Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 102
Medien
gerade extrem beschäftigen. Ich will da jetzt nicht alle Daten noch einmal
aufzählen, die auch schon Kollegin Vana aufgezählt hat. Es geht um die
Einkommensdifferenz, die wir in Österreich bezüglich der Einkommen Mann/Frau
haben. Wir liegen am vorletzten Platz vor Estland, das ist eine relativ
tragische Position. Hierzulande verdienen Frauen um zirka 25,5 Prozent
weniger als Männer. Das heißt, 2007 betrug das mittlere Einkommen der Frauen
inklusive Lehrlinge 59 Prozent des mittleren Männereinkommens. Man kann
jetzt, wie wir schon gehört haben, einen Teil auf Teilzeitbeschäftigung
zurückführen, aber auch wenn man die ganzjährige Vollbeschäftigung vergleicht,
beträgt der Meridian des Fraueneinkommens nur 78 Prozent des mittleren
Männereinkommens, und die Kluft in Österreich erhöht sich immer mehr, sodass
wir eben auf diesen vorletzten Platz abgerutscht sind.
Ich verhehle nicht, mir wäre es am liebsten, es gäbe
einen Einkommensanwalt, der ähnlich wie der Volksanwalt ans Parlament
angegliedert ist und eben einmal jährlich berichtet. Wien könnte aber in diesem
Fall eine Vorreiterrolle übernehmen und an den Landtag angliedern, sodass es zu
einer bürgernahen Institution wird, die für ein gerechtes Einkommen sorgt, eben
zum Schließen dieser Einkommensschere, ein beratendes Organ, ein unabhängiges
Organ, sofern es im Bereich der Entlohnung und auch zur Unterstützung bei
Gehaltsverhandlungen, Sachverhalte, Standpunkte klärt und Beschwerden über
Einkommensunterschiede prüft. Es wird das wahrscheinlich für Frauen sein.
Natürlich können sich auch Männer an den Einkommensanwalt wenden, wenn hier
unfaire Sachverhalte vorliegen. Und was ich als wesentlich empfinde, ist die
Missstandsfeststellung, dass es eben Empfehlungen an den Landtag gibt und an
die politische Organisation oder das Unternehmen, weil mit diesen Empfehlungen
und mit der Ursachenforschung und den Gründen, die man ja eigentlich teilweise
nicht genau weiß, könnte man dann politisch Maßnahmen setzen, die diese
Missstände beseitigen. Und so bitte ich in formeller Hinsicht um sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich mache
einen Schwenk ins Thema Sicherheit. Ich möchte zur Stadtwache nur so viel
sagen: Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass eine Stadtwache bereits
dringend notwendig ist. Wir haben eine explodierende Kriminalität in Wien. Die
Kriminalität ist von Jänner bis Mai um 12,3 Prozent gestiegen. Was
besonders dramatisch ist, und ich glaube, das kann man eigentlich keinem
Wiener, keiner Wienerin mehr zumuten, ist die Entwicklung der Wohnungs- und
Hauseinbrüche. Von Jänner bis Mai ist 4 438 Mal in Wohnungen
eingebrochen worden. Ich meine, das ist einfach indiskutabel, das ist bei
Wohnungen ein Plus von 17 Prozent und bei Einfamilienhäusern von
70 Prozent. (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Weil der Minister Strasser die Polizei kaputt gespart hat! –
Aufregung bei der ÖVP.)
Na so kann man
das ja auch nicht sagen, weil Sie haben ja die ... Es ist immer so, es
gibt zwei Varianten. Ich sage das auch immer zu meinen Kindern. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Sie ist kaputt
gespart worden von Ihnen!) Moment. Ich sage das auch immer zu meinen
Kindern: Ihr könnt zwei Dinge machen, ihr könnt sagen, die anderen sind schuld
oder sagen, wir machen was, weil es so ist. Nachdem Sie hier in der Absoluten
sind (Aufregung bei der SPÖ.), kann
es Ihnen nicht schwerfallen, eine Stadtwache zu schaffen, die einfach die
Polizei entlastet. Sie hätten mit einem Schlag Ihre 1 500 oder 1 000
geforderten Polizisten mehr. Sie brauchen sämtliche ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Polizisten muss
man ausbilden!) Entschuldigung, machen Sie eine Stadtwache, die zuständig
ist (Weitere Aufregung bei der SPÖ.) für
sämtliche Verwaltungs- oder Strafmandate, Verkehrsüberwachung, et cetera.
Entlasten Sie die Polizei. (GR Siegi
Lindenmayr: Glauben Sie, die gehen jetzt spazieren?) Sie wird in der Lage
sein (GR Siegi Lindenmayr: Die haben
jetzt auch schon genug Arbeit, die arbeiten jetzt auch schon was!), die
Kriminalitätsbekämpfung wirksam auszuüben. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber weil Sie
so tun, als wäre mein Vorschlag von einem anderen Stern, darf ich Ihren
SPÖ-Kommunalpolitiker Albert Holub zitieren, der sagt: „Ich bin für die
Schaffung einer Stadtwache." (Heiterkeit
und Beifall bei der ÖVP.)
Dieser Mann
scheint verstanden zu haben. Ich habe Hoffnung, dass sich das in Ihren Reihen
fortsetzt. (Weitere Heiterkeit bei der
ÖVP. - Aufregung bei GR Christian Hursky.) Aber ich glaube, man kann den
Bürgern nicht zumuten zu sagen: Macht’s halt ein paar Sicherheitstüren und
schafft’s euch ein paar Alarmanlagen an, die so zwischen 2 000 und
5 000 EUR kosten, sichert’s euch und schützt euch halt selber. Leider
haben wir halt jetzt so ein Problem. Das kann ja nicht sein. Ich glaube, jeder
von uns kennt Leute, bei denen eingebrochen wurde, die bedroht worden sind, wo
die Häuser ausgeforscht werden. Das ist kein Zustand, den man lassen kann.
Daher bringen wir folgenden Beschlussantrag ein:
„Der
Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien wird ersucht, in Absprache mit den
zuständigen Stadträtinnen und Stadträten die verschiedenen bestehenden
städtischen Ordnungsdienste wie Rathauswache, „Kehr-Force“, Blaukappler, et
cetera in einem einzigen kommunalen Ordnungsdienst zusammenzufassen und diesem
die Kontrolle der Einhaltung von Landesgesetzen und ortspolizeilichen
Verordnungen zu übertragen.
In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt." (Beifall bei der ÖVP.)
Der
Rechnungsabschluss spiegelt eindeutig wider, dass die Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik
dieser Stadt nicht den Erfordernissen der Zeit entspricht, die
Sicherheitspolitik übrigens auch nicht. Daher stimmen wir diesem
Rechnungsabschluss nicht zu. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Krotsch. Ich erteile es ihr.
GRin
Mag Nicole Krotsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter
Herr
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