Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 89
„Wünsch Dir was"!)
Deswegen frage ich jetzt ganz ernsthaft, ohne
irgendeinen Spott oder irgendeine Ironie dahinter zu verstecken: Was werden Sie
diesem Schwachsinn entgegensetzen? (Beifall
von StRin Dr Monika Vana.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Mit großem Vergnügen nehme ich den Auftrag entgegen,
mir möglichst viele Wähler von der FPÖ zurückzuholen. Dann sind wir überhaupt
unbesiegbar, weil wenn uns das auch noch gelingt, bin ich schon sehr zufrieden.
Wenn jene Wähler, die nicht zur Wahl gegangen sind, auch wieder uns wählen,
dann ist das schon in Ordnung. (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Die verlieren Sie an uns!)
Aber jetzt gleichfalls ohne Spaß. Der Hintergrund zu
dem Ganzen ist ja nicht so witzig, das ist nur vordergründig etwas, worüber
sich ein erheblicher Teil der Menschen, wenn er einen bestimmten Sinn für Humor
hat, auch erheitert. Aber der Hintergrund ist es natürlich nicht.
Es ist gar keine Frage, dass man einen derartigen
Schwachsinn, wie Sie das bezeichnet haben, eine Qualifikation, der ich mich
zumindest tendenziell annähern kann, nicht mit der gleichen Ebene, dem gleichen
Schwachsinn begegnen kann, sondern nur durch Aufklärung. Man kann nur immer
wieder auch darauf hinweisen. Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass es
kein Nikolo-Verbot in den Schulen gibt, dass in den Wiener Kindergärten und
Schulen genau dasselbe passiert wie in den Kindergärten der Erzdiözese Wien,
was den Nikolo betrifft, dass auch keine Kreuze abgehängt werden und dass es
kein Schweinefleischverbot gibt, also all das, was in die Welt gesetzt wird, um
die Leute zu verunsichern. Daher soll man doch darauf aufmerksam machen, ein
mündiger Wähler soll überprüfen, welche Informationen er bekommt, nicht nur von
Ihnen, nicht nur von mir, sondern auch im Hinblick auf solch vordergründige
politische Agitation, wie es auch im gegenständlichen Fall der Fall ist.
Ich weiß, das ist gelegentlich eine mühselige
Geschichte. Gerüchte sind leichter in die Welt gesetzt als ein Dementi. Aber
dieser Mühe muss man sich unterziehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
nächste Zusatzfrage wird von GR Dipl-Ing Stiftner gestellt.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Schönen guten Morgen, Herr Bürgermeister!
Ich danke Ihnen für die Klarheit Ihrer Beantwortung.
Es ist in der Tat so, ich habe mich sehr intensiv mit diesem Sachverhalt in
Liesing auseinandergesetzt und es ist ein bemerkenswerter Zufall eingetreten.
Am 6.6. ist dieser Bericht in der „Kronen Zeitung" erschienen, das ist
wenige Tage vor der EU-Wahl gewesen, wo die Freiheitliche Partei hier
offensichtlich andere Intentionen hatte. Die angeblich so vielen besorgten
Eltern, die das geschrieben haben, waren eine E-Mail unter dem Pseudonym „Eugen
von Savoyen", die nicht nachvollziehbar war. So bin ich schon besonders
interessiert daran, wie die Freiheitliche Partei in Zukunft solche Dinge
angehen wird. Ich habe mich auch an der betroffenen Schule erkundigt. Ich
bestätige das, Herr Bürgermeister, der Herr Direktor hat nicht nur dieses Thema
offensiv und positiv angelegt, selbstverständlich wird über die Türkenkriege
unterrichtet, sondern es gab auch einen Besuch im Heeresgeschichtlichen Museum,
was das Ganze noch einmal dokumentiert und was damit nicht nur Worte betrifft. (GRin Nurten Yilmaz: Super!)
Aber, Herr Bürgermeister, eine hohe Sensibilität in
diesem Bereich bleibt schon über. Wir alle haben offenbar in der Situation von
Aufklärung gesprochen, dass Sie mit Religion heute Politik machen, was
eigentlich eine Retro-Entwicklung ist. Wir haben uns gedacht, wir sind hier
schon ein bisschen weiter, wo Religion eher in den Privatsphärenbereich
zurückzubringen ist.
Aber das bringt mich schon auf den Punkt, wo ich Sie
frage, wie Sie darüber denken, speziell in Bezug auf die Vielfalt der
Religionen. Wir werden natürlich dem christlichen Gedankengut sehr stark
anhängen, aber es gibt durchaus Menschen, die anderen Gedankengütern anhängen.
Das ist auch okay. Aber ist es nicht doch ein Punkt, dass wir speziell jenen Schülerinnen
und Schülern, die sich nicht dem Religionsunterricht widmen wollen, weil sie
sich abmelden, eine Art Ethikunterricht anbieten, und zwar verpflichtend, weil
eine Freistunde ist nicht eine vernünftige Alternative. Ich denke, das wäre ein
Zeichen der Aufklärung, auch ein Zeichen der Beschäftigung mit den
verschiedenen Religionen, um mehr zu wissen und solchen tendenziösen
Berichterstattungen, wie sie die Freiheitliche Partei immer wieder tut,
prohibitiv entgegenzuwirken.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat!
Um auf den ernsteren Teil einzugehen, denn ich würde
sagen, alles andere haben wir abgehandelt, dass wir ausnahmsweise, und ich
möchte hinzufügen, fassen Sie das nicht spöttisch auf, einmal in so hohem
Ausmaß derselben Auffassung sind, insbesondere was die Trennung von Kirche und
Staat betrifft, das wünsche ich mir so sehr angesichts der aktuellen Diskussion
über Kreationismus oder Intelligent Design. Es sollte jeder in dem Fach das
unterrichten, was er meint. Das heißt, die Genesis im Religionsunterricht, aber
den Darwinismus im Biologieunterricht und dann sind wir alle zufrieden, können
alle gut miteinander leben und brauchen keine Glaubenskriege, wie sie einige
Staaten zu diesem Thema führen, nur um ein Bespiel zu nennen, wie sich heute
konkret diese Trennung von Kirche und Staat entsprechend abspielt.
Was diese Frage des so genannten
Ethikunterrichts, ob nun verpflichtend oder nicht, wollen wir dahingestellt
sein lassen, betrifft, habe ich mich auch sehr intensiv mit Prof Kampits, dem
derzeitigen Dekan der Philosophischen Fakultät, unterhalten, der wirklich eine
Autorität
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