Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 89
operativen Geschäft der Wiener Linien noch mit dem,
was wir hier die Aufgabe haben, zu diskutieren, zu tun und bitte deswegen die
Antwort, die ich vorher gegeben habe, in allem freundschaftlichen Verständnis
für die Breite der Diskussion so zur Kenntnis zu nehmen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2.
Zusatzfrage wird von GR Mag Gerstl gestellt. - Bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vizebürgermeisterin!
Mich verwundert es ja nicht, dass die GRÜNEN heute
die Anfrage stellen, denn bei ihrer Landesversammlung am vergangenen Wochenende
haben sie einen Resolutionsantrag dazu verabschiedet, in dem sie gemeint haben,
dass Artikel 7 der Österreichischen Bundesverfassung sowie die Europäische
Menschenrechtskonvention auch für Ungläubige gelten. Ich kann sie dabei
eindeutig beruhigen, Artikel 7 ist der Gleichheitsgrundsatz und der gilt
natürlich für alle. Aber sie haben auch beschlossen, dass Religionsfreiheit
auch die Freiheit von Religion bedeutet und dass die Privilegien ausgewählter
Religionsgemeinschaften nicht gerechtfertigt sind, etwas, was jahrzehntelang,
wenn nicht zu sagen, sogar fast jahrhundertelang schon in Österreich Tradition
ist, dass man die Religionsausübung sichert und dass den Religionen immer ihre
Möglichkeit gegeben wird, ihre Rechte auszuüben und niemand dafür beleidigt,
beschuldigt, verletzt werden darf, nur weil er eine Religion ausübt.
Ich glaube, dass es ganz einfach ist, hier mit
Kardinal Schönborn zu antworten, der in einer Tageszeitung zu dieser Aktion
gemeint hat: „Wir haben Religionsfreiheit und daher auch die Freiheit, nicht an
Gott zu glauben." - Das ist gut so. Er meint auch, dass die öffentliche
Debatte darüber gut ist. Zitat: „Nur den anderen nicht lächerlich machen. Sie
muss argumentieren, Gründe nennen, warum wir an Gott glauben und warum
nicht." Und er meint in seinem letzten Satz: „Werbesprüche sind keine
Argumente." (GR Marco Schreuder:
Aber die katholische Kirche macht das auch!) - In dem Sinne, glaube ich,
ist es ein richtiger Zugang.
Wir haben jetzt aus den Medien, damit ich zur Frage
kommen kann, vernommen, dass nun vielleicht die Gewista diese Kampagne
durchführen möchte. Dazu stellt sich für mich die Frage, ob das auch im
Interesse der Frau Vizebürgermeisterin ist. Die Gewista steht auch, ich glaube,
das kann ich ohne Probleme sagen, in einem großen Naheverhältnis zur Stadt
Wien. Sie hat die meisten Aufträge in der Werbebranche und sie hat auch ein
großes Naheverhältnis zur Regierungspartei, um nicht zu sagen, sie hat auch
eine Beteiligung dabei.
Daher stellt sich für mich die Frage: Unterstützen
Sie die Vorgangsweise, dass nun die Kampagne über die Gewista ausgelagert wird
oder ist das nicht das Gleiche, wie wenn sie über die Wiener Verkehrsbetriebe
gespielt würde?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Es darf hier jeder eine Frage stellen, wie er will. Die Antwort wird
auch entsprechend kommen. - Bitte, Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Mag Renate Brauner: Herr
Gemeinderat!
Ich bin über die Breite der Diskussion ein wenig
überrascht. Von Konventionen über Schönborn zur Gewista. Ich darf vielleicht in
Erinnerung rufen, ich bin für Finanzen und Wirtschaft in dieser Stadt zuständig
und lade auch Sie zum lauen Sommerabend, der hoffentlich bald kommt, zur
philosophischen Diskussion gerne ein. Ich darf Sie darüber in Kenntnis setzen,
dass die Gewista eine private Firma ist, auf deren Auftrag ich keinerlei
Einfluss habe. Ich kann Ihnen gerne meine private Meinung sagen zu Werbungen, die
die Gewista macht, zu Werbungen, die Palmers macht, zu Werbungen, die Coca Cola
macht. Da gibt es viele persönliche Meinungen, ich glaube aber nicht, dass das
hier Platz hat.
Ich glaube auch, dass die Religionsdiskussion hier
keinen Platz hat. Meine Meinung dazu kennt jeder. Religion ist eine höchst
persönliche Sache. Ich habe vor allen religiösen Bekenntnissen großen Respekt
und lehne bei allen Religionen ab, dass sie sich in die Politik einmischen,
weil das zu trennen ist. Das ist meine ganz persönlich Meinung dazu, die ich
einfach nicht verschweigen möchte, weil dieses Thema hier angesprochen wurde,
aber ansonsten glaube ich, dass die Diskussion hier weder mit meinem Ressort
noch mit den Zuständigkeiten des Gemeinderates irgendetwas zu tun hat. Die Gewista
ist ein privates Unternehmen, wie viele andere auch, und sie werden ihre
Aufträge so entscheiden, wie es die Geschäftsführung für richtig hält.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wird von GR Dr Günther gestellt.
GR Dr Helmut Günther
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vizebürgermeisterin!
Ich stimme Ihnen zu und
möchte auch von der Religionsdiskussion wieder auf den wirtschaftlichen Inhalt
übergehen. Sie haben gesagt, Sie sind Finanzstadträtin, das ist richtig, und natürlich
auch für die Wiener Stadtwerke zuständig. Alles, was dort unter Werbung läuft,
hat natürlich auch mit den Finanzen der Wiener Stadtwerke zu tun. Sie haben
selbstverständlich recht, das ist eine Entscheidung des operativen Aufkommens
und das ist auch gut so. Sie haben auch dargestellt, es gibt Richtlinien, dass
einige Bereiche nicht im Bereich der Werbung der Wiener Linien verwendet werden
sollten.
Meine Frage stellt sich
jetzt: Die Wiener Linien sind ein Unternehmen der Stadt Wien, das auch öffentliche
Gelder in Anspruch nehmen muss, um ihren Aufgaben nachzukommen und alles, was
die Wiener Linien selbst erwirtschaften, vermindert die Notwendigkeit des
öffentlichen Zuschusses. Darum meine Frage: Hat man Zahlen, was diese
Werbetätigkeit auf den verschiedenen Einrichtungen der Wiener Linien in das
Budget der Wiener Linien einbringt?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Mag Renate Brauner: Herr
Gemeinderat!
Diese Zahlen gibt es sicher. Die
kann ich Ihnen selbstverständlich nicht auswendig sagen. Ich weiß, dass die
Geschäftsführung der Wiener Linien sich sehr bemüht, im Rahmen des Möglichen
zusätzliche Einnahmen
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