Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 102
vorgelegt
werden. Daher ist es durchaus positiv, in der Abstimmung darüber zuzustimmen. (GRin Nurten Yilmaz: Wo waren Sie gestern,
dass Ihnen das alles erst nachher einfällt?)
Der dritte
Antrag aber ist der entscheidende für mich, nämlich die Sache mit
Einfamilienhausgebieten und Neubau in Form von mehrgeschoßigen Wohnbauten. Da
ist eine durchaus wichtige Sache, die wir behandeln müssen. Ich glaube, dass
das durchaus richtig ist. Allerdings werden im Antrag drei Punkte beantragt.
Der erste ist die Reform der Widmungspraxis durch Einführung neuer
Widmungskategorien. Das ist positiv, dem kann man zustimmen. Der zweite Punkt
ist die Reform und konsequente Anwendung des § 85 der Wiener Bauordnung,
also das örtliche Stadtbild betreffend. Nur der dritte Punkt, verbale
Zielvorgaben für Plangebiete, die festgelegt werden sollen, ist unserer Meinung
nach kein Thema, das hier behandelt und beschlossen werden kann. Wir haben um
Zuweisung ersucht. Ich weiß nicht, ob sie erfolgt ist. Anscheinend nicht. Nachdem
das aber für uns ein durchaus interessantes und wichtiges Thema ist, werden wir
dem Antrag zustimmen, stellen aber fest, dass wir den dritten Punkt, nämlich
diesen verbalen Zielvorgaben für Plangebiete keinesfalls zustimmen wollen.
Dessen ungeachtet gibt es eine Gesamtzustimmung dazu. Ich hoffe, dass wir uns
noch in Debatten in den Ausschüssen darüber unterhalten können. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Als Nächster
zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Stürzenbecher. Ich erteile es ihm.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Zum Kollegen
Ulm: Nicht weil ich mich fürchte, sondern weil die Frau Stadträtin selbst zu
der Frage der Frühpensionierungen Stellung nehmen wird, nehme ich hier, auch
auf Grund der gekürzten Zeit, nicht Stellung.
Ich fange mit
einem Thema an, das noch am wenigsten umstritten ist, mit den Märkten, die in
jedem Fremdenführer für Wien sehr viel Raum haben, und zwar zu Recht, weil
diese Märkte im Gegensatz zu den internationalen Finanzmärkten wirklich etwas sehr
Positives sind. Beim Naschmarkt ist man gerade dabei, die Umbauarbeiten zu
beginnen. Der Brunnenmarkt ist knapp vor der Fertigstellung und wird immer mehr
zu einem touristischen Juwel unserer Stadt. Dort kriegt jeder Stand jetzt Strom
und Wasser. Der Großmarkt Inzersdorf hat einen neuen Mülltrennungsplatz nach
neuen technischen Erkenntnissen. (GR
Dipl-Ing Roman Stiftner: Überhaupt ist alles super!) Überhaupt ist zu
sagen, dass die Arbeitsgruppe Märkte sehr gut zusammengearbeitet hat. Die
Kollegin Rubik und die Frau Stadträtin haben da tolle Arbeit mit allen
Oppositionsparteien geleistet. Es ist auch ein neues Marktkonzept entworfen
worden, das wirklich zukunftsweisend ist. Also an alle, die im Bereich Märkte
tätig sind, herzlichen Dank, hier ist wirklich etwas gelungen!
Jetzt komme
ich schon zu einem Thema, das weniger einvernehmlich ist und wo ich an den
Kollegen Schreuder anschließen muss. Und zwar ist das die Plakatkampagne gegen
Homophobie, die von der FPÖ wirklich unerträglich kommentiert worden ist.
Soweit ich irgendwo gelesen habe, hat auch der Kollege Mahdalik gesagt, man
soll lieber Autobahnplatten mit dem Geld anschaffen. Abgesehen davon, dass
2 000 EUR wirklich ein bescheidener Betrag sind und man damit
wahrscheinlich nur ein paar Quadratzentimeter Autobahn bauen könnte, ist das
wirklich eine Argumentation, die absurd ist. Auch wenn vielleicht der Kollege
Schreuder in seiner Formulierung nicht vollkommen korrekt war, stimme ich schon
zu, muss man sagen, dass das eine ganz ernste Problematik ist, dass wir erstens
in Österreich wirklich eine sehr hohe Selbstmordrate insgesamt haben und
zweitens bei Homosexuellen diese Selbstmordrate siebenmal so hoch ist als bei
Heterosexuellen. Das ist eine tragische Sache, die man wirklich bekämpfen und
darauf schauen soll, dass das weniger wird. Oder dass man darüber lachen kann,
ist wirklich traurig, wenn man das macht, wie von Seiten der FPÖ passiert, und
das ist auch schärfstens zurückzuweisen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Abgesehen
davon erfolgen 90 Prozent aller Selbstmordversuche von
gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen zwischen 15 und 27 Jahren, also
gerade in dem Alter, wo wir durch unsere pädagogischen Maßnahmen und durch
unsere Öffentlichkeitsarbeit entgegenwirken wollen. Wir sind auch stolz darauf,
dass wir das machen und diese Plakatkampagne war wirklich eine ganz tolle
Sache.
Im
Eilzugstempo: Dem Beschlussantrag der GRÜNEN, betreffend Hierarchisierung der
Diskriminierungsgründe, werden wir zustimmen. Wir haben in Wien das beste
Antidiskriminierungsgesetz, auch ein viel besseres als die Oberösterreicher und
vor allem auch ein besseres als der Bund und wollen dieses Niveau unterstützen,
sodass wir auch auf den anderen Ebenen ähnliche Niveaus erreichen.
Weiters, weil
wir ihn auch miteinbringen, unterstützen wir den gemeinsamen Antrag betreffend
Lebenspartnerschaften. Ich glaube auch, dass man auf Bundesebene endlich Nägel
mit Köpfe machen soll. Hier der Appell an die Wiener ÖVP, darauf Einfluss zu
nehmen, dass endlich eine sinnvolle Lösung auf Bundesebene herauskommt. Das
wird sicher nicht das werden, was die Ehe ist, aber auch das nicht, was wir
fordern, fürchte ich, die Generalklausel, aber wenigstens endlich ein
Lebenspartnerschaftsgesetz, das diesen Namen verdient und das die
Diskriminierung von gleichgeschlechtlich orientierten Menschen beendet. Das ist
dringend notwendig und ein Appell an die ÖVP-Wien, endlich für das einzutreten,
was man mit Lippenbekenntnissen schon ab und zu gemacht hat. (Beifall bei der SPÖ.)
Weiters
kann ich beim angesprochenen Thema nur sagen, die Wiener
Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen macht seit
1998 eine
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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