Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 102
Arbeitsmarktpolitik
gemacht wird. Ich denke mir, diese beiden Pole gut miteinander zu verbinden,
ist das Erfolgsrezept.
Wenn heute
hier gesagt wurde, dass im Konjunkturpaket nicht ausreichend Rücksicht auf die
Frauen genommen wurde, dann muss ich das massiv zurückweisen. Erstens gehen zum
Beispiel 60 Prozent der Mittel im Arbeitsmarktbereich an Frauen. Aber
unabhängig davon gibt es gerade im Forschungskonjunkturpaket sehr viele Maßnahmen
für Frauen, vom Stipendienbereich bis zum FemCall. Gerade auch dieses gemeinsam
entwickelte Konjunkturpaket und Beschäftigungspaket im Gesundheitsbereich von
StRin Wehsely und von Finanzstadträtin Brauner ist ein Paket, das sich ganz
besonders an Frauen richtet. Warum? Weil dort eben ein sehr hoher
Beschäftigungsanteil von Frauen ist.
Mein Ziel ist
es, und das lässt sich immer so schön zusammenfügen im frauenpolitischen
Kontext, dass Frauen in dieser Stadt sicher, selbstbestimmt und unabhängig
leben können. Eine der großen Herausforderungen dabei wird es sein, an diesen
manifestierten, festgefahrenen Rollenbildern etwas zu ändern. Die GRin Krotsch
hat das schon ausgeführt. Mir geht es einfach darum, dieses Klischee von
typisch männlich, typisch weiblich aus den Köpfen herauszubringen, die damit
verbundenen massiven Diskriminierungen wiederum anzusprechen, um damit Frauen
und Mädchen den Mut zu machen, einen eigenen Weg zu gehen und sich letztendlich
nicht von irgendwelchen gesellschaftlichen Mustern einschränken zu lassen. Wir
Frauen müssen den Frauen und Mädchen aufzeigen, dass sie ihre Rolle verändern
können, denn das ist letztendlich das Ziel, jeder Frau klarzumachen, ihre Rolle
ist veränderbar. Das ist letztendlich das Ziel, wenn es darum geht, Frauen in
eine tatsächliche Gleichstellung zu bringen. Dafür schafft Wien die
entsprechenden Rahmenbedingungen. Dafür gibt es viele Gleichstellungsmaßnahmen,
aber wir brauchen für diese Gleichstellungsmaßnahmen die Betriebe.
Deswegen war
2008 der Schwerpunkt der betrieblichen Gleichstellungsmaßnahmen, wo wir
versucht haben, in einem großen Paket für Unternehmen, dass wir die Struktur
der Unternehmen, der Kleinst- und Mittelbetriebe in dieser Stadt berücksichtigt
und einen Leitfaden zur betrieblichen Gleichstellung erarbeitet haben, dass wir
aber eine Studie dazugestellt haben, wo wir viele Best-Practice-Beispiele, vom
kleinsten Betrieb bis zu Betrieben mit ein paar tausend Beschäftigten, haben.
Was man alles auf der betrieblichen Ebene tun kann, haben wir dann noch in
einem Workshop-Konzept an die Betriebe vermittelt. Denn dieses Zusammenspiel
aus Wirtschaft und Politik ist es letztendlich, was uns vielleicht doch ein
Stück erfolgreicher machen kann. Davon bin ich einfach überzeugt. Ich glaube,
wir haben in Wien wiederum eine Vorreiterinnenrolle, nein, ich weiß es. Ich
gebe auch zu, wir sind sehr stolz auf diese Vorreiterinnenrolle.
Was ich auch
weiß und glaube, davon sind alle, die in der Frauenpolitik engagiert sind,
überzeugt, es geht gerade in der Gleichstellungspolitik von Frauen und Männern
nicht immer mit Freiwilligkeit. Das heißt, wir brauchen verbindliche Quoten,
wir brauchen die Offenlegung von Gehältern, um mit Einkommenstransparenz die
Einkommensschere zu schließen, wir brauchen eine Koppelung der öffentlichen
Auftragsvergabe an die Frauenförderung. (Beifall
von StRin Dr Monika Vana.) Diese drei Elemente sind unabdingbar und sollen
verpflichtend sein. Nur so machen wir einen nächsten großen Schritt in der
tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern. (Beifall bei SPÖ und Teilen der GRÜNEN.)
Lassen Sie
mich noch abschließend etwas zum Thema der Integrationspolitik sagen. Ich finde
es immer ganz interessant, dass es so spannende urheberInnenrechtliche Debatten
hier gibt, wer wann was irgendwann einmal zuerst verlangt hat. Das ist mir
egal. Wir arbeiten einstweilen. Wenn immer wieder ein Konzept verlangt wird,
dann muss ich ehrlich gesagt sagen, verwundert es mich schön langsam, aber ich
weiß eh, man muss immer alles wiederholen und Wiederholen sichert den
Lernerfolg, wie wir hier als Sprichwort im Wiener Gemeinderat kennen. Wir haben
ein Integrationskonzept und wir haben ein sehr gutes Integrationskonzept, das
sich auch schön bildlich darstellen lässt. Ich wiederhole es, wir haben dieses
Fundament. Zuwanderung muss klar und transparent geregelt werden. Es gilt als
unabdingbar, sie an Integrationsmaßnahmen zu koppeln. Zwei Stichworte dazu:
Zuwanderungskommission und „Start Wien“. Wir haben vier Säulen: Sprache,
Arbeitsmarkt und Bildung, Zusammenleben und die Messbarkeit, die heute auch
angesprochen wurde. Das heißt, Wien misst sehr bewusst und wir haben ein Dach,
das ein breites Bündnis für Integration darstellt.
Wir haben
gerade mit „Start Wien“ eine sehr erfolgreiche Maßnahme etablieren können, wo
wir uns angeschaut haben, wie sich das Bild der Zuwanderung verändert hat und
daraufhin ein Angebot formuliert haben, ein Startcoaching, Informationsmodule.
Diese Maßnahme wird zu 90 Prozent angenommen. Wenn man immer wieder
diskutiert, dass die ZuwanderInnen nicht hingehen wollen oder was auch immer,
ist das der beste Beweis dagegen. „Start Wien“ funktioniert, wir erreichen
90 Prozent der NeuzuwanderInnen und diejenigen, die schon länger da sind,
können auch gerne an diesen Maßnahmen teilnehmen. In unseren Informationsmodulen
waren sagenhaft erfolgreiche 3 000 Menschen, die bisher diese Maßnahme
besucht haben. „Start Wien“ ist also ein Erfolgskonzept. (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn
wir unser gesamtes Integrationskonzept anschauen, dann geht es einfach darum,
dass Sprache natürlich einen ganz wesentlichen Platz einnimmt. Sprachmaßnahmen
leistbar und leicht zugängig. 4 000 Menschen müssen die
Integrationsvereinbarung einhalten, 10 000 Menschen besuchen unsere Wiener
Sprachmaßnahmen. Das kommt nicht von ungefähr. Wir sind im Gegensatz zu allen
anderen Bundesländern mit 300 EUR Sprachgutscheinen dabei und haben sehr -
wie man so schön sagt - niedrigschwellige Maßnahmen
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