Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 89
es keine Intervallverkürzungen gibt und die Qualität
nicht stimmt. Die mit dem Auto fahren, sind Stiefkinder, weil sie abkassiert
werden, Parkplätze vernichtet werden und Garagen nicht gebaut werden. Nur bei
den Radfahrern kann ich nicht ganz die Rolle der Stiefkinder erkennen. Gleiche
Regeln, gleiche Pflichten, alles vollkommen klar. Ich bin ident mit dem
Kollegen Chorherr. Wir sind in Wien ... (Heiterkeit bei GR Mag Rüdiger
Maresch.) Wir sind in Wien so eine radfahrfreundliche Stadt. Die Stadt hat
sehr viele Fehler gemacht. Und solange die Stadt Wien solche Fehler macht,
Gesetze nicht korrigiert und es gibt genügend Gesetze, Mischwege, das wissen
wir alle, die Zeit ist heute zu kurz - wir wollen aber keine Party-Zone oder
keinen Freiraum, egal auf welcher Ebene Verkehrsteilnehmer für Rowdys.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich würde mich
freuen, im Sinne einer Österreich-weiten Solidarität, dass Sie das
Donauinselfest absagen und Ihre Hilfskräfte dort zur Verfügung stellen, wo sie
gebraucht werden: bei den Bürgerinnen und Bürgern! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Mag Gerstl.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Danke, Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Zuerst möchte ich meine Zeit auch für die
Geschäftsordnung nützen.
Ich verstehe nicht, dass man eine solche
Themaverfehlung auch von Seiten des Vorsitzes durchgehen lässt, das muss ich
ganz offen sagen. (Beifall bei ÖVP und
GRÜNEN.) Wir sind (GR Dr Herbert Madejski: Das ist keine Solidarität!)
Vorbild hier, haben eine Vorbildfunktion gegenüber der Bevölkerung und ich
möchte auch, dass man sich an Themen, die man vereinbart hat, hält. Das Thema,
das von dieser Partei angesprochen worden ist, wäre sicher auch anders
unterbringbar gewesen. Und wenn Sie sich ernst nehmen würden, liebe Kolleginnen
und Kollegen von den Freiheitlichen, dann hätten wir in einer Präsidiale
versucht, diesen Tagesordnungspunkt aufzunehmen. Dann hätte man ernsthaft
darüber reden können. Aber so bitte nicht! (Beifall
bei der ÖVP.)
Nun komme ich zum Thema Rad Fahren. Der Kollege
Chorherr hat eine Vision gezeichnet, eine Vision, die es so an sich hat, dass
sie nie ganz in Erfüllung gehen wird. Er hat heute versucht, Beispiele im Rest
von Europa zu finden. Gestern haben seine Kollegen versucht, bei den Radfahrern
Anleihe in Südamerika zu nehmen. Und diesen Vergleich möchte ich Ihnen heute
noch ein bisschen näher darlegen. Gestern haben Sie nämlich einen Antrag
eingebracht für eine „Ciclovia“ wie in Bogota. Und da stellt sich für mich die
Frage, inwiefern wir Bogota mit Wien vergleichen können. (GR Mag Wolfgang
Jung: Mit der Kriminalität!) Also Wien hat 1,6 Millionen Einwohner.
Bogota hat 7,8 Millionen Einwohner. Wien liegt auf 160 m Seehöhe, Bogota
liegt auf 2 640 m Seehöhe. Bogota hat im Jahr 2005
1 675 Morde zu verzeichnen gehabt, Wien nicht einmal im zweistelligen
Bereich. (GR Mag Rüdiger Maresch: Was wird das? Themaverfehlung?) Bogota
ist eine Stadt, die über kein hochrangiges öffentliches Verkehrsnetz verfügt.
Es gibt keine U-Bahn, es gibt keine Straßenbahn, es gibt ein Autobusnetz seit
2000, sonst nichts. Bogota ist eine Stadt, die gerade 303 km Radwege
aufweist. Wien hat 1 000 km bei einer viel geringeren
Einwohneranzahl. Und dann wollen wir das System von Bogota nach Wien verlagern?
Nein, das will, glaube ich, in dieser Stadt niemand, dass Wien zu Bogota wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir brauchen keine „Ciclovia“, wir brauchen aber mehr
Freizeiträume in der Stadt. Insoferne decken wir uns, dass wir darüber
diskutieren: Welche öffentlichen Flächen in der Stadt stellen wir für das
Freizeitvergnügen zur Verfügung? Und da spielt, da bin ich mit Ihnen einer
Meinung, das Rad eine besondere Rolle. Ja, diskutieren wir, reden wir darüber,
wann und wo öffentliche Plätze dem Rad mehr zur Verfügung gestellt werden, wann
sie wo geöffnet werden können. Ich verschließe mich der Diskussion nicht. Ich
habe es daher auch bedauert, dass dieser Antrag gestern von der
Regierungsfraktion grundsätzlich abgelehnt wurde, obwohl es nur eine Zuweisung
war. Man hätte darüber diskutieren können, wie man das macht. Für eine solche
Diskussion stehen wir zur Verfügung, aber nicht, um das Kind mit dem Bade
auszuschütten.
Wir können uns daher vorstellen, dass es wichtiger
ist, in der Stadt nicht nur zu philosophieren und nicht nur über Visionen zu
reden, sondern dass wir das Fahrradsystem, das wir in der Stadt haben,
ausbauen. Ausbauen insofern, indem wir zum derzeitigen Citybike-System ein
Elektrofahrradverleihsystem dazugeben. Wir glauben, dass es wichtig ist, ein
Elektrofahrradsystem in Wien aufzubauen, weil es gerade außerhalb der
innerstädtischen Bereiche in einem hügeligen Gelände sehr, sehr schwierig ist,
mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Dadurch unterscheiden wir uns ganz eindeutig
von Kopenhagen, was von Seiten der grünen Fraktion hier auch immer wieder als
Beispiel herangezogen wird, dass Wien Kopenhagen werden kann. Wien kann auch
nicht Kopenhagen werden, weil es von der Topographie komplett anders ausschaut.
Daher müssen wir mit anderen Antworten auf Wien eingehen. Ein Verleihsystem für
Elektrofahrräder, wie das zum Beispiel in Stuttgart schon der Fall ist, könnte
in Wien wirklich als Best-Practice-Beispiel herangezogen werden.
Dazu haben wir auch schon einen Antrag eingebracht
und wir erwarten uns, dass sich die Regierungsfraktion diesem Thema ernsthaft
widmet. Unabhängig davon glauben wir, dass im Radverkehr viele, viele
Verbesserungen notwendig sind, die vor allem der Sicherheit der Radfahrer und
aller anderen Verkehrsteilnehmer dienen. Daher ist die Trennung der Wege von
Fahrrad, Auto und Fußgänger grundsätzlich immer anzupeilen und nicht das
umgekehrte System zu regeln, dass wir versuchen, alles zusammenzulegen. Wir
glauben, die Sicherheit gebietet uns, hier noch mehr für Radfahrer zu tun. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Lindenmayr.
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