Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 89
gedenke. Die Frage ist leicht zu beantworten: Ich
werde nichts unternehmen, denn diese Weisung gibt es nicht und gegen nichts
kann man nichts unternehmen! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
1. Zusatzfrage wird von GR Mag Jung gestellt.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister! Vielleicht haben Sie die
Anfrage nicht genau genug gelesen. Ich frage nicht, ob es eine Weisung von
Ihnen gibt, ich frage ausdrücklich, ob von Seiten der Schuldirektoren keine
Weisung in der Richtung gegeben wurde.
Ich sage Ihnen den Sachverhalt noch einmal. An mich
wurde von mehreren Elternvertretern herangetragen, dass eine derartige Weisung
von Direktoren in Liesinger Schulen an die LehrerInnen ergangen ist, in der
dritten Schulstufe im Sachunterricht nicht mehr über die Türkenkriege zu
sprechen, um Konflikte zu vermeiden. (Amtsf
StR Christian Oxonitsch: Jetzt ist es schon nicht mehr nur eine Schule, sondern
sind es mehrere Schulen!) Diese Information habe nicht nur ich bekommen,
diese Information wurde auch an die „Kronen Zeitung" weitergegeben. Sie
lachen jetzt, aber die „Kronen Zeitung" schreibt nicht mehr für den
Faymann, Herr Bürgermeister. (Bgm Dr Michael Häupl: Ja, ja, schon gut!)
Die „Kronen Zeitung" hat darüber recherchiert, nicht ich, und hat dann den
entsprechenden Artikel gebracht. (Amtsf
StR Christian Oxonitsch: Wir haben uns schon beim Direktor informiert und der
hat gesagt, dass es nicht so ist!)
Mittlerweile dürfte auch die Liesinger ÖVP
recherchiert haben, denn dort schreibt der Bezirksvorsteher-Stellvertreter
Paleta in seinem letzten Artikel, empört sich darüber und sagt, das geht
eindeutig zu weit, der Stadtschulrat verdient ein Nicht genügend wegen dieser
opportunistischen Geschichten. Er sagt dann sogar dramatisch: „Immerhin war es
unsere Stadt, an deren Mauern unter größten Opfern den damaligen
Eroberungsgelüsten der Osmanen Einhalt geboten wurde." - Das schreibe
nicht ich, das schreibt der sich mittlerweile auch informiert habende
Bezirksvorsteher-Stellvertreter in Liesing. So ganz lässt sich diese Sache
nicht von der Hand weisen.
Deswegen meine Frage: Sind Sie sicher, dass von
Seiten der Direktoren, vielleicht in einer Art von vorauseilendem Gehorsam,
keine Weisungen ergangen sind?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat!
Ja, ich bin mir sicher. Und die Qualität der
Informationen, die ich jetzt hier bekommen habe, abgesehen davon, dass sie
nicht neu sind, bestätigt das letztendlich. Es findet zunächst schon einmal
eine etwas seltsame Multiplikation statt: Von einer Schule, von der auch in der
„Kronen Zeitung" noch die Rede ist, sind es plötzlich mehrere Schulen und
sohin auch mehrere Direktoren.
Bleiben wir bei der einen Schule, wo dieses Gerücht
in die Welt gesetzt wurde, dann ist die Qualitätsfeststellung der Recherchen
auch vom Herrn ÖVP-Bezirksvorsteher-Stellvertreter eine bemerkenswerte, denn
selbstverständlich ist mir bekannt, dass der besagte Direktor ein sehr
aufrechter Demokrat und Mitglied der Österreichischen Volkspartei ist. Ich
würde ihm daher niemals zutrauen, dass er eine solche Weisung an die Lehrer
weitergibt, denn ich bin davon überzeugt, dass er für einen korrekten
Schulunterricht eintritt. Einmal mehr überzeugt mich das davon, dass daher eine
solche Weisung nicht existiert.
Aber es ist, ehrlich gesagt, für mich auch gar nicht
verwunderlich, wenn ich daran denke, was ich alles höre, dass Kreuze in den
Schulen abgehängt werden, dass es ein Nikolo-Verbot gibt, obwohl hundertmal
gesagt wurde, völliger Unsinn, das gibt es nicht, dass keine Schweinsschnitzel
und kein Schweinsbraten mehr in den Kindergärten, Schulen und Horten verteilt
werden können und vieles Ähnliche. Dann, Herr Gemeinderat, habe ich den dumpfen
Eindruck, das fällt unter dieselbe politische Intrige, die hier gestartet
wurde.
Die „Kronen Zeitung" ist von der Freiheitlichen
Partei informiert worden. Und die „Kronen Zeitung" hat leider so wenig
recherchiert wie offensichtlich auch der Herr Bezirksvorsteher-Stellvertreter
von Liesing. Nein, tut mir leid, es gibt das nicht! Sie werden sich mit solchen
Geschichten, für die Sie bedauerlicherweise gelegentlich den einen oder anderen
Journalisten finden, mit Sicherheit immer wieder selbst unglaubwürdig machen.
Denn sowenig wie auf den österreichischen Berggipfeln die Kreuze durch
Halbmonde ausgetauscht werden, sowenig gibt es eine Weisung dafür, dass über
die Türkenkriege nicht mehr unterrichtet werden darf.
Ich erwarte mir gar nicht, dass Sie das zur Kenntnis
nehmen. Machen Sie nur so weiter, mir ist das politisch eh recht! (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2.
Zusatzfrage wird von GRin Jerusalem gestellt.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Ich befürchte, dass Sie in einigen
Dingen nicht ganz recht haben. Die Freiheitliche Partei, der es offensichtlich
großes Vergnügen bereitet, Konflikte zu schüren und Geschichten in die Welt zu
setzen, wird dadurch bei einem großen Teil der Bevölkerung leider nicht
unglaubwürdig. Leider ist es so, dass es einen großen Teil gibt, der
möglicherweise bei der nächsten Wahl Sie, aber vielleicht auch die FPÖ wählen
würde, dass es eine große Gruppe von Personen gibt, die die Freiheitlichen für
sehr glaubwürdig halten und die tatsächlich auf diesen Schmäh, dass das
Abendland in Gefahr gerät und in Christenhand zu bleiben hat, hereinfallen. Ich
gehöre einer anderen Partei an als Sie, aber ich muss schon sagen, ich hätte
großes Interesse daran, wenn sich die Sozialdemokratie diese Wähler zurückholt.
(GRin Nurten Yilmaz: Danke für den
Auftrag!) Das sind eh keine GRÜNEN mehr. Wenn ich mir aussuchen kann, ob
diese Menschen diesem freiheitlichen Fabulierdrang auf den Leim gehen oder zu
Ihnen gehen, dann ist mir lieber, zu Ihnen! (Heiterkeit
bei GRÜNEN und SPÖ. - StR Johann Herzog: Das ist eine Fragestunde! Das ist
nicht
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