Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 102
verfolgt wird,
damit die Anregungen in die anderen Geschäftsgruppen mitgenommen werden können.
Die Frau
Vizebürgermeisterin hat in ihrer Rede zu Beginn dieser Sitzung, also gestern am
Morgen, über die Sanierung der Amtshäuser gesprochen und gemeint, dass es durch
die Sanierung der Amtshäuser zu einem Mehr an Qualität und Mehr an
Infrastruktur gekommen ist beziehungsweise kommen wird. Das mag schon stimmen,
aber in Bezug auf Menschen mit Behinderung ist das leider nicht der Fall.
Es besteht
nach wie vor im Großteil der Amtshäuser ob der baulichen Beschaffenheit
beziehungsweise des Alters vieler Amtshäuser die Situation, dass diese
Amtshäuser nicht barrierefrei sind, dass auch bei den Neubauten, bei den Sanierungen
nicht auf Barrierefreiheit geachtet wird, dass nach wie vor viele Amtshäuser
für Menschen mit Behinderungen nicht zu betreten sind, nicht wirklich
benutzerInnenfreundlich sind und Menschen somit davon ausgeschlossen sind,
ihren Amtsweg selbstständig durchführen zu können.
Ich habe hier
schon genug Anträge eingebracht, dass man im Sinne des
Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes auch einen Plan der Stadt Wien verfasst und
sich mit der Frage auseinandersetzt, welche Gebäude nicht barrierefrei sind
beziehungsweise welche Gebäude wann und wie so umgebaut beziehungsweise saniert
werden können, dass sie der Barrierefreiheit entsprechen.
Diesen
Anträgen ist mehrmals nicht Folge geleistet worden. Ich finde das schade. Und
auch im Gesundheitsbereich gibt es immer wieder Probleme bezüglich
Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderung. Ich glaube, dass man sich wirklich
überlegen sollte, wie man dieses Thema angeht, denn das Jahr 2015 nähert
sich, und wir haben hier einen sehr großen Nachholbedarf.
Ein weiterer
Punkt, den Frau VBgmin Brauner angesprochen hat, war die Feststellung, dass 600
Lehrlinge ausgebildet werden. Ich habe eine schriftliche Anfrage zu dem Thema
bezüglich der Fragen eingebracht, wie viele junge Menschen mit Behinderungen
als Lehrlinge aufgenommen werden, wie viele es bereits gibt und in welchen
Bereichen der Stadt Wien diese ausgebildet werden.
Es hat zig
Werbungen und Inserate gegeben, in welchen beworben wurde, dass die Stadt Wien
Lehrlinge sucht, aber es ist kein einziges dieser Inserate in
zielgruppenspezifischen Medien geschaltet worden, die Menschen mit
Behinderungen lesen, wo diese klar erkennen können hätten, dass auch sie
erwünscht sind und dass die Stadt Wien Menschen mit Behinderungen im
Lehrlingsbereich ausbildet. Man hätte in diesen Medien eine Werbekampagne
schalten können, um in diesem Bereich Lehrstellen anzubieten.
Ich bin schon
gespannt auf die Beantwortung dieser schriftlichen Anfrage und hoffe, dass wir
hier als Stadt sehr wohl auch Vorreiterin sind, Menschen mit Behinderungen in
unterschiedlichsten Berufen auszubilden und nicht nur in den klassischen
Berufen, in denen behinderte Lehrlinge gerne ausgebildet werden.
Ich möchte
kurz auf die Pflegegeldergänzungsleistung zu sprechen kommen: Sie wissen, wir
haben das begrüßt, wir waren dafür, dass es das Pilotprojekt gibt, dass es dann
übernommen wurde. All das ist gut und richtig. Trotzdem glauben wir nach wie
vor, dass es einen Rechtsanspruch auf die Pflegegeldergänzungsleistung geben
sollte und dass diese Pflegegeldergänzungsleistung auf andere Gruppen von
Menschen mit Behinderungen ausgeweitet werden muss, dass die reine Beschränkung
auf Menschen mit einer Körperbehinderung sehr einengend ist und dass gerade
Menschen mit Gehbehinderungen, aber auch mit anderen Behinderungen in den
Genuss dieser Pflegegeldergänzungsleistung kommen sollten.
Ob sich
diesbezüglich etwas bewegt, ist zumindest bis jetzt nicht auszumachen. Ich
glaube, dass wir hier wieder einen nächsten Schritt setzen könnten, um den BenutzerInnenkreis
auch auszudehnen.
Ich möchte
noch auf die Wiener Linien und ihre Behindertenfreundlichkeit zu sprechen
kommen. Auch diesbezüglich haben wir schon Anträge eingebracht. Es geht immer
wieder um das leidige Thema: Wenn die Wiener Linien Umbauarbeiten in den
Stationen durchführen, sind gerade Menschen mit Behinderungen, aber auch ältere
Menschen oder Menschen mit Kinderwägen mit der Notwendigkeit, Umwege zu machen,
und mit anderen Komplikationen konfrontiert.
Ganz aktuell
haben wir eine Information von jemandem bekommen, der die U4-Station Landstraße
benützen wollte und dann mit einem sehr großen Schild konfrontiert wurde. Ich
möchte Ihnen nicht vorenthalten, was darauf stand, damit Sie einmal sehen, wie
Menschen mit Behinderungen in Wien herumgeleitet werden, damit sie mit
öffentlichen Verkehrsmitteln fahren können.
Auf dieser
Tafel steht: „Wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten ist dieser Aufzug ab
Montag 1. Dezember 2008 gesperrt.“ – Das war also nicht erst vor
Kurzem, sondern das besteht seit 1. Dezember 2008! – „Bitte benützen
Sie ersatzweise den Aufzug im Zwischengeschoß zur ehemaligen Markthalle.
Fahrgästen im Rollstuhl und gehbehinderten Menschen empfehlen wir die
Weiterfahrt mit der U4 zum Karlsplatz. Von dort kann man mit der Linie U1 bis
Stephansplatz und anschließend mit der Linie U3 bis Landstraße fahren. Ab dem
U3-Bahnsteig Landstraße haben Sie die Möglichkeit, mit dem Aufzug ins
Zwischengeschoß und von dort weiter an die Oberfläche zur S-Bahn oder
Landstraßer Hauptstraße zu gelangen. Wir ersuchen um Ihr Verständnis.“ (GRin Mag Waltraut Antonov: Das ist ein
Wahnsinn!)
Dass
man eine Station weiterfährt, ist okay, aber dass Menschen, die im Rollstuhl
sitzen, quasi im Kreis geschickt werden, ist unzumutbar! Es ist nicht so
einfach, mit einem Elektrorollstuhl die U-Bahn zu benützen. Das weiß ich aus
Erfahrung, denn wir haben einen Mitarbeiter, der im Elektrorollstuhl sitzt. Man
kann manche U-Bahnen mit dem Elektrorollstuhl nicht allein benützen, weil der
Abstand zwischen Bahnsteig und Zug einfach zu groß ist, sodass man mit den
Vorderreifen hängen bleiben würde. Und es ist wirklich eine Zumutung für
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