Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 102
So wurden die
Sozialhilferichtsätze seit 2006 überdurchschnittlich erhöht. Waren es im
Jahr 2008 2,9 Prozent, so sind es im heurigen Jahr 3,6 Prozent.
Auch der
Heizkostenzuschuss wurde in der abgelaufenen Heizperiode auf 200 EUR
verdoppelt. Wien ist das einzige Bundesland, das an arbeitsunfähige
SozialhilfebezieherInnen eine Dauerleistung in der Höhe des ASVG-Richtsatzes
und an MindestpensionistInnen eine Mietbeihilfe auszahlt. Der Gesamtaufwand der
Stadt Wien im Bereich der allgemeinen Sozialhilfe betrug rund
299 Millionen EUR.
Zur Rede von
Frau Kollegin Korosec: Es stimmt, dass die Anzahl der Sozialhilfebezieher
gestiegen ist. Rund zwei Drittel dieser Personen sind aber so genannte RichtsatzergänzungsbezieherInnen.
Was bedeutet das? – Das heißt, Menschen stehen in Beschäftigung, verdienen aber
auf Grund prekärer Arbeitsverhältnisse so wenig, dass sie noch eine Differenz
von der Stadt Wien ausbezahlt bekommen. Für diese Beschäftigungsverhältnisse
wie Teilzeitbeschäftigungen, Saisonarbeit, geringfügige Beschäftigungen, meine
sehr geehrten Damen und Herren, dürfen Sie wahrlich nicht die SPÖ oder die
Wiener Stadtregierung verantwortlich machen!
Auch die Zahl
der PflegegeldbezieherInnen steigt seit Jahren. Im Jahr 2008 waren es bereits
10 669 BezieherInnen. Im heurigen Jahr wurde das Pflegegeld bis zu
6 Prozent erhöht. Demenzkranke und schwerstbehinderte Kinder und
Jugendliche erhalten erstmals einen Zuschlag zum Pflegegeld.
Bei sozialen Transferleistungen
steht die soziale Absicherung im Vordergrund. Gleichzeitig stellt die Erhöhung
dieser Leistungen auch eine wichtige wirtschaftspolitische Maßnahme dar. Wir
wissen, dass die Konsumneigung genau bei diesen Menschen besonders hoch ist und
dass somit jeder investierte Cent wieder in die Wirtschaft zurückfließt. Das
ist ein Beweis dafür, dass gerechte Sozialpolitik auch wirtschaftlich sinnvoll
ist.
Ein weiterer,
aus meiner Sicht besonders wichtiger Schwerpunkt in der Sozialhilfe ist die
Arbeitsintegration von SozialhilfebezieherInnen. Soziale Integration kann nur
dann erreicht werden, wenn den Menschen wieder die Möglichkeit geboten wird, am
gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilzuhaben. Dabei kann der Einstieg
beziehungsweise Wiedereinstieg in die Erwerbstätigkeit ein Schritt in die
soziale Integration und finanzielle Unabhängigkeit sein.
Für einen
nicht unbeträchtlichen Teil der SozialhilfebezieherInnen ist der Arbeitsmarkt
auf Grund mangelnder Qualifikationen und massiver Vermittlungsdefizite
unerreichbar geworden. Darüber hinaus ist die Anzahl jener, vor allem sehr
junger Menschen, die noch nie gearbeitet haben, stetig angestiegen. Um diesem
Trend entgegen wirken zu können, wurden mit unterschiedlichen Vereinen –
etwa mit dem Arbeitsmarktservice oder dem WAFF – Beschäftigungsprojekte
ins Leben gerufen. Diese ersten Beschäftigungsprojekte hatten vor allem junge
SozialhilfebezieherInnen als Zielgruppe. Es ist gelungen, das Ziel, auf dem
Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, zu erreichen. Die Vermittlungsquote liegt zwischen
41 und 52 Prozent.
Auf Grund
dieser positiven Erfahrungen wurden auch die Projekte für ältere Personen über
30 Jahre geöffnet. Rund 2 500 Personen haben an unterschiedlichen
Programmen teilgenommen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Arbeit ist noch
immer die beste Armutsbekämpfung. (Beifall
bei der SPÖ.)
Die
Sozialleistungen der Stadt Wien werden stetig weiterentwickelt. Mit
1. April des Vorjahres wurde der Mobilpass für MindestpensionistInnen und
erwachsene SozialhilfebezieherInnen eingeführt. Mit dem Mobilpass können
ermäßigte Monatsnetzkarten und Fahrscheine zum Halbpreis erworben werden. Im
Jahr 2008 wurden über 93 800 Mobilpässe ausgestellt.
Eine der
Hauptaufgaben der Sozialplanung war die Teilnahme an der Bundesländer-Arbeitsgruppe
„Bedarfsorientierte Mindestsicherung“. Die bedarfsorientierte Mindestsicherung
stellt eine Weiterentwicklung der Sozialhilfe der Länder dar. Ziel ist die
Bekämpfung der Armut und sozialer Ausgrenzung. Wien konnte sich dabei in vielen
Punkten erfolgreich einbringen. Für die Wiener SozialhilfebezieherInnen
bedeutet die bedarfsorientierte Mindestsicherung primär eine Erhöhung der
Leistung, die Einbeziehung der gesetzlichen Krankenversicherung sowie eine
verbesserte Rechtsstellung. Ich fordere daher die Bundesregierung auf, rasch
die bedarfsorientierte Mindestsicherung einzuführen!
Ein weiterer
Schwerpunkt der Sozialplanung lag im Vorjahr im Ausbau einer Bedarfsplanung im
stationären Pflegebereich. Wien, meine sehr geehrten Damen und Herren, nimmt
den demographischen Wandel als Herausforderung an und sorgt dafür, dass es auch
in Zukunft Pflege auf höchstem Niveau geben wird, die für alle Wienerinnen und
Wiener leistbar sein wird.
Die Stadt Wien
investiert bis zum Jahr 2015 mehr als 350 Millionen EUR in die
Zukunft der Menschen dieser Stadt und errichtet selbst sechs Wohn- und
Pflegehäuser. Zusätzlich sind drei innovative Wohn- und Pflegeprojekte mit dem
Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser geplant.
Die Zahl der
bedarfsgerechten Pflegeplätze in Wien wird auf insgesamt 10 000 bis ins
Jahr 2015 ansteigen. Jeder in diesem Bereich investierte Euro macht sich
dreifach bezahlt: in Form von Arbeitsplätzen, in der Ankurbelung der Wirtschaft
und in der Steigerung der Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener.
Ausreichende
und qualitativ hochwertige Dienstleistungen im Rahmen des Wiener Sozialsystems
zu sichern und bei Bedarf weiter auszubauen, damit nötige individuelle
Unterstützung rasch, zuverlässig und einfach ermöglicht werden kann, ist die zentrale
Aufgabe des Fonds Soziales Wien. Die Leistungen werden in den Bereichen Pflege
und Betreuung, Behindertenarbeit, Betreutes Wohnen sowie in
Gesundheitsförderung und Frauengesundheit erbracht. Die Gesamtdotation der
Stadt Wien betrug im Jahr für den Fonds Soziales Wien
596 Millionen EUR.
Neben
der Koordinierung der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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