Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 89
Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bei diesem Geschäftsstück geht es jetzt um in Summe
zusätzlich 50 Millionen EUR für die Gebietsbetreuung-neu. Wir haben
das Ganze allerdings schon einmal um viele Millionen aufgestockt.
Jetzt steht auf der Homepage dieser Gebietsbetreuung,
dass das eine bezirks- und grätzlbezogene Einrichtung ist, die ein umfassendes
Informations- und Beratungsangebot sowie lokale Kommunikation und Vernetzung
bietet und das Gemeinwesen und das Zusammenleben fördert. – All das hatten
wir aber auch schon bei der bisherigen Form der Gebietsbetreuung! Das ist noch
nicht neu, auch wenn sie jetzt ausgegliedert wird.
Jetzt kommt aber etwas dazu, und das heißt
Konfliktmoderation. Die schwierigen Situationen im Wohnumfeld betreffen nämlich
oft mehrere Parteien, und wenn die Stimmung schlecht ist und mehr kommuniziert
wird, können die Beteiligten die Situation nicht mehr aus eigener Kraft
verändern.
Damit sind wir schon beim Punkt: Es ist das erste
Mal, dass die SPÖ schriftlich festlegt, dass das der Konfliktmoderation dient.
Das Wort Konflikt wurde ja bis jetzt nie in den Mund genommen. Wenn wir jedoch
diese Konflikte gerade im Gemeindebau angesprochen haben, dann hieß es, dass
wir ausländerfeindlich sind. Ich muss jetzt wirklich ehrlich sagen: Vor 15 bis
20 Jahren hatten wir diese Debatte überhaupt nicht. Diese ist erst durch
die Zuwanderung entstanden!
Und in diesem Zusammenhang, Herr Stadtrat, muss ich
Ihnen schon auch folgenden Vorwurf machen: Es ist ja nicht nur das Problem der
Zuwanderung, sondern das Problem liegt in der Besiedelung der Gemeindebauten.
Wir haben dort jetzt nämlich ein Problem, wie wir es in Schulklassen haben. Es
leben oft nur mehr eine Partei oder zwei Parteien von den alt Eingesessenen im
Haus. Dabei handelt es sich nicht immer um Österreicher, sondern es sind auch
schon viele Ausländer alt Eingesessene: Sie sprechen Deutsch, halten sich an
die Hausordnung und leben nach einem Reglement, das hierorts üblich ist.
Davon gibt es in einem Haus aber oft nur mehr ganz
wenige. Und diese Parteien haben nicht mehr aus eigener Kraft die Möglichkeit,
irgendetwas zu verändern. Da gebe ich Ihnen recht! Es ist wie in den Schulen.
Die Leute brauchen nicht mehr Deutsch zu sprechen, denn sie sind in Gruppen so
stark, dass sie sich in ihrer Landessprache unterhalten können. Daher ist eine
Kommunikation zur Konfliktlösung unter den Parteien mit Sicherheit nicht
möglich, weil man sich untereinander nicht verständigen kann.
Darin sehe ich aber auch das große Problem bei der
Gebietsbetreuung-neu. Wie wollen Sie denn das in den Griff bekommen, wenn auf
einer Stiege bis zu sechs Sprachgruppen wohnen? Setzen Sie jetzt sechs
verschiedene Gebietsbetreuer oder sechs verschiedene Dolmetscher ein, die
zumindest alle Deutsch als Zweitsprache haben müssen, damit hier irgendeine
Kommunikation zustande kommt? Sonst ist es ja auch den Mediatoren überhaupt
nicht möglich, das Problem zu lösen! Das wird ausufern, und wir werden mit den
bisher schon beschlossenen Millionen bei Weitem nicht das Auslangen finden.
Wir haben seinerzeit gefordert, dass
Gemeindebaubewohner zumindest eine B 1-Sprachausbildung haben müssen, das
heißt, dass sie für elementare Kommunikation geeignet sein müssen. Das ist aber
nicht der Fall. Und auch die Frage der Religion, die die GRÜNEN heute
angesprochen haben, muss man mit einbeziehen, weil sich daraus auch ein
gewisser Lebensstil ergibt. Wenn Ramadan ist, dann geht es bis in die späten
Nachtstunden zu. Das ist Faktum. Das ist der Lebensstil dieser Bewohnergruppe.
Eine andere Bewohnergruppe muss jedoch vielleicht um 5 Uhr oder 6 Uhr
Früh aufstehen, und die Leute können nicht schlafen, und zwar auch tagsüber
nicht, denn wenn die Hausordnungen nicht eingehalten werden, dann gibt es
permanent Lärm und wird nie Ruhe herrschen.
So kann ein Zusammenleben nicht funktionieren! Man
kann nicht immer nur einer Gruppe alles abverlangen, während eine andere Gruppe
weiß, dass auch durch den Einsatz von Mediatoren überhaupt keine Konsequenzen
ins Haus stehen.
Wenn eine Mediation bereits sieben Jahre lang geführt
wurde, dann ist die andere Partei – abgesehen davon, dass sich die
Verursacherpartei nach sieben Jahren verabschiedet hat – auch schon genervt und
nicht mehr wirklich interessiert. Und es ist schon interessant, über den Effekt
der Mediation zu diskutieren, wenn der Mediator von Konsequenzen spricht, man
die Konsequenzen hinterfragt und der Mediator sagt: Dann muss man halt einmal
das Gesetz anschauen. – Nach sieben Jahren Mediation muss man einmal das
Gesetz anschauen! Wenn das die Gebietsbetreuung-neu ist, dann muss ich sagen:
Wir haben zwar viel Geld in den Ofen gesteckt, aber die Wirkung bleibt aus!
Ich möchte behaupten: Würden wir endlich die von uns
schon so oft geforderte Subjektförderung in Form eines Wohnbauschecks zur
Verfügung stellen, Herr Stadtrat, dann würde die Besiedelung anders aussehen!
Die Leute würden sich nämlich sehr wohl aussuchen, wo sie wohnen möchten. Und
die Leute würden sich dann nicht ein Gebiet aussuchen, wo sie als Einzige der
deutschen Sprache mächtig sind!
Dort würde ich mich nicht ansiedeln! Das sagt aber
nicht nur Frau Frank von den Freiheitlichen oder die Freiheitliche Partei im
Allgemeinen. Ich habe jetzt mit einem Mann türkischer Herkunft gesprochen. Er
hat genau dieses System kritisiert, dass Leute zuwandern und in den Genuss
dieser unserer Einrichtungen kommen, ohne Regeln einzuhalten. Er hat gesagt,
dass sein Vater als Türke vor 40 Jahren gekommen ist, dass er damals keine
Sprachausbildung bezahlt bekam und dass er für die Wohnung nicht Wohnbeihilfe
und anderen Unterstützungen bekam. Der Mann, der mir das erzählt hat, musste
sich damals um alles selbst kümmern und hat 40 Jahre in diesem Staat
gearbeitet.
Es gehören zum Beispiel Türken,
die sich als
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