Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 102
einer
Steuergerechtigkeit beitragen kann, dann sollte man auch kein Wort über
Armutsbekämpfung verlieren. Dann muss man sagen, das System ist, wie es ist, in
Ordnung, und es gibt halt Leute, die übrig bleiben, die haben Pech gehabt. Das
erinnert mich an die Schul- und Bildungspolitik der ÖVP der letzten Jahre. Dort
ist es so ähnlich abgelaufen.
In
dem Handbuch finden sich auch viele Instrumente, welche die Gemeinde Wien
übernehmen könnte. Ich würde das am liebsten verlesen, damit es einmal im
Protokoll steht. Da ich aber weiß, dass das Protokoll auch nicht von allen
gelesen wird, empfehle ich Ihnen allen gut investierte 40 EUR – das macht
keinen von uns hier arm – und wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre! – Danke.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächster
am Wort ist Herr GR Mag Kowarik.
GR Mag
Dietbert Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ich möchte die
Gelegenheit der Rechnungsabschlussdebatte nützen und wieder einmal über einen
sozialen Brennpunkt aus meinem Bezirk sprechen, und zwar zur inzwischen schon
jahrelang ungelösten Problematik der illegalen Prostitution. Wir wissen, das
Problem ist leider keine neues. Ich darf erinnern: Bereits am 1. September
2004 – wie ich glaube – zog ein Demonstrationszug von leidgeprüften
Anrainern der äußeren Mariahilfer Straße zu unserem Bezirksamt in die Gasgasse,
nachdem wochenlange Interventionen und Beschwerden gegen die unzumutbaren
Zustände erfolglos waren und die verantwortlichen Politiker das ganze Problem
ignoriert hatten. Schon damals war die FPÖ als einzige Partei jene Partei, die
die Sorgen der Anrainer wirklich ernst genommen hat. Wir haben damals schon
einen Vorschlag eingebracht, die Prostitution auf wenige nicht oder fast nicht bewohnte
Straßenbereiche im Bezirk zu reduzieren und den restlichen Bezirk von der
Straßenprostitution auszusparen.
Die SPÖ hat
dieses Problem leider Gottes sehr lange nicht ernst genommen und schöngeredet. Es
hat zwar von Zeit zu Zeit groß angelegte Polizeiaktionen gegeben, entweder
dann, wenn die Anrainerproteste wieder kumuliert sind und ein sehr großes
Ausmaß angenommen haben oder – auch das war der Fall – wenn wieder Wahlen vor
den Türen gestanden sind. Auch dann hat man die Polizei hingeschickt. Der
Erfolg dieser Schwerpunktaktionen war natürlich immer nur kurzfristig spürbar.
Und auf Grund der viel zu geringen Zahl an Aktionen war das von Anfang an nur
ein Beschwichtigungsversuch, aber es war in Wirklichkeit kein Lösungsansatz.
Wie es so ist:
Seit dem Frühjahr haben wir wieder massive Anrainerbeschwerden. Die Zahl der
Beschwerden ist massiv gestiegen. Gerade im Grätzel der äußeren Mariahilfer
Straße rund um die Remise Rudolfsheim erleiden die Anrainer fast täglich
Lärmbelästigungen durch Freier und Prostituierte, und sonstige Belästigungen
und Verschmutzungen stehen auf der Tagesordnung. Jeder kann sich vorstellen,
dass die Lebensqualität dadurch wirklich sehr leidet und dass das ein
unzumutbarer Zustand für die Anrainer ist.
Die Bürger
haben die Probleme natürlich wieder artikuliert. Es gibt inzwischen auch wieder
eine Bürgerinitiative dazu, es wurden über 600 Unterschriften gesammelt, um auf
dieses Problem aufmerksam zu machen und um dem Unmut Ausdruck zu verleihen. Und
– man höre und staune! – da Wahlen in Aussicht sind, gibt es in der Sache sogar
Bewegung, und zwar auch innerhalb der Sozialdemokratischen Fraktion.
Ich darf Ihnen
vorlesen, dass auch der Bezirksvorsteher des 15. Bezirks so denkt wie die
Freiheitlichen. Er wurde im „Wiener Bezirksblatt" zitiert. Da steht:
„Prostitution: Bezirk will neue Regeln.“ – Ich darf es Ihnen kurz vorlesen:
„Leichte
Mädchen und frustrierte Anrainer. Um diese Problematik nachhaltig zu ändern,
muss es für Bezirkschef Gerhard Zatlokal gesetzliche Nachjustierungen geben.“ –
Das sagt Bezirkschef Gerhard Zatlokal.
Diskussionswürdig
dabei ist für den Bezirkschef die derzeitige Schutzzonenregelung. – Er
wird zitiert: „Es ist gut und richtig, dass gewisse Einrichtungen wie Schulen
und Kindergärten als besonders schützenswert gelten, jedoch müssen wir auch die
Wohnbevölkerung und deren nächtliche Ruhe schützen.“ – Für Zatlokal ist
die derzeitige Schutzzonenregelung auch insofern problematisch, als abgelegene
Schulen und ähnliche Einrichtungen in den Nachtstunden ohnehin im Regelfall
nicht frequentiert werden. Das führt dazu, dass potenzielle Gebiete, in denen
Prostitution stattfinden könnte, als die Schutzzone gelten, und so weiter und
so fort.
Er
argumentiert so, wie wir von der FPÖ schon seit fünf Jahren argumentiert haben,
allerdings hat er fünf Jahre dazu gebraucht. Interessant in diesem Zusammenhang
ist weiters, dass auch von den GRÜNEN ein Vorschlag dazu bei der letzten
Bezirksvertretungssitzung eingebracht wurde. Es ist dies sicherlich ein anderer
Ansatz, aber auch die GRÜNEN suchen offenbar eine Lösung, wie man diese
Prostitutionsproblematik aus der Wohngegend wegbekommt.
Sie von den
GRÜNEN haben den Antrag gestellt, die Bezirksvorstehung möge in Zusammenarbeit mit
der Sozialkommission und ExpertInnen konkrete Örtlichkeiten, Räume und Plätze
suchen, wo im Interesse aller Betroffenen Sexarbeit in einem geschützten Rahmen
möglich ist. – Also, auch die GRÜNEN sagen inzwischen, dass Prostitution im
Wohngebiet nicht funktionieren kann. Es ist ja erfreulich, dass sie das
inzwischen auch mitbekommen haben.
Wir
von den Freiheitlichen haben schon lange gesagt, und ich habe es vorhin schon
ausgeführt: Wir haben zwei Ansätze, um diese Problematik zu lösen. Der erste
Ansatz ist die Novellierung des Prostitutionsgesetzes, in dem ein grundsätzlich
generelles Verbot der Anbahnung der Prostitution im Bezirk niedergeschrieben
werden soll und per Verordnung oder sonst irgendwie – auch im Gesetz kann man
das festschreiben – spezielle Bereiche oder spezielle einzelne Straßenzüge, wie
das auch der Herr Bezirksvorsteher verlangt, die in enger
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular