Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 89
Madejski: Sehr lang!) Bei der
U6 musst du aber weit hinuntergehen, und bei der U2 musst du manchmal auch weit
hinuntergehen.
Ich komme zum letzten Punkt, denn sonst läuft mir die
Zeit davon. Die Verkehrsorganisation rund um Meidling ist jetzt eine wunderbare
Geschichte. Ab Dezember ist der Bahnhof Meidling, also die Philadelphiabrücke,
eigentlich sozusagen der Hauptbahnhof geworden. Dort wird es dann ein bisschen
eng. Schauen wir uns einmal an, was dort im Moment geschieht! Auf der Eichenstraße
fahren die Leute etwa zwischen 70 und 80 km/h, wenn sie gut drauf sind.
Einen Stau gibt es nicht wirklich, weil die Ampeln auf die Autos abgestimmt
sind. Staus gibt es dort selten.
Einen Stau gibt es ganz woanders, und zwar bei den
FußgängerInnen. Das haben wir mit den Medien auch dokumentiert. Es gibt jetzt
ein Fußgängerproblem, weil es dort so eng ist und weil so viele Leute hinüber
wollen. Wenn der 62er oder die Badner Bahn einfährt, bekommt die Badner Bahn
immer dann grün, wenn die Fußgänger rot haben. Das heißt, die Bahn kommt, die
Fußgänger schauen sich die Badner Bahn und die Straßenbahn an, sehen eine
wunderschöne Garnitur, dann bekommt die Straßenbahn grün und fährt weg, und
dann bekommen die Fußgänger grün, damit sie sich auf den Perron stellen können.
Aber sie haben immerhin gesehen, wie die Straßenbahn hinausfährt!
Ich wundere mich die ganze Zeit, warum sich bei der
Ampelschaltung nichts ändert! Wir haben das voriges Jahr schon aufgezeigt, aber
es hat sich nichts geändert, obwohl es dort immer wieder Verletzte gibt, weil
es die Leute natürlich eilig haben und hinüberrennen. Ich meine, es müsste doch
drin sein, dass man die Ampel anders schaltet!
Wenn jetzt der Hauptbahnhof kommt, dann wird es
mindestens eine Verdoppelung der Fußgängerzahl geben, wenn nicht zeitweise
sogar eine Vervierfachung, vor allem in der Morgenspitze. Da werden so viele
Leute auf dem schmalen auf dem Bahnsteig so viele Leute stehen, dass sie
hinunterfallen werden, und zwar in den fließenden Verkehr! Da denke ich mir: Ist
das eine vorausschauende Verkehrsplanung? – Ich meine, bei einer
vorausschauenden Verkehrsplanung schaut man sich die Fahrgastzahlen und die
Umsteigerelation an und stimmt die Ampeln auf die Fußgängerzahlen ab und nicht
immer nur auf die Autos.
Kollege Maurer hat eine schöne Geschichte über die
Gürteluntertunnelung erzählt. Das habe ich mir auch gedacht: Die ÖVP will auf
dem Gürtel alles untertunneln, damit man dann durch den Tunnel dahin glüht wie
im Film „Man in Black“. Das gefällt Ihnen wahrscheinlich gut! Dass man aber
manchmal auf einer Rampe aus dem Tunnel wieder herauskommt und dass es dort
Häuser gibt und das somit ein gewisses Problem ist, das ist Ihnen völlig egal!
Hauptsache ist, dass es teuer ist und man es nicht braucht!
Kollege Gerstl! Nur weil ich die Autos
beziehungsweise den Verkehr unter die Erde verbanne, ist er noch lange nicht
weg! Und außerdem gibt es dann immer wieder solche Röhren, aus denen es stinkt!
(Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Gerstl.) Das sind die
Entlüftungen. Die gibt es auch! (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ich bin mir
ganz sicher, Kollege Gerstl, dass Sie bei einem solchen Entlüftungsturm nicht
wohnen wollen! (Weiterer Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Gerstl.)
Da kommen nämlich Stickoxide und Feinstaub heraus, und das passt den Leuten,
die dort wohnen, sicherlich nicht. (Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der
ÖVP.)
Nachdem Bundesminister Hahn vor kurzem in einem
Presseinterview das Wort "Scheiße" sagen durfte, darf ich auch sagen:
Diese Leute haben die Arschkarte gezogen. Das passt in diesem Fall wirklich
gut!
Und ich sage noch einmal: Die Gürteluntertunnelung
braucht vielleicht die ÖVP, wir brauchen das nicht! Wir brauchen eine bessere
Anbindung des Bahnhofs, und zwar nicht mit einem Cable-Liner, sondern mit ganz
normalen Förderbändern. Kollege Maurer! Diese sind nicht 500 m lang, diese
können alle 40 bis 50 m unterbrochen werden. Das kann man sich auf vielen
Flughäfen und Bahnhöfen anderswo auf der Welt anschauen. Dass die AK glaubt,
dass das 500 m lange Förderbänder sein müssen, dafür kann ich nichts! –
Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist jetzt Frau Bezirksvorsteherin Reichhard. Ich bitte sie zum
Rednerpult. Ich bitte Sie, sich vom roten Licht nicht ablenken zu lassen!
Bezirksvorsteherin Susanne Reichard:
Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Das Projekt Hauptbahnhof ist eine Riesenchance für
Wien, aber auch eine Riesenchance für den 4. Bezirk, für die Wieden. Ich
glaube, dass unser Bezirk jener Bezirk ist, der von diesem Projekt am meisten
betroffen sein wird, selbst wenn wir ab morgen den Bahnhof selbst nicht mehr im
4. Bezirk haben werden. Jedenfalls sind wir aber der Bezirk, der am
meisten betroffen sein wird. Wir sind nämlich der Brückenbezirk zwischen dem
1. Bezirk, der City, und dem Bahnhof, dem größten Verkehrsknotenpunkt und
dem größten Handels- und Verwaltungspunkt Österreichs.
Dieses Projekt ist eine Chance, und ich möchte mich
wirklich gegen den Ausspruch wehren, den Herr Kollege Maurer getan hat, dass
wir versuchen, das Projekt schlechtzumachen. – Keiner versucht, das
Projekt schlechtzumachen! Das Projekt per se ist ein hervorragendes Projekt,
aber es ist die Aufgabe der Opposition und der betroffenen Bezirke,
aufzuzeigen, wo es Fehlplanungen gibt, und den Finger auf die roten Wunden in
dieser Stadt zu legen. Das ist unsere Aufgabe!
Fehlplanungen gibt es zur Genüge, und zwar betreffend
den Verkehr, betreffend die Sicherheit, betreffend den ganzen Bereich der
Sozialangelegenheiten und der Wirtschaft. Darauf möchte ich kurz eingehen.
Das Hauptproblem ist sicherlich
das mangelnde Verkehrskonzept, denn das, was jetzt auf dem Tisch liegt, geht an
der Realität vorbei. Um das festzustellen, brauchen wir keinen Rechnungshof,
der aufzeigt, dass der
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