Gemeinderat,
48. Sitzung vom 23.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 102
darüber
sprechen, meine Damen und Herren! Trotz der Bemühungen des Herrn
Vizebürgermeisters, der ja neu in dieses Amt gekommen ist, liegen uns schon wieder
neue Dinge vor, die nach Kontrolle, nach eingehender Kontrolle verlangen.
Kollege Madejski wird Ihnen das sicher mit Freude zukommen lassen.
Als dritten
Punkt möchte ich ganz kurz noch auf das Ronacher eingehen, weil es da auch eine
gewaltige Verschwendung gibt. Dabei kann man ganz grundsätzlich sagen: Wenn man
die Worte des Intendanten Geyer hört, der sagt, so ein Musical hat einen
Zyklus, und der Zyklus beträgt 60 oder 70 Jahre, dann ist es die Frage, ob
wir jetzt die zweite Bühne gebraucht haben, ob also die gesamte Investition
überhaupt verantwortbar gewesen ist.
Aber
unabhängig davon ist dort alles verpfuscht worden, was man verpfuschen kann.
Sie haben erstens einmal eine Grundkalkulation aus dem Jahre 2003 für die
Funktionssanierung gehabt, die sie dann, als sie es 2005 angegangen sind, nicht
mehr valorisiert haben. Sie haben also eigentlich schon zu niedrige Beträge
angenommen. Die Funktionssanierung hat dann auch Teile betroffen, die nicht nur
den reinen Musical-Betrieb betroffen haben. Die wurden einmal ausgegliedert und
sind nicht gemacht worden, ungefähr 7,5 Millionen EUR, sodass man bei
einer Summe von 34 Millionen EUR begonnen hat.
Dann ging es
los: Dann hat man sich eine Controllerfirma genommen. Ich erwähne nur am Rande
- das haben wir ja alles schon beredet -, dass diese Firma so gut
„controllt" hat, dass sie sich eine ihrer Tranchen, 160 000 EUR,
gleich zwei Mal überwiesen hat. Das ist der Kontrolle entgangen, und es hat
dann wieder drei Monate gedauert, bis es rücküberwiesen wurde. Aber so genau
wollen wir nicht sein.
Beim
Vergabeverfahren für die Rohbauarbeiten war eine gewisse Summe geplant. Dann
haben sie eine Ausschreibung mit ungefähr 7,5 Millionen EUR gehabt,
die um 2 Millionen über dieser Summe lag. Dann wollten sie die Ausschreibung
zurücknehmen, das ist aber nicht gegangen, weil sich der Betroffene an den
Vergabekontrollsenat gewandt hat. Diese Firma hat es dann bekommen. Mit dem
Fazit: 5,5 Millionen habe ich, 7,5 Millionen sind vergeben worden,
was mache ich jetzt? Es ist an sich schon dilettantisch, dass ich etwas
vergebe, was ich gar nicht brauche; aber bitte. (GR Mag Wolfgang Jung: Nicht der erste Fall!)
Dann hat man
von 660 Posten dieser Vergabe 235 gestrichen. Wenn man sich jetzt die
Firmen angesehen hätte, die sich ursprünglich beworben haben, mit den einzelnen
Postenangaben, dann wären die alle billiger gewesen! Ein Reihungssturz wäre das
gewesen. Das wird laut Kontrollamt von den Verantwortlichen noch geprüft
werden. Wie ja grundsätzlich die Erstausschreibung schon so gewesen ist, dass
man sie dann wiederholen musste, weil auf Grund von Einwendungen ein breiteres
Spektrum an zugelassenen Bewerbern hätte gegeben sein sollen, sodass es im
zweiten Fall, glaube ich, zehn Bewerber waren, unter denen dann diese Auswahl getroffen
wurde.
Bei der
technischen Gebäudeausrüstung gab es ähnliche Probleme, Elektro, Lüftung,
Heizung und so weiter. Da gab es auch eine ganz interessante Variante. Da hat
eine Firma zwei Angebote abgegeben, eine Amtsvariante, wo alles einzeln aufgeführt
war, und ein Alternativangebot zum Pauschalpreis: Wenn wir alles pauschal
verrechnen, kostet es eine halbe Million weniger; sozusagen eine zweite Firma.
Dann wollten sie es dem Billigeren geben, sind aber draufgekommen, dass man
zwei Angebote gar nicht abgeben darf, und dann hat es die andere Firma
bekommen. (GR Mag Wolfgang Jung: Echter
Dilettantismus!)
Ich brauche
nicht zu erwähnen, dass auch diese 2,9 Millionen, die den Zuschlag
bekommen haben, ungefähr doppelt so hoch waren, wie es budgetiert war. Als
Konsequenz mussten schon wieder Abstriche von der Funktionssanierung gemacht
werden. Schließlich waren wir dann auch bei Heizung, Kälte, Sanitär
50 Prozent über dem, was kalkuliert war. Dann gab es diverseste
Verzögerungen, durch Denkmalschutz, durch Anrainerbeschwerden und so weiter.
Kurz und gut,
am Ende des Tages ist von der Funktionssanierung, die ja von vornherein nur
teilweise in Angriff genommen wurde, nur ein Teil gemacht worden, weil zum
Beispiel dieses Dach, das sich öffnet, die Fenstersanierung, alle möglichen
Dinge wegen der zu hohen Kosten gegenüber der Anbotsvergabe wieder
weggestrichen wurden. Es ist eine teilweise Teilfunktionssanierung, aber keine
Sanierung, weil die Sanierung der durchfeuchteten Wände oder die Renovierung
der Stuckdecken des Zuschauersaals - was das Denkmalamt übrigens auch schon
ursprünglich verlangt hatte - aus finanziellen Gründen nicht erfolgt ist.
Der Herr
Stadtrat hat uns ja seinerzeit, als wir diese Diskussion führten, gesagt, es ginge
nur darum, dass man ein Musical betreibt. Dass wir das Haus sanieren, das
machen wir dann in einem anderen Schritt. Aber man muss wissen, es kommt klar
heraus, dass für uns Steuerzahler hier weitere immense Ausgaben anstehen, und
das alles für einen Betrieb, wo man sich die grundsätzliche Frage stellen muss,
ob eine zweite Musical-Bühne heute noch zeitgemäß ist.
Hier gibt es
noch keine Konsequenzen, aber wir werden sicher dranbleiben. Es gibt einen
zweiten Bericht. Ich habe jetzt ja nur die Berichte genommen, die bei Wiener
Wohnen von der FPÖ eingebracht wurden. Den einen Bericht übers Ronacher hat
meine Fraktion eingebracht.
Die ÖVP hat
auch eine Prüfung veranlasst, bei der es beispielsweise um die Gehälter geht.
Ich meine, wir sind der Meinung, dass die Wien Holding schon zu hohe Gehälter
hat, dass niemand höhere Gehälter als der Bürgermeister haben sollte. Dort
haben sie doppelt so hohe Gehälter, aber die Intendanten der Vereinigten Bühnen
liegen noch 80 Prozent über der Wien Holding.
Dann
bekommen sie Prämien, beispielsweise für die Musical-Bühne. Wenn man dort wegen
der so genannten Funktionssanierung nicht spielen kann, bekommen
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