Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 102
die ganz
unverblümt zur Revolution aufrufen, so ein Haus bekommt pro Jahr
250 000 EUR unserer Steuergelder! Das verstehen wir einfach nicht,
und das verstehen auch die Bürger nicht. Genau deswegen werden Sie bei der
nächsten Wahl auch einen Denkzettel bekommen, meine sehr geehrten Damen und
Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Abschließend
noch ein Satz zur Förderung von politischen Jugendvereinen: Wir, die
Freiheitliche Partei, stehen zur Förderung von politischen Jugendvereinen.
Dieser Grundsatz ist für uns auch nicht abänderbar. Trotzdem möchte ich Ihnen
ins Stammbuch schreiben: Bitte, pfeifen Sie Ihre Jugend zurück, wenn es darum
geht, „Burschenschafter-Safaris" zu veranstalten - wo allein schon die
Diktion so gewählt ist, als würde man Tiere verfolgen -, oder wenn es heißt,
rechte Verbindungen anzugreifen. Da wird wirklich aggressives Vokabular
verwendet. Pfeifen Sie bitte Ihre Jugendorganisationen zurück! (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Das ist jetzt
wie im falschen Film! Bitte schauen Sie zu Ihrer Fraktion, wenn Sie so reden! -
Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Das
kann nicht sein. Jugendarbeit kann nicht so ausschauen, dass man, wie im
18. Bezirk, plötzlich ein Lokal mit jungen Leuten verstellt, die Sie
eigentlich nur aufhetzen - die können ja alle gar nichts dafür -, wenn man ein
Lokal mit jungen Leuten verstellt und den Leuten, die dort an einer
Veranstaltung teilnehmen wollen, den Zutritt verwehrt, und wo ein Pfeil auf den
Gehsteig geschmiert wird: „Hier verkehren Nazis". Denn das ist, bitte,
keine Jugendarbeit, das ist pure Hetze, und das lehnen wir ab! (Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei den
GRÜNEN.)
Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Genau auf Grund dieses Verhaltens sind immer
mehr Jungwähler, also Wähler und vor allem Jungwähler, immer mehr enttäuscht
von Ihrer Politik. Sie sind enttäuscht von der Arroganz, von der Präpotenz der
Politik der SPÖ. Wir lehnen nicht nur auf Grund dieser Verhaltensmuster, aber
vor allem wegen dieser Verhaltensmuster diesen Rechnungsabschluss ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Ich erteile es ihr.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich bin
geneigt zu sagen: Definiere Sado-Maso! Kann es auch sein, dass das dann
eintritt, wenn ich Ihrer Rede lauschen muss? Ist das vielleicht möglich? (Heiterkeit bei den GRÜNEN. - Amtsf StR
Christian Oxonitsch: Ja, da sind Sie jetzt ganz persönlich!) Da bin ich
ganz persönlich - und auch noch ein Gehalt beziehend.
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Ich möchte zuerst zu meinem Vorvorredner - Herr GR
Meidlinger ist hier, ja - zwei Dinge sagen. Unsere Frage nach den
Sozialarbeitern bei der Jugendwohlfahrt ist nicht ganz beantwortet. Denn diese
zwölf mehr, das war ja nur, damit ... (GR
Ing Christian Meidlinger: Zwölf plus achtzehn! - Weitere Zwischenrufe bei der
SPÖ.) Es ist ja nur, dass die Jugendwohlfahrt nicht überhaupt baden geht.
Es ginge schon darum, sich einmal mit dem auseinanderzusetzen: Was braucht die
Jugendwohlfahrt, und was können und müssen wir da noch tun? Für uns war es ein
bisschen unbefriedigend, deswegen sage ich es, Punkt.
Das Zweite, worauf
ich bei Ihnen Bezug nehmen möchte, ist: Sie sagen, Bildung soll nicht vom
Geldbörsel der Eltern abhängen. Ja, bravo, das sagen die GRÜNEN auch! Nur, zur
Erinnerung: Es ist leider das, was Sie seit Jahrzehnten machen! Der Stand der
Dinge ist: Die Bildung unserer Kinder hängt vom Geldbörsel ab, und Sie haben es
über Jahrzehnte nicht der Mühe wert gefunden, dagegen etwas zu unternehmen. Das
ist eine Kritik, die Sie sich gefallen lassen müssen.
Jetzt möchte
ich die sehr kurz bemessene Zeit dazu verwenden, zu drei Dingen kurz Stellung
zu nehmen. Erster Punkt: Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge - das
Thema begleitet mich nunmehr seit Jahrzehnten -; zweiter Punkt: Das
Familien-Glücksspiel, das da heißt „Wie finde ich die richtige Schule für mein Kind";
im dritten Punkt möchte ich noch kurz auf die Janusköpfigkeit der SPÖ eingehen,
die mich auch seit Jahrzehnten begleitet.
Zunächst
einmal zu den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen: Ich habe auch heute
mit Interesse verfolgt, was im „Standard" dazu steht, und Folgendes
festgestellt: Aus dem Büro des zuständigen Stadtrates hieß es, man sei gerade
dabei, ein bedarfsorientiertes Angebot für besonders traumatisierte Flüchtlinge
zu schaffen. Bravo, danke! Fein, es wird uns sehr freuen, wenn es das endlich
gibt.
Eine
allgemeine Anhebung der Tagsätze sei derzeit nicht geplant - das halte ich für
sehr schlecht und darüber hinaus für ganz falsch! Denn es gibt gesetzliche
Verpflichtungen, und wenn man gesetzlich zu etwas verpflichtet ist, kann man
nicht sagen, interessiert mich nicht, das mache ich jetzt noch nicht,
vielleicht später, oder ich habe gerade kein Geld, oder es ist mir ziemlich
wurscht.
Das gilt alles
nicht, sondern Gesetze sind Gesetze. Die Stadt Wien hat als Träger der
Jugendwohlfahrt die Obsorge zu übernehmen - wir haben ja dazu auch eine
Feststellung des Obersten Gerichtshofes bereits herbeigeführt -, und auch das,
was Obsorge bedeutet, ist gesetzlich geregelt. Und noch einmal: Gesetze muss
ich vollziehen, und da kann ich nicht sagen, das mache ich, wenn ich einmal
zufällig Geld habe.
Jetzt möchte
ich, auch damit es im Protokoll einmal festgehalten ist, vorlesen, was Obsorge
bedeutet, und dann können Sie sich alle überlegen, ob man das mit einem Tagsatz
von 75 EUR machen kann oder nicht. Also: „Dazu zählt die Wahrung des
körperlichen Wohles und der Gesundheit sowie die unmittelbare Aufsicht. Es
müssen die nötigen Rahmenbedingungen für die Entfaltung der körperlichen,
geistigen, seelischen und sittlichen Kräfte, die Förderung der Anlagen und
Fähigkeiten, Neigungen und Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes sowie die
Ausbildung in Schule und Beruf geschaffen werden."
Jetzt
erklären Sie mir einmal, meine lieben Damen
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