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Gemeinderat, 48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 102

 

einmal dazu gesprochen, und dass die Schule in eine Offene Schule umgewandelt wird.

 

Jetzt ist es so, dass sich die Aufregung zwar etwas gelegt hat, aber trotzdem die Verunsicherung bei den Eltern nach wie vor gegeben ist. Und ich möchte Ihnen nicht vorenthalten, dass die Eltern dort nach wie vor Mails schreiben und auch mit der zuständigen Magistratsabteilung in Verbindung sind und noch immer nicht wissen, wie die Betreuungssituation für ihre Kinder sein wird. Sie haben nach wie vor Fragen ob der Qualität dieser Betreuungssituation, die ja jetzt in der Schule stattfinden wird und nicht mehr im Hort, und ich möchte auszugsweise aus einer Mail einer der Väter, die sich in dieser Initiative engagieren, auch vorlesen und Ihnen dies nicht vorenthalten. Er schreibt hier: „Lehrer sind keine Hort-Nachmittagspädagogen, wie auch immer man diese nennen mag. Lehrer sind in ihrer Ausbildung auf Wissensvermittlung ausgerichtet und wollen unterrichten, deshalb sind sie ja auch Lehrer. Hortpädagogen arbeiten sehr intensiv im Bereich der sozialen Kompetenzen und sind kreativ in der Arbeit mit den Kindern.“ Dann geht es weiter in Bezug auf die HortpädagogInnen und was jetzt dort gemacht wird: „Hier geht es um den Aufbau sozialen Wissens, sozialer Netzwerke, der Toleranz und Akzeptanz gegenüber Neuem, der Zuwendung zu anderen, Andersartigen, die Förderung der Vielfalt. Warum schließen Sie eine derartig erfolgreiche vorbildliche Einrichtung und können bis dato nicht einmal ein schlüssiges Ersatzkonzept vorlegen? Die Offene Schule startet in rund drei Monaten, wobei die hervorragende Arbeit und das Bemühen der Direktorin betont und daher hervorgehoben wird. Sie, die Stadtregierung, sind verantwortlich. Bis dato sind die zukünftigen Betreuer noch nicht bekannt, die Aufnahmegespräche werden im Juni stattfinden. Bis dato gibt es kein schlüssiges Raumkonzept für die Betreuung von zukünftig beinahe doppelt so vielen Kindern. Die Lehrer werden unterrichten und keine sozialen Kompetenzen vermitteln, das heißt, eine Unterrichtsstunde pro Tag wird den Kindern zusätzlich aufgebürdet.“

 

Dann geht es weiter: „Wird jedoch mein Sohn einen/eine gut ausgebildete/n Betreuer/in bekommen, oder die anderen derzeit hervorragend betreuten Kinder? Die BetreuerInnen sind bis dato nicht einmal bekannt, jetzt hat er zwei hervorragende und hervorragend ausgebildete BetreuerInnen, in Zukunft jeden Tag nur mehr eine/einen. Leider verstärkt sich der Eindruck der Sparpolitik auf dem Rücken der Volksschulkinder immer mehr, nicht nur mehr Kinderbetreuungsplätze, sondern mehr qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsplätze braucht die Stadt, um den sozialen Standard und die zukünftige positive Entwicklung ihrer Bürger sicherzustellen.“ Und so weiter und so fort.

 

Ich denke, dieser Vater hat recht, denn es geht in dieser Debatte rund um die Offenen Schulen den Eltern und vor allem den Eltern, die sich da auch zusammengefunden haben, um die Qualität, um die Qualität, die geboten wird in einer Betreuungsform, für die sie sich entschieden haben, nämlich für den Hort, und jetzt wurden sie vor die Tatsache gestellt, dass sich die qualitätsvolle Betreuung ändern wird.

 

Was ich in den ganzen Debatten rund um Kinderbetreuung, Kindergarten, Gratiskindergarten immer vermisse und auch immer wieder einfordere, ist die Qualitätsdiskussion. Auch hier wird auf die Qualitätsdiskussion nicht eingestiegen, es gibt keine Antworten für die Eltern, wie sie zu der Qualität kommen, die sie einfordern, und zu Recht auch einfordern, und es wird wahrscheinlich noch weitergehen, denn wenn wir dann eine Presseaussendung von KinderbetreuerInnen, die in diesem Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung angestellt sind, zu lesen bekommen, wo dann quasi mitgeteilt wird, dass dieser Verein das Personal nicht mehr verlängert und dass es hier massiven Personalmangel gibt, dann muss man sich schon fragen, ob die Lösung, die hier gewählt wurde, die richtige ist.

 

Dass sich im Bereich des Personals seit Jahren in dieser Geschäftsgruppe sehr wenig bis gar nichts tut, ist bekannt, und ich möchte hier nur drei Bereiche aus der Geschäftsgruppe heranziehen, wo es seit Jahren eingefordert wird, dass mehr Personal bereitgestellt wird. Das ist einerseits die MA 11, wo seit Jahren die Menschen, die Personalvertretung und die Gewerkschaft fordern - es wird nachher Kollege Meidlinger dann auch vielleicht einiges dazu sagen können -, dass es hier eine massive Personalaufstockung geben muss. Es sind Posten versprochen, es sind manche Posten nachbesetzt, aber es ist nach wie vor so, dass der Dienstpostenplan nicht ausgeschöpft ist, es sind mehr Personen im Dienstpostenplan vorgesehen, als dann tatsächlich mit Stand 31.12.2008 angeführt sind. Das ist im Rechnungsabschluss nachzulesen.

 

Vielleicht ist das irgendeine unerklärliche oder doch erklärliche Zahl, die hier zu sehen ist, aber wenn bei der MA 11 mit Jahresende 2008 725 Personen angeführt sind und im Dienstpostenplan 737, so sieht man, dass hier offensichtlich 12 Personen fehlen. Und es ist nicht nachzuvollziehen, warum gerade in diesem sehr heiklen und sehr sensiblen Bereich nicht aufgestockt wird, nämlich massiv aufgestockt wird, und immer wieder von SozialarbeiterInnen und Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, Mehrleistungen gefordert werden, sodass die Situation unerträglich ist, dass die Verfahren, die Abklärungsverfahren, die Fälle, die sie bekommen, immer mehr werden, dass die Zeiten, die sie mit KlientInnen verbringen sollen, immer weniger werden, dass man gerade einmal zwei, drei Sätze mit KlientInnen sprechen kann und dann eigentlich die Zeit, die sie zur Verfügung haben, für ihre Fälle nicht mehr ausreicht. Es ist unerträglich für die Personen, die in diesen Berufen arbeiten, dass sie hier keine Unterstützung bekommen, dass seit Jahren ihre Forderung nach mehr Personal offensichtlich nicht gehört wird oder man nicht Willens ist, gerade im Bereich der Jugendwohlfahrt massiv aufzustocken. Und ich glaube, dass wir es uns wirklich nicht leisten können, hier zu wenig Personal zu haben oder Personal zu haben, das nicht mehr weiter kann und das vom Burn-out und anderen Krankheiten betroffen ist.

 

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