«  1  »

 

Gemeinderat, 48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 102

 

wirklich unterbewusst noch immer wirklich gesteuert von typisch weiblich, typisch männlich. Das gilt es aufzubrechen. Hier ist es uns wichtig, dass sich Menschen frei entfalten können, dass sie aus dem ganzen Spektrum der Möglichkeiten wählen können und das unabhängig von ihrem Geschlecht. Wir haben uns hier sehr intensiv mit dem Thema Rollenbild auseinandergesetzt. Initiiert von unserer Frauenstadträtin gab es das Rollenbilderbuch. Wer es noch nicht gesehen hat, es ist wirklich ein tolles Klappbuch für Groß und Klein, wurde auch schon von vielen Organisationen und Kindergärten und von vielen Frauen bei der MA 57 bestellt. Wir wollen gegen die Bilder im Kopf auf spielerische Art und Weise ankämpfen. Den Weg abseits von den Trampelpfaden der Eltern oder der verschiedenen Bezugspersonen zu gehen, ist nicht immer leicht. Wir wollen da Mädchen und Frauen unterstützen, dass sie ihren ganz persönlichen Weg gehen. Wir wollen ihnen Mut machen. Wir sagen, bestimme deine Rolle selbst und wir setzen da in Wien auf drei Ebenen an, bei den PädagogInnen, bei den Eltern und bei den Mädchen und Frauen selbst. Ganz kurz zu den drei Ebenen:

 

Wir haben schon in den Wiener Kindergärten geschlechtssensible Pädagogik verankert. Es gibt eine Educationbox. Das ist eine Sammlung von Bildungsmitteln, wo PädagogInnen hier Unterstützung für die Berufspraxis erfahren. Es gibt auch schon einen Musterkindergarten der Stadt Wien im 12. Bezirk, der komplett nach Gender-Kriterien gestaltet wird. Er wird heute auch von Fachleuten aus ganz Österreich besucht. In der Ausbildung von KindergartenpädagogInnen ist Gender-Pädagogik ein fixer Bestandteil und es ist uns gelungen, es im Lehrplan zu verankern. Das Ziel ist es, es ganz flächendeckend in Wien zu verankern. Auch im Schulbereich haben wir eine strukturelle Verankerung der Gender-Pädagogik. Mit dem Projekt „Mu3“ haben wir hier auch was in der regulären Fortbildung von LehrerInnen verankert.

 

Ganz wichtig, wie gesagt, ist die zweite Ebene, die Eltern. Sie sind die ersten Vorbilder für Kinder. Hier haben wir erstmals von der Frauenabteilung Workshops für Eltern von Kindergartenkindern und Volksschulkindern in Auftrag gegeben, um ihnen auch bewusst zu machen, was ihre Rolle auch in der Berufswahl und in der weiteren Lebensführung von Mädchen darstellt.

 

Zwei Projekte möchte ich mit „Stärkung selbst“ darstellen. Das ist ein Projekt, wo Mädchen Interesse an Technik und Naturwissenschaften und Informatik erfahren sollen. Sie lernen hier spielerisch Roboter zu programmieren. Es werden aber hier nicht nur die Mädchen spielerisch an das Thema herangeführt, sondern die Lehrerinnen werden auch selbst hier nachhaltig ausgebildet.

 

Der Wiener Töchtertag. Viele Kolleginnen sind hier auch immer wieder mit dabei. Hier ist es uns auch wichtig, Mädchen von den eingeschränkten Rollen zu befreien. Im Jahr 2009 haben 3 200 Mädchen in 165 Unternehmen aus dem Bereich Technik, Naturwissenschaft und Handwerk geforscht und Neues entdeckt. Die Eltern sind uns auch hier wichtige AnsprechpartnerInnen. Erstmals gab es heuer im Vorfeld spezielle Info-Nachmittage. Es wurde ein mehrsprachig verfasster Elternbrief an die Eltern geschickt, um die Details und die Wichtigkeit des Töchtertages darzustellen und auch die Zusammenarbeit mit den Elternvereinen wurde ausgebaut. Immer auch eine große Forderung von uns ist generell, dass der Töchtertag evaluiert wird, dass er weiter entwickelt wird, dass er über das ganze Jahr hin wirkt. Wir haben SORA beauftragt, hier zu schauen, wie er wirkt. Wie erreicht der Töchtertag die Mädchen? Ich kann sagen, dass bereits heuer vieles von dieser Evaluierung in den Töchtertag 2009 einfließen hat können. Dass der Töchtertag das ganze Jahr über stattfindet, ist, wie gesagt, auch sehr wichtig. Wir haben regelmäßige Newsletter, die wir mit Terminen füllen, mit Erfahrungsberichten, mit aktuellen Themen zum Thema „Mädchen und Berufsperspektiven“ und es gibt auch Schnupperangebote von Betrieben.

 

Es gibt noch viel zu tun, wir sind noch lange nicht am Ziel, aber, wie gesagt, Wien setzt auf mehreren Ebenen den Hebel an. So ist auch die aktive Frauenförderung in der Stadt selbst integraler Bestandteil der Personalpolitik. Der kürzlich vorgelegte Gleichbehandlungsbericht des Jahres 2008 zeigt, dass die Gleichstellungs- und Frauenförderungsmaßnahmen im Magistrat eine sehr positive Wirkung haben. Auf Grund der Einführung der Frauenquote haben wir hier den Anteil der Frauen in Führungspositionen ausbauen können. 1996 haben wir nur 5 Prozent Frauenanteil in Führungspositionen gehabt, 2008 ist es bereits auf 26 Prozent angestiegen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

21 der 67 Magistratsabteilungen wurden 2008 von Frauen geleitet und 12 von 18 Bezirksämtern hatten bereits im Vorjahr schon Leiterinnen an der Spitze. Das ist der beste Beweis, dass die Quote wirkt.

 

Die Stadtverwaltung als größte Arbeitgeberin Wiens fungiert hier ganz bewusst als Modell für die Wirtschaft und dasselbe gilt auch bei der Ausbildung von Lehrlingen. Hier nimmt die Stadt auch die Verantwortung für die Jugend ernst und bietet Jahr für Jahr hunderten Menschen, hunderten jungen Mädchen und Burschen die Chance auf eine erstklassige Ausbildung. Derzeit werden 759 Lehrlinge ausgebildet, 386 davon sind junge Frauen. Und heuer werden wir 10 Lehrlinge mehr als im Vorjahr aufnehmen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Die Palette der Berufe ist breit. Wir haben die bautechnischen ZeichnerInnen, ElektrobetriebstechnikerInnen, GärtnerInnen, MetalltechnikerInnen und ich kann sagen, dass sich in den letzten Jahren immer mehr Mädchen in die bisherigen Männerdomänen wagen und sich als bautechnische Zeichnerinnen, EDV-Technikerinnen und Kraftfahrzeugtechnikerinnen ausbilden lassen.

 

Vor wenigen Tagen hat Wien auch als einer der größten Ausbildungsbetriebe einen vom Wirtschaftsminister initiierten Pakt unterschrieben. Es geht hier um die Kenntnis der Lehrlingsausbildung im Allgemeinen sowie um die Beibehaltung des bisherigen Aufnahmeniveaus.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular