der Vergangenheit Maßnahmen gesetzt hat, die beispielsweise dazu geführt haben,
dass Produktions- und Industriebetriebe aus der Stadt abgewandert sind. Wenn
man sich heute natürlich die Vergleiche ansieht und sagt: Wien ist so sauber –
ja, was heißt das denn? Wien ist nicht sauber, sondern Wien sind Arbeitsplätze
verlustig gegangen. Und die CO2-Reduktionen, die Sie hier
darbringen, sind nicht ein Erfolg der Umweltpolitik, sondern in Wirklichkeit
Ihrer verfehlten Wirtschaftspolitik, sehr geehrte Damen und Herren der SPÖ! (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn
Ihnen offenbar die Arbeitsplätze, Frau Stadträtin, nachdem ich Ihre
Zwischenrufe nicht alle gehört habe und das hier anmerken wollte, nicht so
wichtig sind, dann sollten Sie das Ihren Wählerinnen und Wählern erklären. Mir
ist es sehr wohl wichtig, weil ich glaube, dass es nicht darum geht, dass man
lokal und in kleinkarierter Form irgendwelche Grenzen zieht und dort CO2-Ausstöße
berechnet, sondern mir geht es darum, das dort produziert wird, wo möglichst
ökologisch die Dinge passieren und auch dort dann entsprechende soziale
Maßnahmen gesetzt werden. Arbeitsplätze sollte man nicht gering schätzen. Das
ist ein wichtiges Mittel. Die Folgen der Wirtschaftskrise werden leider auch
noch
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