Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 89
Möglicherweise kommt es jetzt zu einer
Doppelstruktur, die sich dann gegenüber der Hausverwaltung wieder nicht
durchsetzen können wird. Darum erhebt sich für uns die Frage: Warum nicht gleich
bei Wiener Wohnen ansetzen?
Zweitens habe ich persönlich mir gleich am Anfang
gedacht, dass die Gebietsbetreuungen wahnsinnig gute Arbeit für die Stadt
leisten und einen großen Anteil am guten Zusammenleben in dieser Stadt haben.
Außerdem habe ich eine gewisse Sympathie dafür, dass diese lokale Arbeit nicht
vom Magistrat selbst durchgeführt, sondern man sich externer Experten bedient,
die sich einer Ausschreibung und einem Bewerbungsverfahren stellen müssen und
diese Aufgabe auch deswegen gut erfüllen, weil es ein Know-how und
unterschiedlichste Sichtweisen gibt, die ein bisschen außerhalb des Apparats
liegen.
Drittens haben wir uns gedacht, dass die Opposition,
sobald diese Wohnservice GmbH gegründet ist, natürlich gewisse Kontrollrechte
verliert. Das ist der Opposition natürlich nicht recht, denn bisher hatten wir
zumindest Einsicht in die Ausschreibungen, und wir sehen im Zusammenhang mit
der Wohnservice GmbH die Gefahr, dass das nicht mehr möglich wäre.
Wir haben uns jetzt allerdings die Fakten noch einmal
genauer angesehen und haben das insofern etwas anders bewertet, als uns das
Argument überzeugt hat, dass Kontinuität in dieser Art von
Gemeinwesen wichtig ist. Es macht keinen Sinn, wenn diese Externen nach drei
bis fünf Jahren ausgetauscht werden müssen, weil sie beispielsweise bei den
Ausschreibungen verlieren, denn dann geht Know-how verloren. Gerade bei dieser
Arbeit geht es aber sehr um lokales Wissen und Vertrauen und darum, lokale
Netzwerke aufzubauen. Daher macht es natürlich durchaus Sinn, wenn Mitarbeiter
länger vor Ort mit den Menschen arbeiten und wenn es Wien-weit auch eine
gewisse Möglichkeit zum Austausch gibt, dass man, wenn irgendwo ein Problemfall
auftaucht, Mitarbeiter von A nach B abziehen kann.
Es wird auch mehr Mitarbeiter geben für diese Arbeit.
Das ist eigentlich auch eine Forderung, die erfüllt wird und die wir GRÜNEN
schon lange erhoben haben, dass es eben, um das Miteinander zu verbessern und
Konflikten vorzubeugen, mehr Mitarbeiter geben sollte, und zwar auch Vollzeitmitarbeiter,
und mehr Budget. Das scheint uns jetzt gewährleistet zu sein.
Abschließend möchte ich noch sagen: Wichtig ist
natürlich, dass die Qualitätsvorgaben, die jetzt formuliert werden und die ja
dann auch adaptiert und auch kontrolliert werden können, gemeinsam auch mit den
anderen Fraktionen diskutiert werden. Es wäre sicher kein Fortschritt, wenn man
sagt, okay, das ist jetzt Wiener Wohnservice, das ist jetzt der
parlamentarischen Kontrolle und Diskussion total entzogen. Da möchten wir schon
sehr darauf pochen, dass das weiterhin auch im Wohnen-Ausschuss Thema bleibt.
Der zweite Punkt ist sicher, dass die Schnittstelle
zu Wiener Wohnen so optimiert wird, dass das dann, wenn Menschen Konflikte
haben und die Wohnservice hier Einblick hat und mit den Menschen
zusammenarbeitet, auch Konsequenzen bei Wiener Wohnen haben muss.
Wir hoffen in diesem Sinne, dass es eine gute Idee
ist, eine Verbesserung ist. Wir werden die Sache genau beobachten und werden
heute das so bewerten, dass das Glas doch halb voll ist, und diesem Akt
zustimmen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist GR Ing Mag Dworak. Ich erteile es ihm.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat!
Meine Damen und Herren!
Wir haben ja schon sehr viel vom Akt gesprochen. Am
1.1.2010 soll die Mannschaft der bisherigen Wiener Gebietsbetreuung aus dem
Bereich GB Wohnen in die Wohnservice Wien GmbH übernommen werden. Dazu braucht
man noch mehr Geld, aber man braucht sich natürlich, und das wurde auch schon
kritisiert, nicht mehr direkt mit der Opposition zu unterhalten über die
Ausschreibungsmodalitäten, man kann praktisch nur mehr angenehme Partner dort
einsetzen, und die bisher unangenehmen Partner kann man sozusagen sanft und
heimlich entsorgen.
Wir glauben, dass es gut war, dass es
Ausschreibungsbedingungen gegeben hat, und zwar Ausschreibungsbedingungen der
Stadt Wien. Die Partner haben sich diesen Ausschreibungsbedingungen unterworfen
und haben dann im Sinne der Allgemeinheit geholfen, den Gemeindebau zu
betreuen. Wir glauben, dass diese Ausgliederung ins Wohnservice negativ ist und
eben das Geld des Steuerzahlers in Zukunft unkontrolliert verwendet werden
wird.
Es geht uns auch darum, dass es nun dazu kommt, dass
die Wohnservice-Partner von der SPÖ ausgesucht werden und mit SPÖ-eigenem
Personal betrieben werden. Offenbar will man neben dem Konzept Hausbesorger-neu
im Gemeindebau auch das Projekt Wohnpartner-neu, sage ich jetzt, umsetzen. Dass
der Hausbesorger-neu in Zukunft hauptsächlich als Mediator eingesetzt werden
soll und wahrscheinlich für die Arbeit, die er leisten soll, nämlich Reinigung
und Betreuung des Gemeindebaus durchzuführen, nicht mehr geeignet sein wird,
ist, glaube ich, evident, denn wer einmal Mediator ist, wird den Besen nicht
mehr schwingen, meine Kollegen und Kolleginnen. (Beifall bei der ÖVP. – GR
Dr Kurt Stürzenbecher: Ein sehr dürftiger Applaus!)
Die Hausbetreuung wird wieder durch die Wiener Wohnen
HausbetreuungsGmbH und AußenbetreuungsGmbH übernommen werden, und die
Mieterinnen und Mieter müssen neben dem Hausbesorger-neu jetzt auch noch die
Zusatzkosten der Wiener Wohnen Tochtergesellschaften und Enkelgesellschaften
zahlen. Und das, finden wir, ist einfach ungerecht den Mieterinnen und Mietern
gegenüber.
Abgesehen davon werden eben alle
Mitarbeiter jetzt, und zwar die Hausmeister und die Wohnpartner, streng nach
einem SPÖ-Parteischema ausgewählt, zusätzlich gibt es eine lückenlose
Überwachung der sich jetzt
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular