Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 102
wie wir es von
Finnland kennen, wie wir jahrein, jahraus hier diskutieren, wie wir alle
eigentlich, ich gehe einmal davon aus, inzwischen fast auswendig wissen, was es
eigentlich bräuchte und was es in Wien leider nicht gibt und wo ich mir nach
wie vor die Frage stellen muss jahrein, jahraus: Wie kann es sein, dass es
Debatten gibt, wo alle einer Meinung sind und ich kann mir nicht vorstellen,
dass, wenn ich jetzt die Frage an irgendeine der Fraktionen, die hier im Haus
sitzt, ja selbst die FPÖ, richte: Finden Sie, dass Schulsozialarbeit eine gute
Maßnahme ist – ja. Und das ist es, worüber wir diskutieren. Wir diskutieren
über Maßnahmen jahrein, jahraus, die eigentlich alle gut finden, wo niemand allen
Ernstes meinen wird, es ist schlecht, wenn es Schulsozialarbeit gibt, es ist
schlecht, wenn es Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen vor Ort gibt, die in
den Schulen, vor allem in den Schulen, die Schwierigkeiten haben, die in
schwierigen Vierteln angesiedelt sind, die vielfach auch mit Aggressionen und
Konflikten zu kämpfen haben, also die da vor Ort eingreifen und mit den
Schülerinnen und Schülern arbeiten. Alle sind sich einig, das ist eine gute
Maßnahme. Und wo gibt es sie in Wien? Wo gibt es das in Wien? Nirgends mehr! In
der Geblergasse hat es das eine Zeit lang mit EU-Kofinanzierung gegeben. Das
Projekt war extrem erfolgreich und ist schon vor ungefähr einem Jahrzehnt
ausgelaufen. Seitdem bleibt es auf der Ebene des Nickens.
Also, meine
Damen und Herren, auch heuer gilt in der Integrationspolitik, bei vielen klugen
Maßnahmen, von denen wir wissen, dass wir sie dringend im Bereich Schule
brauchen, im Bereich Jugendbetreuung, im Bereich Konfliktschlichtung in den
großen Gemeindebauten der Stadt, im Bereich Konfliktschlichtung überhaupt bei
Nachbarschafts- und Alterskonflikten, so wie es sie derzeit überall in der
Stadt gibt, ganz einfach nicht zu nicken und einer Meinung zu sein, sondern zur
Tat zu schreiten und das nach Möglichkeit an Hand eines umfassenden Konzepts.
Nachdem ich
nunmehr drei Minuten Zeit habe, werde ich jetzt die Anträge einbringen, die
Monika Vana, unsere Stadträtin, vorbereitet hat und die sie auch in ihrer Rede
vorgestellt hat:
Wir beantragen
die Einführung eines richtungsweisenden, umfassenden Papa-Monats-Modells für
den Wiener Magistrat, damit wir mit gutem Beispiel vorangehen und nicht
weiterhin nur 1 Prozent Männer haben, die im Dienste der Stadt Wien stehen
und in Karenz sind. Wir wollen viele, viele Männer, die es sich leisten können
und wollen, etwas Zeit bei ihrem neugeborenen Baby zu verbringen.
Der zweite
Antrag bezieht sich auf das Thema Transparenz und Offenlegung von Einkommen.
Wenn wir nämlich irgendwann einmal die Einkommensschere zwischen Mann und Frau
auch in Wien perfekt schließen, vielleicht so ein Fuzzifuzziäuzerl sozusagen
näher aneinander bringen möchten, gibt es auch ein paar wesentliche Schritte
und Maßnahmen, die erforderlich wären. Am Anfang wäre die Transparenz, nämlich
das Wissen um die realen Unterschiede zwischen dem, was Frauen verdienen und
was Männer für dieselbe oder für gleichwertige Arbeit, und auch hier kann die
Stadt Wien mit gutem Beispiel vorangehen. Das soll sie auch und das beantragen
wir.
Und der dritte
Antrag bezieht sich auf ein frauenspezifisches Maßnahmenpaket zur Bewältigung
der Folgen der Wirtschaftskrise für Frauen und auch zur Ankurbelung von
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die Frauen zugute kommen würden. Ich möchte
an dieser Stelle in der einen Minute, die mir übrig bleibt, auf einen ziemlich
spannenden Beitrag, der ebenfalls heute im „Kurier“ zu lesen war, hinweisen,
über einen Vater, der derzeit darum kämpft, das Obsorgerecht für sein Baby zu
bekommen, für sein kleines Kind. Die Mutter ist psychisch krank. Das Kind befindet
sich in einem Heim. Er wäre bereit, das Kind bei sich aufzunehmen. Wieso geht
das nicht? Er müsste als Lagerarbeiter auf einen 20 Stunden-Job reduzieren und
müsste einen Kindergartenplatz vorweisen. Beides kann er nicht, weil er nämlich
irgendwo in Wien-Umland angesiedelt ist, wo nicht ausreichend
Kindergartenplätze vorhanden sind und außerdem kann er es sich nicht leisten,
ganz einfach (GR Dr Herbert Madejski: Das
gilt aber für Frauen auch! Alleinerzieherinnen!), vor allem kann er es sich
nicht leisten, den Ganztags-Job auf einen Halbtags-Job zu reduzieren. Sehen
Sie, danke Kollege Madejski, darum geht es mir. Ich bringe das Beispiel eines
Mannes, um darauf hinzuweisen, dieses eine Mal ist es ein Mann und tausendfach
täglich sind es Frauen, die es auch in Wien trifft, weil sie ganz einfach
arbeiten müssen, weil sie mit dem Geld nicht auskommen und weil wir endlich
Kinderbetreuungsplätze auch für Kinder unter einem Jahr brauchen, auch in Wien.
Also das beantragen wir alles. Wie Sie sehen, es gibt viel zu tun.
Danke für die
Aufmerksamkeit und ich rechne mit Ihrer Unterstützung. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ekici. Ich erteile es ihr.
GRin Mag
Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Ich darf meine
Ausführung mit Fragen beginnen. Die erste Frage: Was hat Wien, was
Oberösterreich nicht hat? Sie werden es jetzt alle beantworten können:
1,4 Milliarden Schulden, Oberösterreich ist schuldenfrei. Und was hat
Oberösterreich, was Wien nicht hat? Da kann ich sagen: Eine Reihe von Maßnahmen
und Sachen, vor allem aus dem Integrationsbereich, vor allem ein Integrationsleitbild,
60 Stiftungen, die sich vor allem mit Integration beschäftigen, aber in
Wien keine einzige. Und diese Liste könnte sich hier fortsetzen lassen. Auch
wissen wir, dass die Stadt Wien den Integrationsexperten aus Oberösterreich
rekrutiert hat.
Meine
sehr geehrten Damen und Herren, die Integrationspolitik in dieser Stadt kann
man schon als gescheitert bezeichnen. Auch 2008 war diesbezüglich ein
verlorenes Jahr. Statt zu handeln, wie es nötig wäre, wurde
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