Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 89
GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Die bisherige Diskussion ist ein gutes Beispiel
dafür, wie es in letzter Zeit in diesem Haus bei Themen immer der Fall war: Die
FPÖ hat zum eigentlichen Thema nichts zu sagen. Sie hat von den 5 Minuten
vielleicht 20 Sekunden über das Thema gesprochen (Beifall bei der SPÖ.) und hat ansonsten nichts zu sagen. Das haben
wir bei sehr, sehr vielen Themen hier im Haus und heute war das ein klassisches
Beispiel dafür.
Radverkehr Stiefkind? Wäre diese Frage, wäre dieses
Thema in den 70er Jahren gestellt worden, dann hätte ich dem gerne zugestimmt.
Also gerne nicht, aber dann hätte ich zugestimmt, denn es war damals ja so, und
zwar nicht nur europaweit, sondern weltweit so, dass in den 60er- und 70er
Jahren Städte autogerecht gestaltet worden sind. Es gab aber hier im Haus und
ich möchte gerne daran erinnern und darum bin ich so froh, dass dieses Thema
heute gewählt worden ist: Am 29. April 1980 haben wir hier im Haus eine
Trendumkehr beschlossen und das ist auch schon wieder 29 Jahre her. 1970 hatten
wir in Wien 11 km Radnetz, 1986 waren es 168 km Radnetz, das ist schon
eine Verfünfzehnfachung, Ende 2007 war die Läge des Radnetzes
1 100 km und im letzten Jahr ist auch noch einiges dazugekommen. Das
heißt, wir haben seit 1970 eine Verhundertfachung des Radnetzes in Wien, eine
Verhundertfachung des Radnetzes in den letzten 39 Jahren! Seit 1985 gibt es in
Wien die Aktion Fahrradabstellanlagen. Damals gab es 25 Standorte, nämlich 1985
und heute haben wir in Wien an die 10 000 Fahrradbügel an deutlich über
2 000 Standorten und das ist eine Verachtzigfachung. Eine Verachtzigfachung
der Fahrradabstellanlagen und eine Verhundertfachung des Radwegenetzes - ich
wiederhole das hier gerne immer wieder, um klar und deutlich zu sagen, was wir
für den Fahrradverkehr in den letzten 40 Jahren getan haben.
In den Leitlinien zum Wiener Verkehrskonzept 1993
haben wir beschlossen, dass der Radverkehrsanteil auf 6 Prozent steigen
soll. In der Zwischenzeit haben wir deutlich höhere Ziele. Wir streben 8 bis
10 Prozent an, eine Steigerung auf 8 bis 10 Prozent des
Radverkehrsanteiles. 1997 haben wir den Bezirken die Planung und die Errichtung
der Hauptradwege zugeordnet. Das mussten wir wieder zurücknehmen, das machen
wir jetzt wieder zentral, weil es so einfach besser funktioniert. Wir hatten
1997 zwei Radwegmusterbezirke, den 13. Bezirk und den 9. Bezirk. Ich
komme aus dem 9. Bezirk, ich war damals mitten dabei im Geschehen. Damals
haben wir damit begonnen, was heute auch kurz nur erwähnt worden ist:
Radverkehr und Fußgeherverkehr sollten nach Möglichkeit in jede Richtung gehen.
Wie ich schon am Anfang gesagt habe, eine
autogerechte Stadt aus den 60er Jahren hat natürlich auch dazu geführt, dass
viele Straßen zu Einbahnen erklärt worden sind. Das ist fürs Auto kein Problem,
aber für den Radverkehr ist es natürlich ein Problem. Wir haben im 9. Bezirk
50 Prozent und in der Zwischenzeit in vielen, vielen anderen Bezirken
zahlreiche der Einbahnen für den Radverkehr geöffnet. Man kann in beiden
Richtungen mit dem Rad fahren, das hat sich bewährt. Wie gesagt, seit 1997 gibt
es das im 9. Bezirk und in der Zwischenzeit in vielen, vielen anderen
Bezirken auch. Es gab überhaupt keine gefährlichen Situationen, wie das damals
immer von der ÖVP und der FPÖ angedroht worden ist: Es werden Unfälle passieren
und ich weiß nicht, was alles. Nichts ist passiert, denn die
Sicherheitssituation ist eine deutlich bessere geworden, weil Radfahrer und
Autofahrer einander sehen. Daher funktioniert das hervorragend und
ausgezeichnet.
Leider
geht die Redezeit schon dem Ende zu, denn ich würde noch gerne über die
Mehrzweckstreifen reden, die wir damals im 9. Bezirk geschaffen haben und
die auch hervorragend funktionieren. Ein Großteil der Radfahrerinnen und
Radfahrer in Wien fahren mit Ausnahme von manchen Erholungsgebieten im
Berufsverkehr. Auch das ist schon gesagt worden. In vielen anderen Städten ist
der Radverkehr vielleicht deshalb höher, weil es dort kein so gut ausgebautes
Netz von öffentlichen Verkehrsmitteln gibt. Das gibt es in Wien und daher ist
das Ziel, 10 Prozent für den Radfahranteil, ein gutes Ziel und wir sind
auf einem guten Weg und wir werden das auch erreichen. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Mahdalik.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Damen und Herren!
Das wird jetzt eine fahrradfreundliche Wortmeldung.
Auf drei Sachen möchte ich aber nur kurz eingehen.
Der Kollege Lindenmayr hat gesagt, dass uns zu vielen
Themen nichts einfällt und wir daher am Thema vorbeireden.
Bei den meisten Tagesordnungspunkten, egal, ob im
Rechnungsabschluss oder bei Gemeinderatssitzungen, packt die SPÖ das ewig
gleiche und ewig falsche Argument aus: Bei vielen Themenbereichen, dass das
alles die alte schwarz-blaue Bundesregierung verbockt hat, Sicherheit,
Arbeitsplätze und, und, und. Es ist immer wieder die blau-schwarze
Bundesregierung schuld. Das ist nicht nur inhaltlich falsch, sondern schön
langsam auch fad. Sogar dem Kollegen Schuster geht es schon auf den Nerv, dass
er ewig die gleichen Wortmeldungen abgeben muss.
Dann zum Kollegen Chorherr, der zwar richtigerweise
gesagt hat, in Amsterdam wird viel mehr Rad gefahren und wir haben es bei der
Ausschussreise auch besucht. Aber Amsterdam ist bretteleben, was man von Wien
nicht behaupten kann und ist natürlich für Fahrradfahrer und das Fahrradfahren
an sich besser geeignet. Und zum Zweiten, das ist wahrscheinlich
Geschmackssache, schaut das Ganze für meine Augen schiach aus, wenn an jeder
Brücke, an jedem Geländer, an jedem Haus hunderte Radln angekettet sind, viele
davon Wracks. Also mir hat das nicht direkt gefallen. In Wien hätte ich das
nicht gerne. Aber wie gesagt, es ist Geschmackssache.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular