Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 102
Wir müssen
hier vehement gegensteuern. Es braucht massive Investitionen in den Wiener
Arbeitsmarkt. Das vorgelegte Konjunkturpaket und auch die Nachdotation des WAFF
für Bildung, Jugend und für Arbeitsstiftungen, die wir im März beschlossen
haben, wird nicht reichen. Es braucht mehr.
Deshalb
stellen die Wiener Grünen heute erneut den Antrag – wenn ich ihn nur finden würde
–, den Antrag auf ein frauenspezifisches Konjunkturpaket. Habt ihr den formalen
Antrag für ein frauenspezifisches Konjunkturpaket?
Macht nichts,
die Maria wird das dann ohnehin einbringen, weil ich formal keine Anträge
einbringen darf. Es ist im Wesentlichen ein Antrag auf Unterstützung von Frauen
am Arbeitsmarkt mit einem frauenspezifischen Konjunkturpaket. Damit bin ich
auch schon fertig.
Wir werden
diesen Rechnungsabschluss ablehnen, weil wir aktive Frauenpolitik, Wege zur
frauenfreundlichen Stadt und den Abbau frauenpolitischer Defizite in dieser
Stadt vermissen. – Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Feldmann. Ich erteile es ihr.
GRin Mag
Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Seit Jahren
stagniert das Budget für Frauenförderung. Man hat für das Anliegen der Frauen,
wie Kollegin Vana schon gesagt hat, jährlich nur rund 7,9 Millionen EUR
zur Verfügung. Das ist angesichts der Notwendigkeiten in diesem Bereich und
auch angesichts der Ausgaben, die man in anderen Bereichen tätigt, wie Prater,
Hanappi-Stadion, 70 Millionen EUR, oder für den TIC mit 45,9 Millionen EUR,
was knapp das Sechsfache beträgt, eigentlich beschämend.
Es wäre
besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten notwendig, aktive Politik für
Frauen zu machen. Die Gebührensteigerung, die Steigerung für Energiepreise,
Müll, Abwasser et cetera trifft in erster Linie Frauen besonders. Ich möchte
daher gemeinsam mit meinem Kollegen Dr Ulm hier einen Beschlussantrag zur
Verdoppelung der Budgetmittel der MA 57 für Frauenförderung und
Koordinierung von Frauenangelegenheiten einbringen. In formeller Hinsicht wird
die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Die Frau
Vizebürgermeisterin hat den Rechnungsabschluss voller Stolz präsentiert und hat
erklärt, dass die nachfragewirksamen Ausgaben der Stadt Wien mit beinahe
4 Milliarden EUR den Wirtschaftsstandort nachhaltig sichern und
Arbeitsplätze schaffen und garantieren. Leider schaut die Wirklichkeit etwas
anders aus. Wir haben eine Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent allgemein und
eine Frauenarbeitslosenquote von 6,5 Prozent. Das ist zwar auch in Wien
relativ zurückgegangen, aber im Bundesländervergleich viel zu hoch und generell
viel zu hoch. Das heißt, wir haben 2008 25 700 Frauen arbeitslos im
Jahresdurchschnitt. Das ist schon sehr viel, das sind knapp 32 Prozent
aller arbeitsuchenden Frauen in Österreich. Das ist viel zu viel. Wien hat
sozusagen die höchste Frauenarbeitslosigkeit im Bundesländervergleich. In den
letzten sieben Jahren ist die Frauenarbeitslosigkeit in Wien um
18,7 Prozent angestiegen.
Ich möchte
daher auch betreffend die weltweite Finanzkrise sagen, es ist notwendig,
wirksame Konjunkturpakete zu schnüren. Frau Kollegin Vana, Sie haben sich
vielleicht nicht beschäftigt mit dem Konjunkturpaket, das wir schon vor
längerer Zeit angeboten haben, ein Konjunkturpaket, das frauenspezifisch ist. Das
Konjunkturpaket der Stadt Wien generell betrifft 0,9 Prozent des
Gesamtbudgets und hat eben keine aktiven Maßnahmen für die Frauenförderung.
Ich möchte
hier unser Konjunkturpaket vorstellen, welches folgende Maßnahmen umfassen
soll:
Eine umgehende
Umsetzung der von Bund geforderten flächendeckenden Nachmittagsbetreuung in den
Wiener Pflichtschulen, zur Steigerung der Erwerbsquote von Frauen;
eine
wesentliche Aufstockung des Wiener Konjunkturpaketes um weitere 500 Millionen,
um eben der Wirtschaftskrise wirksam zu begegnen;
ein sofortiger
Gebührenstopp beziehungsweise Aussetzung der Gebührenerhöhung und Senkung der
Energiepreise zur Kaufkrafterhöhung;
massiv erhöhte
Investitionen in jene Bereiche, welche die Gleichstellung fördernd und der
Schließung der Einkommensschere dienen – dazu werde ich dann einen Antrag
bezüglich Einkommensanwalt einbringen;
Investitionen
in Altenbetreuung, Bildung, Sanierung von Schulen, Kindergärten, in Forschung
und Entwicklung sowie generell Infrastrukturmaßnahmen und
endlich eine
signifikante Aufstockung der seit 2006 stagnierenden Mittel für das
Arbeitsmarktsbudget.
50 Prozent
der Mittel sollten eingesetzt werden für aktive Arbeitsmarktpolitik im Bereich
frauenspezifische Arbeitsmarktpolitik, desgleichen müssen 50 Prozent der
Qualifikation von Arbeitsmarktmaßnahmen, wie zum Beispiel Ausbildung von
Fachkräften, Frauen zugute kommen.
Weiters
fordern wir die Koppelung von Förderungen und Vergünstigungen im Rahmen von
Betriebsansiedlung an die Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen für
Frauen sowie die Erhöhung des Budgets für Wirtschaftsförderung und Koppelung an
die Frauenförderung.
Was wir auch
schon lange verlangen, sind die Förderung von Unternehmen, die Kinderbetreuung
anbieten, Maßnahmen für den Wiedereinstieg sowie ein Investitionsprogramm für
den weiteren Ausbau von Kindergärten.
Das alles
wären fördernde Maßnahmen, das wäre ein Konjunkturpaket, das frauenspezifisch
ist. Wir hoffen, dass in Zeiten, wo das dringend notwendig ist, endlich
zumindest Teile davon umgesetzt werden, und ich überreiche hier diesen
Beschlussantrag. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.
(Beifall bei der ÖVP.)
Ich
komme jetzt zu einem Thema, mit dem sich die
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