Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 89
angenommen.
Wir kommen zur Postnummer
68: Abschluss eines Baurechts- und Dienstbarkeitsbestellungsvertrages an einem
Grundstück in der KatG Heiligenstadt. Berichterstatterin ist Frau GRin Schubert.
Berichterstatterin GRin
Ingrid Schubert: Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Danke schön. Die Debatte ist eröffnet. Zu
Wort gemeldet ist Herr GR Mag Maresch.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Kollege Valentin war
sozusagen wieder einmal als großer „Analyst“ tätig und hat herausgefunden, dass
jeder von den Grünen sich
ein ... (Zwischenruf von GR Franz Ekkamp.) „Analyst“ ist doch nicht
so schlecht, oder?
Er hatte allerdings ein
bisserl Pech bei der Analyse betreffend den Flughafen Schwechat, aber das macht
ja nichts! Du warst hoffentlich nicht beim Skylink involviert, lieber Erich,
denn ich meine: Wahltag ist Zahltag! – Und da kommen wir schon zu einer
deiner Aussagen.
Du hast gesagt, dass sich
jeder von uns jetzt ein Aktenstück gekrallt hat, damit wir uns profilieren
können. – Ich muss dir ehrlich sagen: Ich habe mir heute insgesamt vier
Aktenstücke gekrallt (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Toll!) Das ist ein
Wahnsinn, gell? Bitte mehr Empörung! (Zwischenrufe bei den GRÜNEN. –
Zwischenruf von GR Erich Valentin.) Eigentlich hätte ich sogar fünf
Aktenstücke gehabt, aber bei einem Punkt habe ich mich streichen lassen.
Kollege Valentin hat
gesagt, dass wir von den Grünen
uns jetzt anscheinend alle profilieren müssen, obwohl der Wahlkampf erst viel
später ist. Aber wenn ich mich nicht täusche, seid ihr auch mitten im Wahlkampf
und habt das Problem, dass nächstes Mal prozentmäßig ein bisschen weniger da
sitzen werden! Ein paar werden zu uns gehen. Leider Gottes werden auch viele
hinüber gehen. Aber ein paar werden auch zu uns kommen. Und ihr werdet euch
überlegen, wie schön die Koalition mit der ÖVP sein kann!
Ich kann nur hoffen,
lieber Erich, dass du bei dem Aderlass der Sozialdemokratie nicht sozusagen aus
der Ader hinausfließt! Das könnte ja sein! Das ist immer schwierig! Wir werden
ja sehen, welche internen Aderlässe bei euch stattfinden! Da werden die Leute
in der Sozialdemokratie schon ein bisserl unruhig werden!
Jedenfalls meine ich, dass
es unsere Sache ist, wie wir mit unseren Vorwählern beziehungsweise
Vorwählerinnen umgehen! Wir mischen uns ja auch nicht in eure Partiedemokratie
ein! Wie geht denn die SPÖ mit der Parteidemokratie um? – Da gibt es den
Herrn Bundeskanzler, der einen Wahlonkel hat. Dieser Wahlonkel hat ihn jetzt
anscheinend enterbt und hat sich jetzt zwei Wahlneffen mit dem gleichen
Familiennamen genommen. Ich meine, lieber Erich, da tut guter Rat Not! Wir
werden ja sehen!
Jetzt komme ich gleich zum
Aktenstück. Da ist etwas Schönes passiert: Da gibt es eine
Garagenerrichtungsgesellschaft, die sich 1202 nennt. Interessant! Was ist
1202? – Das ist der 12. Februar! 1934 wurde nicht dazugeschrieben. Aber
das war doch in Wirklichkeit einmal der Kampftag der österreichischen
Arbeiterklasse! Die Sozialdemokratie wurde damals von den Christlichsozialen
und den Heimwehren niedergeworfen. Jetzt ist aber offenbar das Einzige, was
euch dazu einfällt ist, das als Namen für eine Garagenerrichtungsgesellschaft
zu verwenden!
Da gibt es natürlich
keinen Schutzbund und keine Heimwehren, sondern da agiert man nur mehr
gemeinsam. Herr Kollege Tiller als ÖVPler und die Sozialdemokratie setzen
gemeinsam eine Garage unter dem 12. Februar-Platz durch, damit die Leute dort
kostengünstig – und das ist wirklich eine Errungenschaft! – 200
Garagenplätze zu 75 EUR im Monat bekommen können. Das muss man sich einmal
vorstellen: 204 Stellplätze, davon 14 einspurige zu je 22 400 Eur!
Und wer verdient irrsinnig
gut daran? Wem gehört die 12. Februar-Garagenerrichtungsgesellschaft? Das
wäre wirklich interessant! Hat da die Stadt damit etwas zu tun? Oder sind
Freunde oder zukünftige Kollegen von der ÖVP mit dabei? – Ganz egal! Die Garagenlobby
sahnt ab. 22 400 mal 211, das ist jetzt der Schlüssel. Das ergibt
insgesamt ein schönes Sümmchen. Ob sich das die Leute aus dem
Karl-Marx-Hof – so heißt er nämlich – leisten können oder nicht, ist
eine ganz andere Frage. Ihr ruiniert jedenfalls deren Grünfläche.
Außerdem seid ihr
unglaublich feig! 2005 haben wir einen Antrag von der SPÖ unterstützt, das
Parkpickerl in Heiligenstadt und Oberdöbling einzuführen, und zwar nach
Evaluierung der Parkraumbewirtschaftung rund um die Stadthalle. – Die Evaluierung
der Parkpickerlzone rund um die Stadthalle liegt jetzt auch schon zwei Jahre
zurück, eigentlich müsstet ihr diese schon gelesen haben! In dieser steht
übrigens – um euch ein bisschen zu helfen, liebe Kolleginnen und Kollegen
von der Sozialdemokratie! –, dass das gute Auswirkungen hat. Manche von
Ihnen wohnen ja nicht weit weg oder sogar in der Zone rund um die Stadthalle.
Es hat sich herausgestellt, dass es deutlich weniger Verkehr, deutlich mehr
autofreie Fläche an der Oberfläche und deutlich mehr Möglichkeit der
Stadtentwicklung oder Platzgestaltung gibt. Der öffentliche Raum gehört wieder
den Bürgerinnen und den Bürgern und ein bisserl auch den Hunden.
Diese
positiven Erfahrungen, die uns nach dieser Untersuchung in der
Parkraumbewirtschaftungskommission mitgeteilt wurden, sind jetzt vergessen.
Wurscht! Die kennen Sie nicht mehr! Die ÖVP, der ÖAMTC, der ARBÖ und die FPÖ
sowieso haben gesagt: Wenn ihr das Parkpickerl einführt, dann werdet ihr die
Wahl noch mehr verlieren! – Da denke ich mir: Warum so mutlos, Kolleginnen
und Kollegen von der SPÖ? Ist euch stattdessen nichts anderes eingefallen, als
eine Garage nach der anderen da draußen zu bauen? Jetzt bauen sie noch eine auf
dem 12. Februar-Platz, der den Kampftag der österreichischen Arbeiterklasse
symbolisiert! Das sollte man ändern: Der 12. Februar ist jetzt der Kampftag der
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