Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 89
Österreicher fühlen, genau zu der Klientel, die jetzt
auf die neu Zugewanderten sauer sind. Sie verstehen nicht, warum die
Gebietsbetreuungen geändert werden müssen, sie verstehen das genauso wenig, wie
wir das verstehen! – Auch der Sohn dieses Mannes arbeitet schon
20 Jahre hier und weiß, dass er diese Leistungen selbst niemals
beanspruchen können hätte.
Ein syrischer Staatsbürger hat gesagt, dass er gar
nicht um eine Gemeindewohnung ansucht. Er lebe viel zu lange in Österreich, da
werde man ihn gleich wieder abweisen. Es werden viele Österreicher abgewiesen,
ohne dass man sich die Gründe, warum sie die Wohnung wollen, überhaupt anhört.
All das soll jetzt in eine Gebietsbetreuung eingepackt
werden, die es in der Form, dass sie diesen Regeln gerecht wird, überhaupt
nicht geben kann. (Zwischenruf von GRin Mag (FH) Tanja Wehsely.) Nein,
Frau GRin Wehsely, das wird nicht funktionieren! Wir müssen einen
überdimensionierten Apparat aufblähen! Und wenn dieser noch dazu vor Ort
sein soll, dann wäre die Hälfte der Wohnungen mit Dolmetschern et cetera
belegt, die das in den Griff bekommen müssen. Sonst geht das nicht!
Betreffend die Gebietsbetreuung mobil mit dem Bus hat
gestern ein Kollege gesagt, dass dort niemand hinkommt. – Natürlich kommt
dort niemand hin! Der Bus kommt dort zwischen 10 und 12 Uhr hin. Da arbeiten
die meisten Menschen. Sie können sich also gar nicht beschweren! Außerdem haben
leider noch viel mehr Menschen bereits resigniert und wollen überhaupt nichts
mehr damit zu tun haben. Auch das ist Tatsache. Und viele davon wandern dann
auch ab.
Als wir Ende der 90er Jahre gefordert haben, dass es
auf keinen Fall Zuwanderung geben soll und Herr Strache von einem klaren Nein
zur bedingungslosen Öffnung der Gemeindebauten gesprochen hat, hat der damalige
Stadtrat Faymann, der jetzige Bundeskanzler, gemeint, wenn, dann kann es nur zu
einer sanften Öffnung kommen. – Für mich ist eine Öffnung, wenn
90 Prozent Zuwanderer sind, sicherlich nicht mehr sanft!
Über die Forderungen habe ich schon gesprochen. Es
sind aber gerade die kleinen Dinge, die nicht eingehalten werden und die Leute
auf die Palme bringen. Wenn man jedes Mal, wenn man seine Wohnung verlässt, im
Treppenhaus über irgendwelche Roller, Räder, Schuhe oder sonst etwas fällt und
wenn man ständig mit Lärm- und Geruchsbelästigung konfrontiert ist, dann reicht
es einem irgendwann. Die Menschen werden immer mehr in die Enge getrieben und
die Aggressionen steigen. Auch das muss uns bewusst sein.
Sie haben sich am Montag daran gestoßen, dass die
Jahreszahl falsch war, und ich denke, das ist der einzige Grund, warum sie dem
Antrag zum Hausbesorgergesetzantrag nicht zustimmen konnten. Ich möchte daher heute
den gleichen Antrag mit der richtigen Jahreszahl noch einmal einbringen. Ich
verlese ihn nicht noch einmal, es hat sich nichts geändert, wir haben ihn
richtiggestellt, und auf Grund der Richtigstellung bitte ich daher jetzt auch
um ihre Zustimmung. (Beifall bei der FPÖ.)
Ein wesentlicher Grund, warum all das ebenfalls nicht
funktionieren kann und die Leute bei diesem sehr raschen Bevölkerungszuwachs
überfordert sind, ist – und da werden sie mir bestimmt recht geben –,
dass in den letzten Jahren viel zu dicht gebaut wird. Die Leute haben keine
Freiräume mehr. Das wurde jetzt auch schon von den Kollegen auf dieser Seite
angesprochen. Es gehen viele Grünräume verloren, und es werden vor allem nicht
überall die geplanten Kinder- und Jugendspielplätze, die dem Abbau von
Aggressionen dienen würden, gebaut. Es gibt keine entsprechenden Möglichkeiten.
Viele Jugendliche müssen im Hof Fußball spielen, obwohl es verboten ist, weil
weit und breit nicht genügend Auslaufmöglichkeiten für Jugendliche gegeben
sind. (Zwischenruf von GRin Mag (FH) Tanja Wehsely.) Ich hatte als Jugendliche viel
Auslauf, und ich geniere mich dieses Wortes nicht! Wenn Sie eine andere Idee
haben, soll mir das recht sein! Ich meine, das ist ein deutsches Wort und
bringt die Sache auf den Punkt! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei
der SPÖ.)
Noch
etwas kann ich nicht verstehen: Warum ändert man diese Gebietsbetreuung, die
das Kontrollamt so hoch lobt und zu der es wirklich massive Zustimmung gibt?
Sie haben sicherlich die Zahlen im Kopf. Ich glaube, an die 80 Prozent
haben gesagt, dass sie mit dieser Gebietsbetreuungen und ihren Leistungen
zufrieden sind. Daher verstehe ich, wie gesagt, nicht, warum man ein so gut
funktionierendes System ändern will! Es waren hier viele Klein- und
Mittelbetriebe beschäftigt, und zwar vor allem dann, wenn es um die
Grätzlbetreuung, um Geschäftsrevitalisierungen und Sanierungen et cetera ging.
Natürlich
bleibt diese Gebietsbetreuung aufrecht, aber es gibt jetzt drei
Gebietsbetreuungen. Ich glaube, dass das verwaltungstechnisch viel kostet, aber
außer viele Stellen nicht viel bringt. Es werden viele Leute angestellt, und es
gibt mehr Direktoren, ich bin aber nicht sicher, ob das den Kern der Sache
trifft. Ich lasse mich gerne positiv überraschen. Aber ich glaube, wenn der
Wille zum Zusammensein nicht vorhanden ist und wenn es bei einem Vergehen gegen
Vorschriften keine Konsequenzen gibt, dann helfen uns alle Gebietsbetreuungen
nicht und das Problem wird nicht in den Griff zu bekommen sein! (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Dr Wolfgang Ulm: Frau GRin Dipl-Ing Gretner.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben in den bisherigen Gremien diesem Aktenstück
nicht zugestimmt, weil wir der Idee der Wohnservice GmbH skeptisch gegenüber gestanden
sind, und zwar aus folgenden Gründen, die ich Ihnen noch einmal kurz erläutern
möchte.
Wir haben immer hinterfragt, ob
das Glas halb leer oder halb voll ist. Wir werden dann noch in uns gehen. Der
Hauptkritikpunkt war, dass wir gemeint haben, dass es zu Problemen mit der
Hausverwaltung von Wiener Wohnen kommen wird und dass man das Problem unserer
Meinung nach doch dort lösen soll, wo es liegt. Bei Wiener Wohnen müsste man
Reformen durchführen.
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