Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 102
es kann in
unserer Gesellschaft keine ökonomische Nachhaltigkeit geben, wenn der Profit
Einzelner auf die Belastung aller hinausläuft. Deshalb müssen wir zum Beispiel
dafür kämpfen, um ein globales politisches Thema hervorzuheben, dass in den
Preis einer jeden Sache das eingerechnet wird, was sie die Umwelt kostet,
welche Ressourcen sie braucht, was es allgemein die Umwelt kostet an sauberer
Luft, an Abfall, an Lärm, und so weiter. Es kann aber auch keine Nachhaltigkeit
geben, weder ökonomisch noch ökologisch, wenn diese darauf baut, dass sich nur
ein Teil der Gesellschaft daran beteiligen kann.
Es ist im
Übrigen auch der spezifisch sozialdemokratische Zugang zur Umweltpolitik, dass
wir sagen, es gibt keine guten umweltpolitischen Maßnahmen, wenn es sich nur
ein paar Menschen leisten können. Politik muss immer die gesamte Gesellschaft
im Blick haben, und zwar egal, ob reich oder arm. Das hat natürlich eine
massive globale Komponente. Das Grundprinzip unserer Politik muss sein - und
das betrifft die gesamte Welt -, dass wir in Zukunft andere so behandeln, wie
wir selbst behandelt werden wollen, auf internationalen Finanzmärkten, im
Welthandel, im Klimaschutz, weil eine globale Dynamik, die darauf aufbaut, dass
Reiche Arme ausbeuten, ob das jetzt Individuen sind oder der Staat ist, ist
nicht nachhaltig. Deshalb ist dieses Finanzsystem des Casinokapitalismus, das
darauf aufgebaut ist, dass der Profit privatisiert wurde und die Risken
vergesellschaftet wurden, auch so spektakulär kollabiert.
Es hat aber auch eine lokale Komponente, und damit bin
ich bei unserem Rechnungsabschluss. Denn gerade von der Umweltbewegung kann man
aus einem Leitspruch lernen, was der Zusammenhang zwischen globalen Themen und
lokalen Themen ist. Der Leitspruch ist: „Think global, act local." Das ist
genau unsere Verantwortung, wenn wir als Stadt Umweltpolitik machen, nämlich
umweltpolitisch lokal zu verhandeln - ganz offensichtlich haben wir das über
die letzten Jahrzehnte getan und darauf bin ich stolz - und dabei die globale
Perspektive im Blick zu haben. Das macht es natürlich ein bisschen schwieriger
in einjährigen Zeiträumen wie Rechnungsabschluss und Budget. Nachhaltige
Umweltpolitik ist und darf natürlich nicht an kurzfristigem Erfolg orientiert
sein, sondern an langatmiger und sukzessiver Arbeit für eine bessere Zukunft.
Deshalb freut
es mich ganz besonders, dass 2008 ein besonderes Jahr ist, weil es uns die
Möglichkeit bietet, auf ein paar langfristige Projekte zurückzuschauen. 2008
ist nämlich ein Jubiläumsjahr für verschiedene Dinge im Umweltbereich. Zum
Beispiel betrifft das den ÖkoBusinessPlan. Dieser ist 2008 10 Jahre alt
geworden und in diesen 10 Jahren haben 621 UnternehmerInnen in Wien in der
Praxis mit beeindruckenden Erfolgen gezeigt, wie ökologisches Wirtschaften
aussehen kann. Ich habe ein paar Zahlen da: Zum Beispiel sind fast 119 000
Tonnen weniger Abfälle, 160 Millionen Kilowattstunden weniger Energie,
47 000 Tonnen weniger CO2, 77 Millionen eingesparte
Transportkilometer und 1,8 Millionen Kubikmeter weniger Trinkwasser
gebraucht worden. Das spricht eine eindeutige Sprache.
Herr Kollege Stiftner,
das spricht auch eine eindeutige Sprache dafür, dass es kein Widerspruch ist,
ob man klimapolitisch Programme macht und auf der anderen Seite
wirtschaftspolitisch nachhaltig denkt. Es hat nämlich auch dazu geführt, dass
41 Millionen EUR an Betriebskosten gespart wurden. Das ist ein
Beispiel dafür, dass ökologisches Handeln und ökonomisches Handeln sich nicht
widersprechen, sondern langfristig sogar einander bedingen. (Beifall bei der SPÖ.)
„Think global,
act local." - das ist auch ein Slogan, den man über ein weiteres Jubiläum
stellen kann, nämlich 2008, im Oktober war es, gab es zehn Jahre ÖkoKauf.
ÖkoKauf ist das Programm für den ökologischen Einkauf der Stadt und klingt ein
bisschen banal, nur, wenn eine Stadt oder irgendwer in der Höhe von 5 Milliarden EUR
pro Jahr einkauft, dann bewirkt das ziemlich viel, wenn dieser Einkäufer sich
entschließt, das ökologisch nachhaltig zu tun. Zehn Jahre tun wir das bei
ÖkoKauf mit Folgen, die sich sehen lassen. Allein in den Jahren 2004 bis 2007,
also vier Jahre lang, wurden mehr als 103 000 t CO2
eingespart. Da gab es eine finanzielle Einsparung, nämlich in der Höhe von
44,4 Millionen EUR.
Gerade bei
ÖkoKauf muss man an Hand dieser unglaublich beeindruckenden Bilanz sagen, und
das möchte ich hier auch, weil immer wieder einige zuhören, die vielen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Magistrat - es waren 250 -, die in 22
Arbeitsgruppen Kriterienkataloge, Mustermappen, Studien et cetera erstellt und
eigentlich mit jedem Thema Neuland betreten haben, haben hier Großartiges
erreicht. Diese Arbeit hat die Stadt geändert und damit letztendlich auch die
Welt. Dafür möchte ich ein großes Danke sagen und ihnen den großen Respekt des
Hauses zollen. (Beifall bei der SPÖ.)
Dass der
Magistrat übrigens auch vor seiner eigenen Tür kehrt, sieht man bei PUMA. Auch
das ist heuer mehr als zehn Jahre alt geworden, ich glaube, sogar elf. Insofern
stimmt das mit dem Jubiläum nicht ganz. Daher ist es nicht nur ein Schmäh, wenn
Amtshäuser eine Ökobilanz ausweisen. Zehn Jahre PUMA ist alles andere als ein
Schmäh, sondern es ist ein bestes Beispiel dafür, dass in dieser Stadt auch vor
der eigenen Tür gekehrt wird.
Das
größte Thema natürlich im Zusammenhang mit „Think global, act local." ist
schon vom Herrn Kollegen Stiftner erwähnt worden, das ist natürlich das KliP.
Das haben wir, unsere Vorgängerinnen und Vorgänger und diejenigen von uns, die
schon da waren, im Gemeinderat vor zehn Jahren beschlossen. Das schauen halt
nicht nur wir uns an, Herr Kollege Stiftner, das schauen sich natürlich auch
objektive Einrichtungen, und zwar in großer Regelmäßigkeit, an. Das wird
regelmäßig evaluiert. Der aktuellste Bericht ist ursprünglich von der
unabhängigen Österreichischen Energieagentur verfasst, von 1999 bis 2007. Die
Österreichische Energieagentur kommt - ich bringe ein paar Beispiele - auf
folgende Ergebnisse des KliP in diesem Zeitraum bis 2007: Mit den gesetzten
Maßnahmen konnten per Ende 2007
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