Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 102
geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Zu guter Letzt
kommen wir zum Tätigkeitsbericht des Kontrollamtes der Stadt Wien für 2008.
Dieser Bericht beinhaltet insgesamt 138 Geschäftsstücke, die bereits in
den Sitzungen des Kontrollausschusses behandelt wurden.
Ich darf um
Zustimmung bitten.
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Danke. -
Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile
es ihm und mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit mit 25 Minuten
begrenzt ist.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Gott
sei Dank, denn mit 10 Minuten wäre ich nicht ausgekommen.
Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Lassen Sie
mich drei Geschäftsstücke herausgreifen und exemplarisch kurz anschneiden -
lang nicht, weil ohnehin keiner zuhört.
Einerseits
geht es um die Überprüfung des Krankenhauses Hietzing, dort sind schon
interessante Dinge herausgekommen. Mit dieser illegalen Betriebsansiedlung,
beispielsweise, wurde über dem Operationsbunker ein riesiges Lager einer Firma
angelegt, bis hin zu Küche-, bis hin zu Elektrogeräten. Eine Spenglerfirma auf
300 m² ... (GRin Veronika
Matiasek: Kann man da für Ruhe sorgen? - GR Mag Wolfgang Jung: Die Stadträte
können sich draußen beraten!)
Na klar, das
ist das Traurige an dieser Diskussion. So schön es ist, dass etwas aufgedeckt
wird, so traurig ist es, dass es erst aufgedeckt werden muss und nicht von
vornherein funktioniert. (GRin Mag
Waltraut Antonov: Na ja, Fehler können ja passieren!) Fragt sich nur, wie
oft, ja. Andere Firmen waren auch im Krankenhaus Hietzing angesiedelt,
Elektrofirmen, Installationsfirmen, die man zum Teil nur durch ein Aktenarchiv
begehen konnte, in dem die Krankenakten gelagert waren, die an sich unter
Verschluss sein sollten.
Das waren, in
kurzen Worten, Teile eines langen Berichtes, Teile der Missstände, die dort
aufgedeckt worden sind. Es gibt nun in der „Kronen Zeitung" die
Schlagzeile, es gab natürlich auch eine Konsequenz: Der Technikdirektor musste
gehen. Hier steht, er ist entlassen worden; im „Standard" steht, er wurde
auf Urlaub geschickt und ist dann in den Ruhestand gegangen. Ich glaube, das
Zweitere ist die realistischere Lösung. Ganz davon zu schweigen, dass dort
beispielsweise teure EDV-Anlagen angeschafft wurden, ohne Vergleichsangebote
einzuholen. Aber man hat gesehen, durch die Kontrolle kam es zu gewissen
Konsequenzen.
Ein sehr
schöner Fall - nicht aus meiner Geschäftsgruppe, von Wiener Wohnen, wo wir
gerade nicht zugestimmt haben - ist der Bericht des Kontrollamtes über die
HausbetreuungsGesmbH und Wiener AußenbetreuungsGesmbH. Sie wissen, da gab es ja
die wildesten Vorkommnisse. Ich will aber auch hier nur ganz kurz etwas
anreißen.
Es bezieht
sich einmal darauf, dass Wiener Wohnen sich offenbar nicht wirklich gekümmert
hat. Denn sonst kann man sich ja nicht vorstellen, dass der Aufsichtsrat nicht
richtig bestellt wurde, nicht gesetzeskonform getagt hat, sondern nur manchmal
getagt hat, dass hier beispielsweise fürs Rasenmähen Firmen verwendet wurden,
die gar keine Konzession haben, die keine Gewerbeberechtigung haben, dass hier
der Geschäftsführer dann auch gegangen ist oder gegangen wurde, Herr Jansky,
dass hier zum Teil Verwandtschaftsverhältnisse bestanden; der Schwiegervater
hat große Aufträge bekommen.
Dann hat er
20 Elektrofahrzeuge gekauft von einer nachweislich in Konkurs befindlichen
Firma, was man zum Zeitpunkt des Kaufes ganz leicht hätte herausfinden können.
Fazit: Es gibt keine Ersatzteile für die 20 Elektrofahrzeuge. Selbst wenn sie
funktionieren würden, sind sie nur bedingt einsatzfähig, weil man vorne kein
Schneeräumgerät anbringen kann. Das heißt, man kann sie im Winter sowieso nicht
wirklich verwenden. Und bei größeren Steigungen, im 14. Bezirk oder
anderswo, kann das Zweier-Team, das damit fährt, nur so fahren, dass einer
daneben hergeht; oder sie geben das Werkzeug heraus, weil sie mit dem Gerät zu
zweit nicht mehr bergauf fahren können. Aber es ist ohnehin wurscht, weil es nur
noch zwei gibt, die funktionieren, die anderen sind reiner Schrott.
Was bei diesen
Dingen bedenklich ist: Diese Hausbetreuung hat Gewinne erwirtschaftet. Sie
haben dort Gewinne erwirtschaftet, sie haben aber überhaupt keine Kalkulation gehabt.
Das heißt, Wiener Wohnen hat von ihnen keinerlei Kalkulation verlangt, und das
über Jahre. Aber spätestens nach einem Jahr muss einem ja auffallen, dass einem
von dem Geld, das man da hergegeben hat, am Ende des Jahres etwas übrig bleibt.
Da kann man sich ungefähr vorstellen, wie strukturiert die Kontrolle von Wiener
Wohnen bei den nachgeordneten oder ausgelagerten Bereichen ist, wenn sie über
Jahre hinweg Gelder geben, und dann stellt das Kontrollamt fest, dass an die
11 Millionen EUR Gewinn da sind.
Aber was
bedeutet Gewinn in diesem Zusammenhang, meine Damen und Herren? Das bedeutet,
dass die Mieter zu viel an Betriebskosten gezahlt haben! So eine Gesellschaft
sollte kostendeckend arbeiten und nicht Gewinne auf Kosten der Mieter machen.
Aber das Gewinnmachen im sozialistischen Wien sind wir ja gewöhnt. Das haben
wir beim Müll, das haben wir beim Abwasser, das haben wir beim Wasser, das
haben wir beim Gas, bei Wiengas, bei Wienstrom, da sind wir auch die Teuersten
von ganz Österreich. Da wird beinhart auf Kosten der Armen Gewinn lukriert.
Eines muss man
feststellen: Wiener Wohnen hat sich weder massiv um diese Gesellschaften
gekümmert noch hat es bemerkt, dass es einen Gewinn gab, noch hat es über Jahre
die Kalkulationen verlangt noch hat es kontrolliert, welche Firmen hier
arbeiten, ob mit Gewerbeberechtigung oder nicht, und was für Preise sie für
ihre Arbeit verlangen. Denn das sind zum Teil auch massiv überhöhte Preise
gewesen, die einem Wettbewerb am freien Markt gar nicht standhalten können.
Ich
kann nur so viel sagen: Dieser zweite Bericht ist sehr gut, aber es wird nicht
das letzte Mal sein, dass wir
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