Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 102
zusammenfassen.
Das Budget ist für mich, wie gesagt, intransparent und durchlässig. Deswegen
werden wir auch nicht zustimmen, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Ich darf
meinen Appell noch einmal wiederholen: Erstellen Sie ein Integrationskonzept
für diese Stadt, das den Namen auch verdient. Wien verdient es. Ohne einen
solchen Plan wird auch die Trennlinie zwischen Migranten und Migranten und
Alteingesessenen noch verstärkt werden. Wohin das führen kann, das haben wir
durch diverse Beispiele bei anderen europäischen Ländern gesehen.
Zum Schluss
darf ich, mir bleibt jetzt genau eine Minute übrig, einen Antrag gemeinsam mit
meiner Kollegin Barbara Feldmann zum Thema Zwangsheirat einbringen. Wir hatten
im letzten Gemeinderat einen eingebracht und wir haben dann gesehen, bei der
Beantwortung hat die Stadträtin in ihren Ausführungen nur die Frauen und
Mädchen thematisiert, aber nicht die Buben. Und ich weiß, weil sich auch Männer
oder Familien an mich wenden, wo auch Buben davon betroffen sind. Ich möchte,
dass auch in diesem Bereich das thematisiert wird. Deswegen bringen wir einen
Antrag betreffend Maßnahmenpaket ein für von Zwangsheirat betroffene und
bedrohte männliche Jugendliche und vor allem müssen auch die Eltern ins Boot
geholt werden. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. -
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Bevor ich
GR Schreuder das Wort erteile, würde ich bitten, Namen von Personen, die sich
hier nicht wehren können, nicht zu verwenden. Die Frau Lebisch wird
wahrscheinlich keine Chance haben zu sagen, sie sei kein Streithansel. Das
bringt hier für diese Debatte insgesamt überhaupt nichts. Man kann ein Bespiel
auch ohne Namen bringen.
Kollege
Schreuder ist am Wort, ich erteile es ihm.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus): Danke,
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Nachdem wir hier über Frauen und MigrantInnen
gesprochen haben, und Sie sozusagen die gesellschaftspolitische Stadträtin von
Ihrem Ressort her sind, sprechen wir jetzt über Lesben, Schwule und
Gender-Personen, da ja die Antidiskriminierungsstelle auch in Ihrem Ressort
liegt.
Vor wenigen
Tagen hatten wir gemeinsam die Freude, die SPÖ und wir, die Plakatkampagne mit
zu präsentieren, die von der Courage-Beratungsstelle entwickelt worden ist und
in der dreisprachig gefordert wird: „Liebe verdient Respekt.“ Und die FPÖ, wie
hat sie reagiert? Der Herr Kollege Mahdalik hat in einer Presseaussendung
geschrieben: „Hier sitzt die SPÖ, hält den Stacheldraht ums Geldbörsel
gewickelt, während für die ganz, ganz wichtige Kampagne ‚Liebe verdient
Respekt’ die Steuermillionen locker sitzen.“ Ich weiß nicht, ob Sie jetzt
wissen, die Stadt Wien hat mit 2 000 EUR dazu beigetragen, dass diese
Plakatkampagne stattfindet. Mir wäre es persönlich sogar sehr recht gewesen,
wäre es noch viel, viel mehr gewesen und würden auf den Straßenbahnen, auf den
Bussen und meinetwegen auf Plakaten der Gewista diese Plakate affichiert sein.
Da Sie aber von Steuermillionen sprechen, wo es um 2 000 EUR geht,
zeigt ja nicht nur, dass Sie die Unwahrheit aussenden, sondern auch Ihre
Haltung zu diesem Thema. Aber viel schlimmer wurde es am 4. Juni, als der
Klubobmann der Wiener Freiheitlichen Partei, der DDr Eduard Schock, fordert, in
Wien soll ein Gesetz eingebracht werden wie in Litauen. Was hat Litauen gemacht?
Litauen hat ein Gesetz eingeführt, das ausdrücklich jede Aufklärung zum Thema
Homosexualität in den Schulen verbietet und zwar nicht nur in den Schulen,
sondern in allen öffentlichen Einrichtungen, die für Jugendliche und Kinder
zugänglich sind.
Herr DDr Schock,
ich weiß nicht, wie Sie morgen bei der Courage-Beratung abstimmen werden.
Vermutlich werden Sie dagegen stimmen. Aber ich würde Ihnen dringend empfehlen,
sich einmal mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, weil ich glaube, Sie
wissen nicht, was Sie da fordern! Ich glaube, Sie wissen das wirklich nicht. Es
ist bewiesen, auch wenn der Gudenus darüber lacht, dass unter Jugendlichen im
Coming-out Alter die Suizidgefährdung und die Suizidrate enorm hoch ist. Das ist nicht nur
in österreichischen Studien bewiesen, das ist eigentlich weltweit in
anglo-amerikanischen oder europäischen Studien längst bewiesen. Rufen Sie
einmal in der Courage-Beratung an. Ich glaube, Sie bräuchten dringend eine
Beratung, denn das, was Sie fordern, tötet Menschen und das soll Ihnen bewusst
sein, dass Sie das fordern! Und eigentlich sollten Sie sich wirklich, wirklich
schämen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. –
GR Mag Wolfgang Jung: Sie blasen sich da auf und in Wirklichkeit sprechen Sie
Unsinn! – Aufregung bei GR Dr Kurt Stürzenbecher und den GRÜNEN.)
Wenn ich
Unsinn spreche, dann braucht offensichtlich nicht nur der Herr DDr Schock
dringend eine Beratung der Courage, sondern auch Sie, Herr Kollege Jung, weil
wenn Sie sich mit diesem Thema nicht beschäftigen wollen, aber Jugendliche
dürfen wegen irgendwelcher Phantasien, die Sie da haben, noch
Verführungstheorien haben, irgendwelche Prägungstheorien, die längst widerlegt
sind, dann, das sage ich Ihnen hier noch einmal, dann töten Sie Menschen! Das
muss Ihnen bewusst sein!
Das
weitere große und wichtige Thema, das wir hier seit Jahren in der Politik
diskutieren, ist die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen
Lebensgemeinschaften und PartnerInnenschaften. Ich bin ja selber in der
Arbeitsgruppe, die es schon seit den letzten zwei Kabinetten der großen
Koalition gibt. Vorher war es die Arbeitsgruppe von der Justizministerin Berger
und der Familienministerin Kdolsky und nunmehr wurde ich vorige Woche auch von
der neuen Justizministerin Bandion-Ortner eingeladen. Es ist wirklich erstaunlich,
dass es nach jahrelangen Konzepten, nach unzähligen Stunden und Arbeitsgruppen
und Vorschlägen und Diskussionen und Begutachtungen, Entwürfen, Gegenentwürfen
und so weiter noch immer nicht in Aussicht gestellt wird, weil es
offensichtlich innerhalb der ÖVP noch immer keine
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular