Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 89
laufend beschwerenden Mieterinnen und Mieter durch
SPÖ-Mitarbeiter und -Funktionäre.
Entlarvend war für mich auch die Äußerung des Herrn
VBgm Dr Ludwig, der gemeint hat, jetzt können wir sie ja gemeinsam
schulen. Also hier glaube ich, dass durchaus eine große Gefahr besteht, dass
sie in das Fahrwasser der SPÖ kommen werden.
Ich denke mir, als eine der Konsequenzen der
Befragungen im Gemeindebau muss die SPÖ jetzt mit SPÖ-eigenem Personal den
Gemeindebau zurückerobern, und sie benutzt natürlich auch unverschämt das
Budget des Steuerzahlers in Wien.
Nein, wir werden diesem unverschämten,
parteipolitisch motivierten Griff in die Stadtkasse nicht tatenlos zu sehen.
Die SPÖ wird auf diese Weise nur noch mehr Stimmen verlieren, denn die
bisherigen SPÖ-Wählerinnen und -Wähler im Gemeindebau werden trotz allem die
SPÖ nicht mehr wählen.
Ich möchte noch einmal zusammenfassen: Die
Verschiebung der Gebietsbetreuung Wohnen hin zum Wohnservice Wien ist reine
Geldverschwendung und bringt den Mieterinnen und Mietern im Gemeindebau
keinerlei Verbesserungen. Mit der Ausgliederung aus dem Magistrat wird die
Kontrolle durch den Gemeinderat umgangen, und Dienstleistungen können nahezu
freihändig, ohne die bisher notwendigen europaweiten Ausschreibungen vergeben
werden. Hier stehen eindeutige SPÖ-Parteiinteressen im Vordergrund. Es geht um
Stimmenfang im Gemeindebau auf Kosten der Wiener Steuerzahler und
Steuerzahlerinnen.
Die ÖVP lehnt ein solches Vorhaben der Stadtregierung
strikt ab. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hatzl. Ich erteile es ihr.
GRin Eva-Maria Hatzl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren des Wiener
Gemeinderates!
Wir haben nun gehört, warum einige Abgeordnete des
Wiener Gemeinderates dem vorliegenden Antrag, eine Vereinbarung mit der
Wohnservice GmbH abzuschließen, nicht zustimmen können. Ich möchte daher
nochmals wiederholen, warum meine Fraktion und ich sehr wohl mit Überzeugung
zustimmen können. Eigentlich ist es im vorliegenden Akt klar und deutlich und
positiv dargestellt.
Die Wohnservice Wien GmbH wurde von der Stadt Wien
und dem Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds, nunmehr
Wohnfonds Wien, Anfang des Jahres 2000 zur Durchführung der im
Allgemeininteresse liegenden Beratung, Information und Betreuung in
Wohnangelegenheiten gegründet. Die Stadt Wien hat dieser Gesellschaft Aufgaben
wie die Führung eines Wohnberatungszentrums und das Vorschlagsrecht im
geförderten Wohnbau, das Mieterhilfetelefon, die Durchführung von Beratungs-
und Informationsveranstaltungen sowie die damit verbundene Pressearbeit
übertragen. Derzeit wird von der MA 25 die Beauftragung, Finanzierung und
Koordination der Wiener Gebietsbetreuung, Stadterneuerung und städtische
Wohnhausanlagen wahrgenommen. In den vergangenen Jahren wurde seitens der Stadt
Wien in nahezu allen Bezirken eine eigenständige Gebietsbetreuung als lokale
Anlaufstelle eingerichtet. Entsprechend einer europaweiten Ausschreibung im
Jahre 2006 wurden und werden externe Auftragnehmerinnen und Auftragnehmer mit
der Erfüllung der erforderlichen Dienstleistung betraut.
Im Jahr 2009 erhalten einzelne Stadtteile eine
zusätzliche Gebietsbetreuung, um den standortspezifischen Erfordernissen und
Bedürfnissen besser nachkommen zu können. Ab dem Jahr 2010 soll aus Erfahrungs-
und Verbesserungsgründen dieses Nachbarschaftsservice im Wiener Gemeindebau neu
organisiert werden. Das Serviceangebot soll vielfältige Maßnahmen zur Stärkung
der Gemeinschaft umfassen, und durch ein besseres Miteinander soll die Wohn-
und Lebensqualität für Bewohnerinnen und Bewohner im Wiener Gemeindebau noch
weiter gesteigert werden. Daher soll es auch zu einer fixen Ablauforganisation
kommen.
Durch eine Ausgliederung dieser Dienstleistung von
der MA 25 in die Wohnservice Wien GmbH soll den bisherigen Beschäftigten
die Möglichkeit eingeräumt werden, einen unbefristeten Dienstvertrag mit der
Wohnservice Wien GmbH einzugehen. Die bisherigen lokalen Anlaufstellen werden
beibehalten und um zwei bis drei Standorte erweitert. Von dieser Lösung
profitieren sehr wohl die Bewohnerinnen und die Bewohner. Sie stehen ja im
Mittelpunkt unserer Überlegungen und Handlungen. Es gab ja auch
Verbesserungswünsche, die nicht überhört wurden. Nicht optimal war die fehlende
Kontinuität, und eine langfristige auf Vertrauen aufbauende Beziehung ist nicht
oder sehr schwer möglich. Auch unterschiedliche Standards statt eines
einheitlichen Angebotes für alle Gemeindebaubewohner entwickelten sich.
Daher erreicht dieser Antrag eine bessere Lösung
durch leichte Erkennbarkeit für die Mieterinnen und Mieter, Förderung der Ausweitung
der gebietsbetreuenden Betreuungsangebote, mehr Personal sowie personelle
Kontinuität auf Seiten der Wohnpartner – Kooperationspartner und die
Vereinbarungen mit diesen bleiben über Jahre stabil –, einheitliche
Qualitätssicherung und Entwicklung, einheitliches Vorgehen in allen Bezirken
Wiens, bessere Erreichbarkeit der Ansprechpartner für die Mieter,
flächendeckender Einsatz von „Night Watch“ und anderen präventiv wirkenden
Maßnahmen, Transparenz beim Einsatz der Ressourcen, bessere Weiterbildungschancen
für die MitarbeiterInnen.
Es ist daher für mich und für uns alle ein sehr gutes
Zukunftskonzept. Ich lade Sie, meine Damen und Herren, daher nochmals ein, Ihre
Position zu überdenken, dem Projekt im Sinne der betroffenen Bürger eine Chance
zu geben und dem Antrag zuzustimmen. – Danke. (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Eine gelungene erste Rede.
Als
nächster Redner am Wort ist Herr GR Univ-Prof Dr Eisenstein. Ich erteile
es ihm.
GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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