Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 89
auf diesem Gebiet ist.
Da gibt es noch sehr viele
Diskussionen zu führen. Da gibt es gerade auch von Seiten eines solchen
Fachmannes eine Menge von „aber". Aber völlig außer Streit steht der
Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften, etwas, was wir in Wien im
besonderen Ausmaß hier auch pflegen und was sich bei uns in einer Form auch
entwickelt hat, wo wir ja wirklich darauf stolz sein können und einmal mehr
auch hier beneidet werden. Ich habe kürzlich erst mit einem arabischen
Diplomaten darüber diskutiert, der sagt, Wien ist da wirklich großartig. Es ist
auch in einem hohen Ausmaß ein Verdienst insbesondere unseres Kardinals, der
sich immer auch um diesen Dialog sehr bemüht und diesen Dialog letztendlich
auch sehr pflegt. Dies soll außer Streit stehen, gar keine Frage.
Aber nun zur Frage des
Ethikunterrichts. Das Hauptargument, das hier gebracht wird, nämlich dass diese
Fragen eigentlich eine völlig fächerübergreifende Themenstellung haben, sei es
in den Geisteswissenschaften, aber natürlich auch in den Naturwissenschaften,
nicht nur, was jetzt die Technikanwendung betrifft, sondern generell gesehen
die vielen Fragestellungen, die es heute im Bereich „Life Science“ gibt, die
durchaus einer Ethikdiskussion unterzogen werden können und unterzogen werden
sollen. Und er meint, dass eigentlich Ethikunterricht in all diesen Fächern stattfinden
soll und ein Bestandteil im Unterricht dieser Fächer sein soll.
Das werden wir noch
diskutieren. Ich bin da sehr, sehr offen dafür, in welcher Form er das macht,
aber grundsätzlich halte ich es vor dem Hintergrund der Trennung von Kirche und
Staat für richtig. Ich würde sagen: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und
Gott, was Gottes ist."
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
letzte Zusatzfrage zur 4. Frage wird von GR Mag Jung gestellt.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Zunächst zur Erinnerung an meinen Kollegen aus
Liesing: Er sollte halt einmal mit seinem Bezirksvorsteher-Stellvertreter
reden, der da sehr ausführlich darüber geschrieben hat. Davon aber abgesehen
habe ich nicht die Absicht und auch nie behauptet, dass irgendwelche Kreuze in
Österreich oder in Wien am Stephansdom abmontiert wurden oder die Gipfelkreuze.
Aber, Herr Bürgermeister, zum Beispiel eine Gedenktafel mit zugegebenermaßen
nicht sehr freundlicher Inschrift mit Hinweis auf die Türkenkriege ist am Stephansdom
schon abmontiert worden. Aber das hat mit dem hier unmittelbar nichts zu tun.
Ich habe nicht mit dem Prinzen Eugen von Savoyen
gesprochen, der da angeführt wurde, sondern bei mir waren Mütter von Kindern
aus Liesinger Schulen, die sich an mich als Elternvertreter gewandt haben und,
ehrlich gesagt, keine FPÖ-Mitglieder sind. Ich habe die nicht gekannt und ich
sehe, ehrlich gesagt, keinen Grund, denen nicht zu glauben. Ich sehe auch
keinen Grund, ich weiß nicht, mit welchem Schuldirektor Sie gesprochen haben,
ich habe ja noch keinen oder keine Schule genannt, ich weiß daher auch nicht,
mit welchem Direktor Sie gesprochen haben, aber ich habe von der „Kronen
Zeitung" gehört, dass dort Recherchen geführt wurden und mit Eltern
gesprochen wurde. Es ist ja möglich, dass Sie jetzt der „Kronen Zeitung"
nicht mehr glauben, seit sie nicht mehr so auf Ihrer Seite ist (Heiterkeit
bei der SPÖ.). Sie sitzen ja nicht auf dem Schoss der „Kronen
Zeitung", wie Sie gesagt haben, wäre in dem Fall für die Redakteurin auch
nicht ganz leicht, aber, ehrlich gesagt, ich sage es Ihnen (Heiterkeit bei
GRin Ingrid Zankl.), ich glaube den Eltern in diesem Fall mehr und ich
werde der Sache weiter nachgehen. Herr Bürgermeister, Sie haben uns auch
gesagt, kein Nikolo und so weiter. Wir wissen alle, dass die Nikolo-Geschichte
in einer ganzen Reihe von Kindergärten gespielt wurde. Genauso wenig glaube ich
Ihnen hier und Ihren Dementis. Es läuft in Teilen der Schulen und wir werden es
Ihnen auch noch nachweisen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Eine
Frage wollen Sie nicht mehr stellen?
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Der Herr Bürgermeister ist uneinsichtig. (Heiterkeit
bei Bgm Dr Michael Häupl.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Aber
dann hätten Sie sich die Wortmeldung erspart.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat,
da haben Sie schon recht. Wir werden in dieser und in vielen anderen Fragen zu
keiner Übereinstimmung kommen, was am Inhalt liegen mag, aber auch am Wollen.
Das sage ich auch ganz offen. Denn wer mir heute immer noch erzählt, dass es
ein Nikolo-Verbot gibt und das da auch noch bestätigt, vorher noch sagt, das
sind alles Sachen, die wir nie behauptet haben - tut mir leid, Herr
Gemeinderat. Machen Sie nur so weiter. Mir ist es recht. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
5. Frage (FSP - 02513-2009/0001 - KGR/GM) wurde von Herrn GR Marco
Schreuder gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (Am 16. Mai
2009 fand in Moskau die Slavic Pride, eine Demonstration für die Menschenrechte
von Lesben und Schwulen in slawischen Staaten, statt. Der Moskauer
Bürgermeister Juri Luschkow untersagte - wie die Jahre davor - diese
Demonstration und ließ sie nach nur wenigen Minuten von der Moskauer Polizei
gewaltsam auflösen. Diese Ereignisse sind Teil einer Reihe von homophoben
Aussagen des Moskauer Bürgermeisters in den letzten Jahren. Befürworten Sie
trotz dieser, in menschenrechtlicher Hinsicht so besorgniserregenden, Vorfälle
die Abhaltung weiterer Moskau-Bälle im Wiener Rathaus?)
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat!
Bevor ich auf die Beantwortung
Ihrer Frage komme, zunächst eine völlige Klarstellung meiner Haltung. Ich halte
die Entscheidungen, die der Oberbürgermeister von Moskau getroffen hat im Hinblick
auf die Untersagung dieser de facto Demonstration in Moskau für falsch. Ich
halte das für falsch, denn man kann zweifelsohne auf Druck weit rechts
stehender Nationalisten, die es in Moskau gibt, nicht eine derartige Parade
untersagen,
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