Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 102
sein, um sich
anzuhören, was die Opposition zu sagen hat! (Beifall
bei der ÖVP.)
Damit komme
ich jetzt zur Mehrheit der Sozialdemokraten: Was bedeutet die absolute Mehrheit
der Wiener SPÖ? Ich gehe jetzt von der Gemeinderatswahl aus, und nicht von der
Europawahl. Bei der letzten Gemeinderatswahl haben 29 Prozent der
Wahlberechtigten SPÖ gewählt. Aber: 75 Prozent der Vorsitzenden des Wiener
Gemeinderates stellen Sie von der SPÖ! 100 Prozent der Präsidenten stellen
Sie von der SPÖ! 100 Prozent der amtsführenden Stadträte stellen Sie von
der SPÖ! (Heiterkeit von GR Godwin
Schuster.) Herr Kollege Schuster! Sie lächeln dazu! Das ist das
demokratische Wahlsystem in Wien: Mit 29 Prozent der Wahlberechtigten
haben Sie 100 Prozent aller Macht! (Beifall
bei der ÖVP.)
Bei den drei
Urnengängen, die Bgm Häupl bisher gehabt hat, hat er kein einziges Mal
50 Prozent erhalten. Herr Kollege Schuster! Ich nehme an, das wissen Sie!
Bei den drei Urnengängen, die bisher von Bgm Häupl absolviert wurden, hat er
kein einziges Mal 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten! (Beifall bei der ÖVP. – GR Godwin
Schuster: Sagen Sie einmal, wie viel Prozent die ÖVP erhalten hat!)
Die berühmte
absolute Mehrheit hat Bgm Häupl immer nur durch die Wahlarithmetik bekommen. (GR Godwin Schuster: Wir haben die letzte
Wahlrechtsreform gemeinsam mit der ÖVP gemacht!) Herr Kollege Schuster! Ich
muss auf die Zeit achten! (Neuerlicher
Zwischenruf von GR Godwin Schuster.) Ja, aber es gehört geändert! Es ist
dies ein Wahlsystem, das geändert gehört. (Zwischenruf
von GR Kurt Wagner.)
Herr Kollege
Wagner! Ich sage Ihnen: Das Gebäude der SPÖ ist längst baufällig geworden! (Beifall bei der ÖVP.) Sie bemühen sich
zwar um Fassadenschutz, jedoch sind die roten Ziegel in ihrer Substanz schon
längst morsch geworden! (Zwischenruf von
GR Kurt Wagner.) Herr Kollege Wagner! Die nächste Wahl kommt bestimmt, und
Ihre Absolute ist längst Geschichte! Und man kann nur sagen: Gott sei Dank! (Beifall bei der ÖVP. – Weitere
Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Beim Budget Gesundheit und Soziales geht es um
2,6 Milliarden EUR. Das ist sehr viel Geld der Bürgerinnen und
Bürger! Das ist ein Viertel des Gesamtbudgets. Mit diesem Geld sollte man sehr
sorgsam umgehen, und daher muss man gerade im Bereich Soziales und Gesundheit
auch die Wirtschaftlichkeit und die Menschlichkeit hinterfragen. Da sind
selbstverständlich innovative Modelle gefragt.
Frau
Stadträtin! Da haben Sie großen Handlungsbedarf! Der Rechnungsabschluss zeigt sehr
wenig Mut und keine Innovation. Im Hinblick auf Transparenz, inhaltliche
Unübersichtlichkeit und fehlende Unterlagen ist er rekordverdächtig.
Dazu sage ich
nur: Fonds Soziales Wien. Ich möchte dazu gar nicht viel sagen, denn das ist so
unvorstellbar für jeden Außenstehenden, der das hören würde, dass es besser
ist, man legt den Mantel des Schweigens darüber.
Eines ist aber
klar: Sie unterbinden jede parlamentarische Kontrolle. Sie haben eben auch
immer etwas zu verbergen, denn sonst wäre es ja nicht notwendig, diese
Kontrolle zu unterbinden. Wir sitzen nach wie vor in einem zahnlosen Beirat.
Wir haben vor zwei Tagen zwei Seiten erhalten. Ich nehme an, Kollege Hacker
wird da sein! Das ist der Rechnungsabschluss. Mit dem soll sich die Opposition
zufrieden geben. (Zwischenruf von GR Kurt
Wagner.)
Diese
Vorgangsweise ist völlig inakzeptabel! Das hat auch das Kontrollamt
festgestellt, wie Sie wissen, Herr Kollege Wagner! Dieses hat auch verlangt,
dass die Zahlungsströme und ein umfassender Finanzplan dargelegt werden. Das
stammt vom Kontrollamt, nicht von der Opposition! Wenn alles gut funktioniert,
braucht das Kontrollamt ja nichts einzufordern. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Aus diesem Grund
bringen wir einen Beschluss- und Resolutionsantrag bezüglich Erstellung eines
umfassenden Finanzplanes des FSW ein.
„Die Frau
amtsführende Stadträtin wird aufgefordert, dafür zu sorgen, dem zuständigen
Gemeinderatsausschuss für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
rechtzeitig vor der Diskussion des Gemeindebudgets der Stadt Wien einen alle
Zahlungsströme umfassenden Finanzplan vorzulegen." (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen
und Herren! Gerade der Fonds Soziales Wien ist ein demokratiepolischer Skandal,
bei dem Sie wirklich die Selbstkontrolle längst verloren haben. Daher ist die
Kontrolle der Opposition umso wichtiger. Sie versuchen derzeit noch, diese mit
Ihrer Mehrheit zu verhindern!
Meine Damen
und Herren! Einige Sätze zum KAV; zunächst die formelle Kritik: Seit Jahren
fordern die Oppositionspolitiker eine Aufschlüsselung der Ziffern nach
Spitälern, um wirklich überprüfen und Vergleiche anstellen zu können. Herr
Generaldirektor Marhold hat uns das gleich zu Beginn seiner Tätigkeit zugesagt.
Das war im Jahr 2005! Wir schreiben jetzt das Jahr 2009. Versprochen, aber noch
immer nicht realisiert, Herr Generaldirektor! Ich hoffe, es war nicht ein
Versprechen, das Sie nicht einlösen! Daher bringe ich zum wiederholten Mal
einen Beschluss- und Resolutionsantrag gemeinsam mit meiner Kollegin
Praniess-Kastner betreffend Gliederung des Jahresabschlussberichtes des KAV
ein.
„Die
zuständigen Verantwortlichen der Unternehmung KAV mögen angewiesen werden, die
Leistungskennzahlen und die Auslastung der Häuser und deren Abteilungen künftig
besonders und einzeln darzustellen.“ (Beifall
bei der ÖVP.)
Zur
inhaltlichen Kritik möchte ich nur ganz kurz etwas über die Wirtschaftlichkeit
sagen: Zum KAV könnte man stundenlang reden; so viel gäbe es zu sagen!
Bezüglich der Großgeräte, zum Beispiel Magnetresonanz-Tomographen, liegen wir
in Österreich – nicht nur in Wien, auch in Österreich, aber in Wien ganz
besonders – an der Spitze. Alleine der KAV verfügt über acht
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