Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 102
Standplätze
haben sich nicht verbessert. Es gibt zu den Arbeitszeiten nichts schwarz auf
weiß, wir wissen aber, dass das ein Problemfeld ist, dass die Tiere sozusagen
rund ums Jahr arbeiten, in kleinen Ställen in der Vorstadt untergebracht sind.
Ich glaube, es kann keinem Menschen, dem Tierschutz ein Anliegen ist, die
aktuelle Situation der Wiener Fiakerpferde egal sein. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir hoffen,
sehr geehrte Frau Stadträtin, dass wir hier doch bald ein Ergebnis der Studie
haben und dass aus diesem Ergebnis dann auch möglichst schnell in den
Bereichen, wo die Stadt etwas tun kann, eine Verbesserung für die Tiere in die
Wege geleitet wird.
Dem
Rechnungsabschluss werden wir nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächste
ist Frau StRin Dr Vana gemeldet.
StRin Dr
Monika Vana: Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Bevor ich auf
die Geschäftsgruppe, insbesondere die Frauenpolitik, näher eingehe, möchte ich
Ihnen von einem aktuellen Ereignis berichten. Ich komme gerade von der
Demonstration der Siemens-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen vor dem Parlament.
Und während Sie hier, meine Damen und Herren, von der Sozialdemokratie das
soziale Wien abfeiern, sind es über 2 000 Menschen, die da draußen im
Regen auch gegen Ihre verfehlte Wirtschaftspolitik ein starkes Zeichen setzen.
Das sind weitaus mehr als die 632, die jetzt nach aktuellen Plänen Ihrer
Ex-Staatssekretärin Brigitte Ederer gefeuert werden sollen.
Ich denke,
gerade Siemens ist wirklich ein Paradebeispiel für ein Unternehmen, das von
viel staatlicher Subvention, Unterstützung und so genannter Freunderlwirtschaft
sehr profitiert hat, das in den letzten Jahren der Realwirtschaft auf das
Profitinteresse und das Finanzkapital gesetzt hat und jetzt eigentlich einen
sehr schnellen Weg gefunden hat, sich von einem Leitbild, das 2008 noch
geheißen hat: „Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind unser wertvollstes
Kapital", zu verabschieden, um jetzt sehr schnell und plötzlich so
verantwortungslos mit MitarbeiterInnen umzugehen und zu jonglieren, zu
jonglieren mit der Angst vor der Wirtschaftskrise.
Denn eines ist
klar: Der Job-Abbau jetzt ist ein mutwilliger. Er war lange schon geplant, er
hat sich lange abgezeichnet, er hängt nicht mit der Wirtschaftskrise zusammen.
Siemens ist ein Unternehmen, das massive Gewinne schreibt; allein im ersten
Quartal 2009 eine Milliarde.
Ich möchte für
alle anwesenden Kollegen und Kolleginnen – denn ich weiß, dass die Belegschaft
an alle Landtagsabgeordneten einen Brief zur Unterstützung schreiben wird zu
Ihrer aller Information, vielleicht haben Sie ihn auch schon bekommen – einen
Teil aus diesem Brief zitieren, damit Sie auch wissen, worum es wirklich geht:
„Wir, die
Belegschaft von Siemens, möchten die PolitikerInnen auf unsere Anliegen
aufmerksam machen und gemeinsam mit ihnen der Forschung und Entwicklung
innerhalb der österreichischen Software-Industrie eine Zukunft geben.
Die Republik
Österreich und die Stadt Wien hat viel Geld in unsere Ausbildung investiert und
hat über 60 Prozent unserer Kollegen und Kolleginnen ein Hochschulstudium
ermöglicht. Unser Unternehmen hat viele Jahre hohe Gewinne mit unserer Arbeit
erwirtschaftet.
Dieses Wissen
darf nun nicht verloren gehen, nur weil Siemens die Wirtschaftskrise nützen
will, um unsere Arbeitsplätze aus Österreich wegzuverlagern."
Ich denke, an
dieser Stelle ist wirklich – Frau StRin Frauenberger, Sie sind jetzt das
einzige Mitglied der amtsführenden StadträtInnen hier – ein Appell an die
Stadtregierung angebracht, wirklich einen Einsatz für Arbeitnehmerinteressen zu
zeigen, ebenso für den Wirtschaftsstandort Österreich, für den Forschungs- und
Entwicklungsstandort Wien vor allem, und sich wirklich dafür einzusetzen, dass
alle, und zwar alle 632 Arbeitsplätze bei Siemens erhalten bleiben. Damit
könnten Sie wirklich zeigen, dass Sie aus dieser Wirtschaftskrise etwas gelernt
haben. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Nun zum
Kapitel Frauenpolitik in der aktuellen Geschäftsgruppe. Wie jedes Jahr und wie
auch vor einem halben Jahr bei der Budgetrede wieder der Befund der Wiener Grünen: Leider bedeutet die
Frauenpolitik viel Lärm um nichts beziehungsweise viel Lärm um wenig oder immer
das Gleiche. Ich könnte ja fast dieselbe Rede halten wie beim Budget – bei
etlichen meiner Kolleginnen oder Kollegen, vor allem der anderen Fraktionen,
kommt einem das manchmal so vor –, aber ich werde das nicht tun, ich werde nur
kurz auf die größten Kritikpunkte eingehen und dann unsere drei Anträge
vorstellen, die die Wiener Grünen heute
einbringen.
Das
lächerliche Budget der MA 57 beträgt 0,07 Prozent des gesamten Wiener
Budgets. Das ist ein derart lächerlicher Betrag. Nur zur Veranschaulichung:
8 Millionen EUR entsprechen ungefähr so viel wie 800
Garagenstellplatzförderungen in Wien. Das ist die Summe, die der Stadt Wien die
Frauenpolitik wert ist. Diese Summe wird seit Jahren nicht erhöht, trotz
entsprechender Anträge der Opposition – ich glaube, heute kommt einer von der
Kollegin Feldmann – auf Verdoppelung des Budgets der MA 57. Das wäre
wirklich an der Zeit.
Mit einem
solchen lächerlichen Betrag – ich sage das immer wieder – sind natürlich keine
großen innovativen Würfe möglich, noch dazu, wo ein Großteil dieser Mittel,
nämlich über 50 Prozent, sogar zweckgebunden sind für die Frauenhäuser.
Das ist etwas, was wir auch sehr gerne kritisieren, denn wir denken, dass die Frauenhäuser
und der Kampf gegen Gewalt gegen Frauen kein reines Frauenanliegen ist und
deshalb nicht von der MA 57 bezahlt werden sollte, sondern ein
gesamtgesellschaftliches Anliegen ist und daher aus einem anderen, einem
allgemeinen Budgettopf kommen sollte, wie uns das ja bei der
White-Ribbon-Kampagne zum Beispiel schon gelungen ist, das auch anders zu
regeln.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular