Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 102
in Anspruch
nehmen.
Das ist
schade, denn gerade im öffentlichen Dienst würde sich eigentlich eine viel
höhere Arbeitsplatzsicherheit anbieten. Trotzdem liegt sogar in der Privatwirtschaft
der Anteil der Männer, die Elternkarenz in Anspruch nehmen, höher.
Das heißt, es
ist sehr dringend und notwendig, in Wien eine Maßnahme wie den Papa-Monat
einzuführen, das heißt, wirklich eine Gleichstellung, denn hier sind Männer
eigentlich benachteiligt, Männer sind hier diskriminiert, Männer haben nicht so
wie Frauen, also Mütter, die Möglichkeit, mit Entgeltschutz,
Versicherungsschutz und Kündigungsschutz ein oder zwei Monate nach der Geburt
bei ihrem Kind sein zu können, mit ihrem Kind sein zu können und hier auch eine
stabile Vater-Kind-Beziehung aufbauen zu können. Das finden wir falsch und
deshalb werden wir Wiener GRÜNEN erneut den folgenden Beschlussantrag
einbringen:
„Der Wiener
Gemeinderat spricht sich für die Einführung eines attraktiven Modells der
Väterbeteiligung - Klammer: Papa-Monat - für alle Beschäftigten der Stadt Wien
aus und fordert die zuständigen Stellen der Stadt Wien auf, die rechtlichen
Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen."
Es wird dies
ein Antrag auf Zuweisung sein, nicht auf sofortige Abstimmung, um hier auch
noch die Möglichkeit zu geben, über die Art der Umsetzung, den Zeitpunkt der
Umsetzung und die Ausgestaltung dieser Maßnahmen im entsprechenden Ausschuss zu
diskutieren. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich bin noch
nicht fertig, auch wenn ihr euch das schon gewünscht habt. (Heiterkeit bei den GRÜNEN. – GRin Mag Maria Vassilakou: Wir haben
dich angespornt!) Ihr habt mich angespornt? Ich verstehe. Zum schnelleren
Reden, oder? Okay.
Zweiter
Antrag, ebenfalls ein Antrag zu einem Thema, das von Ihnen, Frau StRin
Frauenberger, sehr oft schon in den Medien gefordert wurde und wo auch erst
jüngst bei der Sozialdemokratischen Bundesfrauenkonferenz in Linz am Sonntag
Frau Bundesministerin Heinisch-Hosek einen ähnlichen Vorstoß, einen sehr
begrüßenswerten Vorstoß gemacht hat. Das betrifft die Offenlegung der Einkommen
in Österreich nach schwedischem Vorbild und die transparente Gestaltung von
Gehaltsschemata.
Die
Offenlegung von Einkommen wird auch vom Österreichischen Frauenring
unterstützt, in dem die Kolleginnen von der Sozialdemokratie und der
Volkspartei drinnen sitzen. Wir haben ja schon einige Medienaktionen zu dem
Thema gemacht. Es ist eine Maßnahme, die dazu beitragen soll, dass Gehälter und
Einkommen transparenter sind, mit dem Ziel, die wieder steigenden
Einkommensunterschiede in Österreich zwischen Männern und Frauen zu schließen.
Sie wissen, der Rechnungshof hat erst jüngst bemängelt, dass bei
österreichischen Angestellten Männer 46 Prozent – das muss man sich auf
der Zunge zergehen lassen: 46 Prozent – mehr als Frauen verdienen. Selbst
wenn man die Zahlen arbeitszeitbereinigt, also teilzeitbereinigt sieht, bleibt
eine ordentliche Diskriminierung bei den Einkommen über, die wirklich auf Grund
des Geschlechtes erfolgt. Hier wäre die Offenlegung von Einkommen, insbesondere
von Einstiegsgehältern, eine sehr sinnvolle, wirksame Maßnahme, wie es auch in
anderen Ländern bereits passiert, um hier einmal transparent zu machen: Wie
wird Arbeit denn bewertet in meinem Unternehmen?, und hier auch entsprechende
Sanktionen vorzusehen.
Ministerin
Heinisch-Hosek hat hier wirklich einen sehr interessanten, innovativen Vorstoß
gemacht, hier eventuell auch Strafen vorzusehen bei jahrelanger Diskriminierung
von Frauen bei den Einkommen.
Eine solche
Offenlegung würde es ArbeitnehmerInnen leichter machen, überhaupt individuell
zu überprüfen, ob das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit im Unternehmen
umgesetzt ist, und würde auch eine Orientierung bei Gehaltsverhandlungen oder
bei der Berufswahl bringen.
Wie gesagt,
andere Länder haben hier sehr gute Erfahrungen. Es ist eine langjährige
Forderung, auch der Frauenbewegungen und auch des Österreichischen Frauenrings,
und wäre gerade in Österreich eine wichtige Maßnahme, weil Österreich beim
Gender Wage Gap, also bei den Einkommensunterschieden, im EU-Vergleich an
vorletzter Stelle liegt, knapp hinter Estland, bei der Diskriminierung von
Frauen bei den Stundenlöhnen.
Ich denke,
gerade so eine Offenlegung bei den Gehältern, bei den Einkommen der Gemeinde
Wien würde hier aus Frauensicht einiges Interessantes ans Tageslicht bringen.
Es würde die niedrigen Einstiegsgehälter, gerade in Frauenbereichen bei der
Reinigung, bei der Pflege, im Gesundheitsbereich, zutage bringen, wo Frauen oft
nur mit massiven Überstunden und zum Teil gesundheitsgefährdenden Arbeitszeiten
überhaupt auf existenzsichernde Einkommen kommen können, und es würde überhaupt
das ganze Gehalts- und Zulagensystem ein bisserl transparenter machen, das
jetzt ein bisserl undurchschaubar ist. Das heißt, wir stellen heute den Antrag,
der lautet:
„Der Wiener
Gemeinderat spricht sich für die Offenlegung und Transparenz von Einkommen als
wichtiges Instrument zur Schließung der Einkommensschere zwischen Frauen und
Männern aus, um die Gleichstellung am Arbeitsmarkt zu forcieren.
Der Wiener
Gemeinderat ersucht die amtsführende Stadträtin für Integration, Frauenfragen,
KonsumentInnenschutz und Personal, entsprechende Schritte zu veranlassen, die zu
einer Offenlegung und Transparenz der Entgelte der Magistratsbediensteten
führen.
Darüber hinaus
soll bis Jahresende ein Konzept ausgearbeitet und dem Gemeinderatsausschuss für
Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal vorgelegt werden,
wie auch die Fonds, die Gesellschaften und die Unternehmungen der Stadt Wien
sowie Unternehmen der Privatwirtschaft und der NPO-Sektor ebenfalls in die
Verantwortung genommen werden könnten.
In
formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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