Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 89
Ich nenne Ihnen in aller Kürze den Grund für unsere Ablehnung
zu diesem Geschäftsstück: Es geht um einen Flächenwidmungs- und Bebauungsplan
im 15. Bezirk auf der Schmelz. Die meisten von Ihnen werden die Gegend
kennen. Die Schmelz ist eines der sehr wenigen größeren Erholungsgebiete und
Grünoasen in unserem Bezirk – im oberen Bezirksteil eigentlich die einzig
größere zusammenhängende Fläche, wo man auch Grün genießen kann – und ist
dementsprechend auch bei der Bevölkerung sehr beliebt.
Was soll dort jetzt geschehen? – Es ist dort ein
großes Bauprojekt geplant, dafür wird auch eine Änderung des
Flächenwidmungsplanes und der Bebauungsbestimmungen vorgenommen. Die
ASKÖ-Anlage soll saniert und erweitert werden, es soll dort ein Studentenheim
hinkommen. Es geht um mehr als 1 000 m², die verbaut werden sollen.
Unserer Einstellung nach sind wir grundsätzlich nicht
gegen eine Erneuerung von Sportanlagen, und wir sind auch nicht dagegen, dass
man in sinnvoller Lage ein Studentenheim errichtet und die dementsprechenden
Gebäude adaptiert und erweitert. Allerdings ist es, wie ich schon vorher
ausgeführt habe, wirklich notwendig, dort auf der Schmelz jede Verbauung zu
verhindern.
Nicht nur wir haben im Bezirk und im Ausschuss
bereits dagegen gestimmt, sondern auch die anderen Oppositionsparteien, weil es
auch für die anderen Oppositionsparteien wichtig ist – das werden sie
voraussichtlich aber ohnedies noch selbst sagen –, die grüne Lunge dort
oben zu erhalten. Gemeinsam mit dem Auer-Welsbach-Park ist das, wie gesagt,
wirklich die einzige größere zusammenhängende Fläche, wo man Ruhe und Grünraum
genießen kann. Daher werden wir gegen dieses Geschäftsstück stimmen. –
Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Frau
GRin Mag Antonov ist als Nächste zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich möchte ein bisschen ausführlicher begründen,
warum wir GRÜNEN gegen dieses Dokument stimmen werden.
Womit haben wir es da zu tun? – Im
15. Bezirk gibt es so wenig Grünflächen wie kaum in einem anderen Bezirk
in Wien. In den Bezirksleitlinien aus dem Jahr 2001, die auch die SPÖ mit
beschlossen hat, steht zum Beispiel, dass die Verbindung vom Gürtel über die
Stadthalle und die Schmelz bis hin zu den Steinhof-Gründen eine wichtige
Grünverbindung ist, die auf keinen Fall beeinträchtigt werden darf.
Blöderweise liegt dieses Projekt mitten in dieser
Grünverbindung, aber offensichtlich stört das die SPÖ nicht. Der SPÖ reicht es,
dass im Projekt steht, dass Dachflächen, die übrig bleiben und nicht für
Solarenergie genutzt werden, begrünt werden können. – Ich meine, das ist
schon eine gewisse Veräppelung der Menschen im 15. Bezirk, wenn man ihnen
Grünflächen wegnimmt und dann sagt, dass es dafür auf dem Dach Grün gibt! Das
kann man nicht wirklich ernst nehmen!
Es gibt zu diesem Projekt eine Verkehrsstudie von
Rosinak. Es sollen dort nämlich nicht nur ein Studentenwohnheim gebaut und das
Sportzentrum adaptiert werden, sondern es soll dort auch eine Tiefgarage mit
rund 120 Plätzen gebaut werden. Eine Tiefgarage im Erholungsgebiet! Das ist
eine supergeniale Idee! Wir haben im 15. Bezirk ohnedies genug Garagen!
Sie haben erst vor Kurzem genau in diesem Einzugsgebiet den Rohrauer Park mit
einer Tiefgarage vernichtet. Wozu brauchen Sie jetzt dort noch eine
Tiefgarage? – Okay. Sie haben dort ein paar Pflichtstellplätze für dieses
Wohnheim. Aber das werde ich mir anschauen: Die Studenten werden dort mit dem
Auto hinkommen? Mitten im Erholungsgebiet steht ein Studentenwohnheim, und dann
ermöglichen Sie auch noch, dass man dort mit dem Auto zufahren kann! Das ist
wirklich sehr interessant!
In dieser Verkehrsstudie steht auch, dass das Projekt
rund 325 Fahrten zusätzlich erzeugen wird. Und bitte vergessen Sie nicht: Da
geht es nicht um den Gürtel oder um eine Autobahn, sondern da geht es um ein
Erholungsgebiet, und zwar in einem Bezirk, den es diesbezüglich sowieso nicht
sehr gut getroffen hat. Es gibt dort nämlich kein Grünland, und dort wohnen
nicht gerade die reichsten Leute, die eine Möglichkeit haben, irgendwo anders
hinzufahren, um Grün und Erholung zu finden. Nein! Diese Leute sind unter
anderem auch auf diese Fläche angewiesen!
Aber da zeigen Sie halt wieder einmal, wie viel Ihnen
die Menschen im 15. Bezirk wert sind! Ich wundere mich wirklich, dass die
Gemeinderäte und Gemeinderätinnen aus dem 15. Bezirk, die hier sitzen, bei
diesem Projekt mitstimmen können! Das ist nämlich wirklich eine Zumutung für
die Menschen!
Der Bezirksvorsteher argumentiert, dass das doch ein
Projekt für Behinderte ist. (Zwischenruf von GR Erich Valentin.) Hören
Sie zu, Herr Valentin! Vielleicht lernen Sie noch etwas! Ich erkläre Ihnen
jetzt etwas! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Der Herr Bezirksvorsteher hat gesagt, dass der
Behindertensportverein auch die Realisierung eines Behindertensportzentrums
befürwortet. – Selbstverständlich! Aber haben Sie sich überlegt, wohin Sie
dieses Zentrum bauen? Haben Sie mitgedacht? Ich sage Ihnen: Sie haben nicht
mitgedacht!
Wenn Sie nämlich die Verkehrsstudie von Rosinak
gelesen hätten, dann hätten Sie gesehen, dass in dieser nicht nur steht, dass
mehr Autoverkehr erzeugt werden wird, sondern dass in dieser auch steht, dass
dieser Platz an den öffentlichen Verkehr mittelmäßig angebunden ist. Und alle,
die dieses Gebiet kennen, wissen, dass es den 48A, den 10A und die U3 gibt und
dass alle drei ziemlich weit weg von diesem Zentrum sind, das Sie zu einem
Behindertensportzentrum ausbauen wollen. Was bedeutet denn das? Bedeutet das,
dass das nur ein Behindertensportzentrum für Behinderte werden soll, die dort
mit dem Auto hinkommen? Und was ist mit jenen, die kein Auto haben? Schließen
Sie diese von vornherein aus?
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