Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 102
lassen Sie
leider Gottes verhungern.
Mein Kollege
Aigner hat heute schon den Sportstättenplan angesprochen, der nach wie vor
nicht umgesetzt worden ist. Es gab noch nicht einmal Besprechungen, es gibt
nicht einmal irgendetwas, worüber wir informiert worden sind. Genau da wäre es
nämlich wichtig, dies für die Kinder und Jugendlichen zu bekommen. Es gibt zu
wenige Sportstätten, das ist leider Gottes nun einmal eine Tatsache in Wien. Wenn
Sie mit den Dachverbänden und mit anderen Vereinen sprechen, werden sie Ihnen
das bestätigen.
Sportstätten
sind nicht nur wichtige Infrastrukturmaßnahmen, welche die Basis für sportliche
Leistungen in der Breite und in der Spitze sind, sondern sind auch ein Ort der
Geselligkeit, der wichtig für die Integration ist. Das macht Sport:
Integration! Es wäre Ihre Aufgabe, ebendiese Sportstätten zu fördern.
Sie drängen
somit die Dachverbände und die Vereine, auch die Fußballvereine, in die Rolle
des Bittstellers. Gerade die Dachverbände müssen eigentlich autonom mit den
Fördermitteln arbeiten können. Derzeit bekommen die Dachverbände
0,6 Prozent vom Gesamtbudget als Basisförderungen. Umgelegt auf die Zahl
der drei Dachverbände entspricht das einer Förderung von unter 160 EUR pro
Verein und pro Jahr. Da hat man aber noch nicht die Miet- und Pachtkosten, die
ja die Dachverbände wieder an die Stadt Wien zurückzahlen müssen, eingeplant.
Unterm Strich bleiben dann 55 EUR pro Verein und pro Jahr übrig. Wie soll
das einer schaffen?
Das Gleiche
haben wir bei den Wiener Fußballvereinen. Sie kämpfen um den Erhalt ihrer
Sportanlagen. Dadurch, dass sie Pächter sind, müssen sie diese Plätze quasi
selbst erhalten. Nur: Durch die Teuerung der Stadt Wien bei Strom, Wasser et cetera
können sie die Plätze nicht mehr finanzieren.
Pächter haben
bei Platzübernahmen starke Mängel in der Infrastruktur festgestellt, und das
müssen sie jetzt, einschließlich der Kosten, selbst tragen. Es geht hier um
rinnende Wasserleitungen oder die Pflege des Baumbestandes, desolate
Stromleitungen, schimmlige und nasse Gebäude. Da gab es eine jahrzehntelange
Vernachlässigung seitens der Stadt, und jetzt, nachdem die Vereine Pächter
geworden sind, sind diese dafür verantwortlich.
Wenn die
Verbände, Dachverbände oder Fußballvereine, hier nicht Subventionen von Ihnen
bekommen, dann wird sich das leider Gottes auf den Nachwuchs und auf den
Breitensport auswirken. Gerade für unsere Kinder ist der Sport wichtig, aber
das werden Sie mit Ihrer Politik leider Gottes vernichten. Genauso, wie wir
schon oft gefordert haben, dass der Breitensport in die Nachmittagsbetreuung
gehört, dass die Kinder dort Sport betreiben, dass die Sportvereine und die
Schulen zusammenarbeiten.
Wir haben hier
sogar einen Vier-Parteien-Antrag eingebracht, dass das forciert wird. Bis heute
haben wir noch keine Ergebnisse bekommen. Ebendiese außerschulischen Angebote
gehören forciert, denn Sport und Bewegung erfüllt sowohl volkswirtschaftliche
als auch gesundheits- und sozialpolitische Aufgaben.
Eigentlich
habe ich mich über das Interview von Herrn StR Oxonitsch vom 22.6. sehr
gefreut, in dem er gesagt hat: Ausbau und Sanierung von Sportstätten bleibt
wichtig. - Das hoffe ich doch, dass es das nicht nur bleibt, sondern auch
dementsprechend wichtig wird!
Schulen und
Kindergärten müssen an den Sport herangeführt werden. Insofern hoffe ich auch,
dass jetzt endlich unserem Antrag, den wir eingebracht haben, Folge geleistet
wird und dass es in dieser Hinsicht eine deutliche Verbesserung gibt. Ich
ersuche Sie, nicht nur weiterhin zu verwalten, sondern Sie sind jetzt gefragt,
endlich zu gestalten. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Frau
Mag (FH) Tanja Wehsely ist zum Wort gemeldet. - Bitte.
GRin Mag (FH)
Tanja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Man ist also angehalten, zehn Minuten zu
sprechen? Ist das richtig, Herr Vorsitzender?
Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gäste,
auch auf der Galerie! Liebe KollegInnen, die via Lautsprecher/Internet live
dabei sind!
Wir können es
gar nicht oft genug sagen, oft genug wiederholen ... (GR Dr Herbert Madejski: Jetzt wird es interessant!) Ja, genau,
jetzt wird es interessant: Kinder und Jugendliche - gut zuhören! - verdienen
und brauchen Liebe, Respekt, Förderung, Anerkennung, Möglichkeiten der
Partizipation und Perspektiven. Sie brauchen alle Chancen dieser Welt und
notfalls auch eine zweite, eine dritte und eine vierte Chance. Selbst
mitgestalten, gefragt werden, ernst genommen werden, alles das fördert das
Verantwortungsgefühl und die Solidarität, und das mehr als jede Verordnung,
jeder Zwang und jede Aktion Scharf.
Ein
aufgeregtes Gackern der rechten Opposition über das, was wir unter Jugendsünden
einordnen, nämlich kleinere Verfehlungen wie zum Beispiel, auf einen Kirschbaum
zu kraxeln, bringt uns nicht weiter. Mit Kanonen auf Spatzen zu schießen - ich
habe das ja erst unlängst ausgesendet -, das ist ganz leicht, das kann aber
nicht die Aufgabe sein. Und das, was Sie unter Jugendsünden verstehen, das
lehnen wir mit aller Entschiedenheit ab! (Beifall
bei der SPÖ.)
Grundsätzlich
geht es bei Prävention schon darum, dass man auf ein mögliches Fehlverhalten
eingeht, dass man ein Unrechtsbewusstsein schafft und dies in den Vordergrund
stellt. Dazu braucht man natürlich die Fähigkeiten, analysieren zu können,
strukturieren zu können, sich selbst eine Meinung bilden zu können und, einmal
mehr, sich beteiligen zu können. Das ist das Um und Auf für Kinder und
Jugendliche. Dazu brauchen Kinder und Jugendliche Selbstbewusstsein und den
unbedingten Rückhalt der Erwachsenenwelt.
Ich
darf Sie auch aus gegebenem Anlass daran erinnern, dass es einmal einen höchst
erfolgreichen, international anerkannten Wiener Jugendgerichtshof gegeben hat,
wo eine Jugendgerichtshilfe eingebettet war, wo die Vernetzung zur
Jugendwohlfahrt und auch zu
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