Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 102
Vorsitzender!
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ja, Frau
Kollegin Feldmann, ich gebe Ihnen voll und ganz recht, in wirtschaftlich
schlechteren Zeiten brauchen wir vermehrt eine aktive starke Frauenpolitik, wie
wir sie jetzt in Wien machen. Gleichstellungspolitik, Frauenförderungsmaßnahmen
sind ein Gebot der Stunde, dürfen kein Luxus sein und gerade eben in
wirtschaftlich schlechteren Zeiten darf darauf nicht verzichtet werden. Und Wien,
wie gesagt, gestaltet hier sehr gute Rahmenbedingungen für Frauen, für alle
Politikbereiche, aber speziell auch im Arbeitsmarktbereich, aber auch in der
Wirtschaftspolitik.
Wien ist in
vielen Eckpunkten besser als andere Bundesländer, so zum Beispiel im Bereich
der Einkommensschere, die wir heute ja schon mehrfach diskutiert haben. Mit
22,5 Prozent ist der GAP in Wien am geringsten. Hier muss sich aber mehr
bewegen, vor allem auch bei Regelungen auf Bundesebene. Deshalb bringe ich
heute mit meiner Kollegin Maria Vassilakou von den GRÜNEN einen gemeinsamen
Beschlussantrag ein, der sich folgendermaßen darstellt:
„Der Wiener
Gemeinderat spricht sich für eine gesetzliche Regelung auf Bundesebene zur
Offenlegung von Einkommen und eine transparente Gestaltung von Gehaltsschemata
bei Unternehmen aus, um die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern
endgültig zu schließen.
In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall bei der SPÖ.)
Ja, meine
lieben Kolleginnen und Kollegen, Frauenpolitik ist eine Querschnittsmaterie.
Wir werden in Wien hier nicht nur Frauenmaßnahmen mit der MA 57 setzen,
sondern es zieht sich Frauenpolitik durch alle Geschäftsgruppen, durch alle
Politikbereiche und das Budget wird durchgängig nach Gender-Kriterien beleuchtet.
Und zur
Kollegin Ekici, die einen Antrag zum Thema Zwangsheirat einbringen wird, kann
ich nur vorausschauend sagen, dass Wien das Thema Zwangsheirat sehr ernst
nimmt, hier durch die magistratsintern eingesetzte Arbeitsgruppe schon viel
erreicht hat, schon viel umgesetzt hat und Handlungsleitfäden aufgestellt hat.
Zum Antrag,
der ja kommen wird, kann ich nur Folgendes sagen, weil er sich ja vor allem
auch auf die Buben und Männer beschränkt. Es stellt sich ja die Situation für
Burschen und Männer, die von Zwangsheirat betroffen sind, ganz anders dar. Die
Situation ist nicht so bedrohlich, es ist nicht so ein Bedrohungsszenarium.
Männer sind hier nicht so von Gewalt von der Familie oder auch nicht so stark
von der Abhängigkeit betroffen. Also ich möchte da hier schon eine
Differenzierung sehen zwischen der Betroffenheit von Männern und Frauen. Wie
gesagt, hier ist auch ein anderes Bedrohungsszenarium und auch in der Studie,
wo wir Interviews mit Männern durchgeführt haben, wurde von Männern das Thema
Zwangsheirat vor allem auch eher als arrangierte Ehe beleuchtet.
Angesprochen
von meinen Kolleginnen von der Opposition, in besonderen Zeiten brauchen wir
besondere Maßnahmen. Ich möchte hier noch einmal das Wiener
Beschäftigungskonjunkturpaket, das auch gestern mehrfach schon in der
Generaldebatte angesprochen wurde, auch von unserer Frau Vizebürgermeisterin,
ansprechen. Es wurden ja wirklich spezielle Maßnahmen zur Förderung von Frauen
gesetzt. Also ich möchte nur einige Beispiele hier anführen, zum Beispiel
Arbeitsmarkt. Wir haben mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds ein
wirklich einzigartiges Förderungsinstrument. 60 Prozent der Maßnahmen
kommen Frauen zugute und Frauenförderung ist eine zentrale Säule der Wiener
Arbeitsmarktpolitik.
Oder das Thema
Forschung. Mit dem Wiener Forschungskonjunkturpaket werden Frauen deutlich
gestärkt. Wir haben hier Förderprozesse, wo die Aufgaben wirklich darauf
abzielen, dass Projekte gefördert werden, Unternehmen gefördert werden, wo
Frauen in leitenden Positionen sind, also auch hier Frauen fördern und Frauen
stärken.
Oder im
Bereich Gesundheit. Zahlreiche Investitionen des Wiener Konjunktur- und
Beschäftigungspakets gehen in diesen Gesundheits- und Pflegebereich und diese
Investitionen sind auch Investitionen in Frauenarbeitsplätze.
Wien ist die
Stadt der Frauen, Wien setzt sich tagtäglich für die Frauen ein. Ich möchte
ganz kurz drei Arbeitsschwerpunkte der letzten Monate anführen. Auf Initiative
unserer Frauenstadträtin Sandra Frauenberger organisierte die MA 57 eine
Offensive zur betrieblichen Frauenförderung. Wir haben hier eine Studie in
Auftrag gegeben. Auf Grundlage dieser Studie haben wir ein Handbuch
herausgegeben. Es geht hier in dieser Studie um Erfahrungen aus der
Unternehmerinnenpraxis, aus der Mitarbeiterinnenperspektive in den Betrieben,
es geht um Best-Practice-Beispiele, um sich die auszutauschen. Mit dem Handbuch
mit dem Titel „Frau und Mann gleich fördern, ist gewinnen – Gleichstellung als
Erfolgsformel für Unternehmen“ haben wir hier einen Handlungsleitfaden
herausgegeben. Weiters gibt es dazu auch eine Toolbox, was auch eine
Check-Liste ist, die sowohl bei der Erhebung des Status quo im Unternehmen
hilft, aber auch bei der Entwicklung der Maßnahmen zur Erhöhung der
Gleichstellung. Ich habe so eine mitgebracht. Sie haben es sicher schon in
Ihren Postfächern gehabt beziehungsweise nehmen Sie es sich noch einmal zur
Hand, schauen Sie es sich an, geben Sie es weiter an UnternehmerInnen, es ist
ja wirklich eine tolle Handlungsanleitung, um Frauenförderung in den Betrieben
zu fördern. Diese Frauenförderung kann im Unternehmen auf vielen
Handlungsebenen stattfinden. Es fängt bei der Rekrutierung von neuem Personal
an, setzt sich im Bereich der Fortbildung, der Weiterbildung fort und reicht
bis zu Mentoring-Programmen oder bis zur Installation von
Gleichbehandlungsbeauftragten. Besonders wichtig ist auch eine bewusste
Karenzplanung und Maßnahmen, die es Eltern ermöglichen, Beruf und Familie zu
vereinbaren.
Ja,
viele frauenspezifische Problemlagen haben mit strukturell verankerten
Geschlechterrollen zu tun. Hier muss die Politik eingreifen und da denke ich,
da ist man
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