Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 89
Sinnhaftigkeit des APM in Frage stellen, meine Damen
und Herren.
Aber vorher möchte ich noch auf die Mercer-Studie
eingehen, die sich seit der Rechnungsabschlussdebatte in dieser Woche wie ein
roter Faden durchzieht. Ich habe gegooglet und bin zu folgendem Pressetext
gekommen. Mich hat interessiert, warum Wien auf Platz 1 gewertet wurde.
Der Grund für den Platz 1, steht da, sind erstmals Höchstnoten für die
politische Situation acht Jahre nach den EU-Sanktionen gegen Österreich: „als
stabile Demokratie mit funktionierendem und anerkanntem Rechtssystem sowie für
die Tatsache, dass Wien in den letzten zehn Jahren vor Terroranschlägen
verschont blieb."
Sie haben da die Höchstnote bekommen, und deshalb
stehen wir an erster Stelle. Das ist durchaus schön, und es mag auch so sein.
Aber da ist mir ein Gedanke gekommen, dass eben die Mehrheit der Bevölkerung
bei jeder Wahl immer noch denkt: „Na, einmal wähle ich noch die Roten.",
und deshalb haben wir den ersten Platz für politische Stabilität bekommen.
Meine Damen und Herren! Was noch nie gesagt wurde:
Diese Mercer-Studie hat auch Infrastruktur und Verkehrsmittel untersucht, und
dabei liegt Wien auf Platz 18. Das ist wiederum nicht so toll, und das
erwähnt man nicht. Aber Singapur zum Beispiel hat den Platz 1 bei
Infrastruktur und Verkehrsmitteln bekommen.
Da ist mir wiederum ein Gedanke gekommen: Warum bauen
wir jetzt diesen Cable-Liner? Warum nagelt sich die SP-Stadtentwicklung so
daran fest? - Weil eben Singapur auf Platz 1 der Infrastruktur gewertet
wurde, und Singapur hat ja einen Cable-Liner. Da denke ich mir: Wenn wir jetzt
ein Stückerl Cable-Liner bauen, haben wir vielleicht beim nächsten Ranking
Chancen, auch Platz 1 bei Infrastruktur und Verkehr zu werden? Ich meine,
es ist nur ein Gedanke von mir, Herr Hora.
Wie funktioniert eigentlich diese Mercer-Studie? Das
ist ja ein Betrieb, es sind dort 18 000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
tätig. Die müssen doch irgendwo Geld herbekommen! Ich stelle es einmal so in
den Raum: Wien wird sich auch an der Finanzierung der Mercer-Studie beteiligt
haben - das lasse ich jetzt einmal so im Raum stehen -, weil Sie jetzt wirklich
seit einem halben Jahr mit dieser Mercer-Studie hausieren gehen. Die ist ja von
September bis Dezember erstellt worden. (GRin Marianne Klicka: Jedes Jahr! -
GRin Mag Sonja Kato: Haben Sie so ein Problem damit, dass Wien an erster Stelle
steht?)
Ich möchte jetzt Bezug nehmen auf einen gestrigen
Redebeitrag des Herrn GR Pfleger. Er meinte in der Geschäftsgruppe Umwelt,
wir erkennen diese Wichtigkeit nicht, was ein APM beziehungsweise Cable-Liner
bedeutet. Er hat dazu ein Beispiel gebracht, eine Aussage meines Kollegen
Maresch, der einen Vergleich mit einem Sessellift herangezogen hatte, wobei
Herr Pfleger aber genau weiß, dass das ein Zitat von jemand anderem war. Bei
einer Berichtigung wurde noch einmal nachdrücklich gesagt, der
Sesselliftvergleich sei ein Zitat. Herr Pfleger meinte wirklich, wir erkennen
die Wichtigkeit eines Cable-Liners nicht, weil wir eben den Sessellift als
Vergleich herangezogen haben.
Da möchte ich heute Meinungen zitieren, Meinungen
vorlesen, die andere Menschen, Bürger und Bürgerinnen und auch
VerkehrsexpertInnen, von sich geben. Da möchte ich schon wissen, ob Herr
Pfleger dann immer noch meint, die GRÜNEN kennen sich nicht aus oder diese
Meinungen sind auch die falschen.
Da möchte ich mit einem „Standard"-Artikel vom
15.6.2009 anfangen. Eine Journalistin hat sich auch Gedanken darüber gemacht.
Ich werde jetzt Auszüge vorlesen, die sich fast zu hundert Prozent mit dem
decken, was die GRÜNEN bezüglich des Cable-Liners schon das letzte Jahr
gepredigt haben. Da geht es um eine „Fehlplanung Südbahnhof", und
witzigerweise war die Headline: „Teurer Bahnhof sucht günstigen
Anschluss." Das umfasst also ohnehin schon das Ganze, man bräuchte gar
nicht mehr weiterzulesen. Aber gehen wir ins Detail:
„Fehlplanung Südbahnhof. Dass die U1 einige Hundert
Meter am Südbahnhof vorbeifährt, gilt heute als Musterbeispiel für verfehlte
Verkehrsplanung. Das neue Bahnhofsgebäude befindet sich zwar näher an der
U1-Station Südtiroler Platz als die vor fast 50 Jahren eröffnete
Südbahnhofshalle, ideal angebunden ist der neue Hauptbahnhof, an dem künftig
der gesamte überregionale Personenverkehr abgewickelt werden soll, aber
trotzdem nicht."
Jetzt kommen Postings von der Bevölkerung Wiens,
Meinungen von normalen Leuten, die auf diesen Artikel reagiert haben. Ich
zitiere da, und ich habe nur einige herausgenommen. Insgesamt gab es, glaube
ich, über 300 Postings zu diesem Presseartikel.
Da steht einmal: „Bitte nicht ... noch ein
inkompatibles System, das abermaligen Umsteigezwang erzeugt. Warum erschließt
man das Gebiet nicht durch bestehende Verkehrsmittel, zum Beispiel durch eine
Verlängerung der Straßenbahnlinie D oder der Buslinien 13A oder 69A?"
Dann weiter: „Das ist überhaupt nicht inkompatibel.
Da Rollbänder auch Höhenunterschiede überbrücken können, könnten die Rollbänder
direkt vor dem Bahnsteig am Hauptbahnhof starten und Sie dann vor der U-Bahn
absetzen."
Weiters: „Rollbänder wären ideal ...", das
sind Überlegungen, die wir GRÜNE schon seit über einem Jahr predigen und die
nicht von uns allein kommen, sondern eben von VerkehrsexpertInnen bestätigt werden,
„Rollbänder wären ideal ... und würden sicher nicht 40 Millionen
kosten ... das Ganze hätte schon von Beginn an durchgeplant gehört und
nicht typisch österreichisch im Stückwerk. Anscheinend gibt’s halt doch zu
viele verschiedene Interessen an dem Projekt."
Weiters: „Da verdienen
wahrscheinlich nicht genug parteinahe Planungsexperten dran. Außerdem,
Politiker wollen sich verewigen, so ein Förderband macht da einfach nix her.
Und ob die Deppen" - die „Deppen" wären jetzt wir, die Fahrgäste –
„jetzt nochmal umsteigen – Klammer: und damit erst mal warten, beziehungsweise
Gepäck hin- und herschleppen – müssen, ist den Damen
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