Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 102
zukunftsfähige
Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrie ein. Wir hoffen darauf, dass man
seitens der Mehrheitsfraktion nicht weiterhin sagt: Wir schauen nicht hin, wir
machen nichts und lassen das Personal im Regen stehen! – Wir hoffen daher
auf Zustimmung zu unserem Antrag. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Letzter Punkt
zur Psychiatrie: Der PSD – Sie wissen, wir konnten ihn in der
Untersuchungskommission nicht thematisieren, man hat allerlei Tricks
angewendet, um das zu verhindern – braucht in seiner Versorgung
Strukturen. (Zwischenruf von GR Kurt
Wagner.) Herr Kollege Wagner! Sie kommen dann ans Rednerpult, dann können
Sie das erzählen! Der PSD braucht zur Erledigung seiner Aufgaben ausreichend
gut ausgebildetes Personal, das auch vor Ort anwesend ist, insbesondere auf
Ebene der Führungskräfte.
Faktum im PSD
ist, dass man seit vielen Jahren – wie auch in allen anderen Einrichtungen
in der Psychiatrie – unter dem selbst verursachten Mangel hinsichtlich der
Ausbildungssituation leidet. Wir wissen – das war ja auch Gegenstand der
Untersuchungskommission –, dass man viel zu wenige
Psychiater/Psychiaterinnen ausbildet. Das schlägt sich auf alle Ebenen durch.
Beim PSD ist
die Situation insofern besonders schwierig, als zum Beispiel in einem sozialpsychiatrischen
Ambulatorium ein leitender Arzt in Karenz ist, in einem anderen die Leitung
pensioniert ist und man immer noch keine ordnungsgemäße Nachfolge installiert
hat. Viele Führungskräfte stehen vor ihrer Pensionierung, und man sieht weit
und breit keine ausreichende Strategie zur Personalentwicklung und zur
Sicherstellung der künftigen Arbeit.
Ganz besonders
kritikwürdig in diesem Zusammenhang ist, dass man in einer solchen Situation
nicht davon Abstand nimmt, die oberste Spitze mit unfassbaren Privilegien
auszustatten. Schon einmal war der Umstand, dass Herr Chefarzt Dr Rudas im
Jahr 1999 11,5 Millionen Schilling Abfertigung für seinen Pensionsanspruch
gegenüber dem PSD bekommen hat, Gegenstand in diesem Hause. Im Jahr 1999 war er
noch keine 60 Jahre alt; nur, damit wir uns darüber im Klaren sind! Man
hat – das wurde berichtet, und vielleicht ist es auch wahr! – diesen
Zeitpunkt gewählt, weil es damals Steuervergünstigungen gab, ein Steuerfenster,
das danach geschlossen wurde. Ab dem Jahr 2000 konnte man für derlei
Abfindungen nicht mehr so hohe steuerliche Begünstigungen beim Finanzminister
für sich lukrieren. Daher haben offensichtlich viele Führungskräfte in
Österreich die Möglichkeit gewählt, geschwind ihre Abfertigungen zu kassieren.
Es gibt immer zwei Seiten: Die eine, die auszahlt und die andere, die kassiert.
Wir wissen
über diese Abfertigung, dass sie auf der Grundlage eines Pensionsantrittes mit
dem 60. Lebensjahr berechnet wurde. Dieses hat Herr Chefarzt Rudas im Jahr
2004 erreicht. Ich habe ihn damals in der Vorstandssitzung gefragt, ob er
angesichts dessen, dass er ja eigentlich seine Abfindung konsumieren müsste,
gedenkt, in Pension zu gehen. Er hat diese Frage als empörend gefunden und ist
nicht in Pension gegangen. Offensichtlich ist im PSD seitens der politischen
Führung auch nicht das nötige Problembewusstsein entstanden, dass es nicht sein
kann, dass jemand, der einen Dienstvertrag hat, der nach oben offen ist, also
kein Pensionsantrittsalter vorsieht, die Abfertigung kassiert, die für den
Pensionsantritt mit dem 60. Lebensjahr berechnet ist, und dann einfach
nicht in Pension geht.
Im Frühjahr
2009 wurde der Herr Chefarzt 65 Jahre alt. Das wäre wieder ein guter
Zeitpunkt gewesen, in Pension zu gehen. Angesichts der im Vergleich zum
Pensionsantrittsalter errechneten Pensionsabfertigung ist es eigentlich ohnehin
schon ein verspäteter Zeitpunkt, denn seit fünf Jahren stimmt sozusagen die
versicherungsmathematische Rechnung nicht mehr mit dem tatsächlichen
Pensionsantritt überein. (GR Kurt Wagner:
Sie reden immer von Abfertigung. Das ist ein Pensionsanspruch.)
Genau! Herr
Chefarzt Rudas hat eine unfassbar tolle Pensionsregelung vom PSD erhalten! Von
einer solchen Pension können viele Menschen nur träumen! Von einer solchen Pension
können vor allem die Menschen, die Hilfe beim PSD suchen, nur träumen!
Dazu muss man
auch wissen: Es gibt einen einzigen Dienstwagen beim PSD, einen einzigen! Raten
Sie, wer diesen nicht hat! – Nicht der sozialpsychiatrische Notdienst, der
ausrücken muss, wenn jemand in Gefahr ist. Nein! Den einzigen Dienstwagen
hat – Sie erraten es! – Herr Chefarzt! Das sind Privilegien.
Vielleicht
muss man auch dazu sagen: Eine Zeiterfassung oder eine geregelte Dienstzeit für
den Herrn Chefarzt ist mir nicht bekannt. Er ist im Mai des Jahres 2009 65
Jahre alt geworden, und er ist zu einem guten Gehalt weiterhin in Amt und
Würden.
Wir glauben
... (Zwischenruf von GR Kurt Wagner.)
Wenn das so einfach, wenn das persönlich wäre! Ich kenne den Herrn Chefarzt nur
in seiner offiziellen Funktion. Das unterscheidet ihn von vielen
Sozialdemokraten hier. Ich kenne ihn privat gar nicht. Ich bin in keiner Weise,
weder beruflich noch sonst irgendwie, mit ihm privat befreundet. Ich schaue mir
die Fakten an, und die Fakten sind ein Skandal! Ich bringe daher einen
Beschluss- und Resolutionsantrag ein:
„Die Frau Stadträtin möge unverzüglich nach
Durchführung einer öffentlichen Ausschreibung alle offenen Leitungspositionen
im PSD mit qualifizierten Psychiatern/Psychiaterinnen besetzen, die in
absehbarer Zukunft entstehenden Vakanzen durch rechtzeitige Planung verhindern
und mit dem amtierenden Chefarzt des PSD in Gespräche treten, mit dem Ziel,
seinen Pensionsantritt so rasch als möglich zu erwirken.
Hinsichtlich
der Abstimmung beantrage ich die sofortige Abstimmung." – Ich danke Ihnen.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort
hat Frau GRin Korosec. – Bitte schön.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zum
Rechnungsabschluss 2008 haben wir in den
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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