Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 89
eine Musikschule kommt.
Man kann es nicht anders sagen, es ist offensichtlich
der politische Wille, dass es nicht passiert. Es ist der politische Wille, dass
man keine Musikausbildung lernen kann, die die Stadt fördert. Es gibt natürlich
private Schulen, die aber um ein Vielfaches teurer sind. Wir würden uns auch
vorstellen, dass man diese privaten Schulen fördert, speziell dort, wo es keine
anderen Schulen gibt, oder dass man die Beiträge, die man für diese
Musikschulen zahlen muss - und es handelt sich wirklich nicht um so gewaltige
Beträge -, genauso wie im Kindergarten vielleicht kostenfrei macht. Die
Einzelstunde im Halbjahr kostet in einer Musikschule 160 EUR im Semester
und die Gruppenstunde 40 EUR. Ich habe eine Liste, gestaffelt je nachdem,
wie groß die Gruppen sind. Wenn man einen Schnitt von 100 EUR annimmt,
sind das 200 EUR pro Schüler und Jahr und bei geschätzten 5 000 bis
6 000 Schülern sind das 1,2 Millionen EUR. Das ist wirklich ein
Tropfen auf dem heißen Stein.
Wenn man auf der anderen Seite sieht, wie konzeptlos
und mit einer völlig misslungenen und vom Kontrollamt zu Recht stark
kritisierten Planung in ein, sagen wir es so, im Absterben befindliches Medium
Musical 46 Millionen EUR hineingesteckt werden und dann ist das Haus
nicht saniert, ist keine Relation da. Hier geht es um die Investitionen in die
Zukunft für unsere Schüler und, nicht nur, dass die 1,2 Millionen EUR
nicht bezahlt werden, es ist nicht einmal das Angebot vorhanden.
Wir haben selbst, ich habe mir das herausgesucht,
seit dem Jahr 1999 Anträge gestellt. Eine Arbeitsgruppe wollten wir damals.
Dann wollten wir 2001 die Musikschulen verdoppeln. Dann wollten wir 2004 ein
Musikschulgesetz. Das ist auch eine unserer jetzigen Forderungen, damit wir
eindeutige Parameter, einen Qualitätsstandard und damit verbindliche
Anstellungserfordernisse für das Lehrpersonal haben, damit all jene, die die
Aufnahmsprüfung schaffen, die also begabt sind und ausgebildet werden sollten,
eine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben - 700 sind es derzeit, die keine
Chance haben -, damit eine flächendeckende Versorgung mit Musikschulen gegeben
ist. Wir wollen die Einrichtung eines Musikschulbeirates und klarerweise auch
die Subvention für die privaten Musikschulen.
Wir haben sogar einmal das Beispiel Daniel Barenboim
gebracht, der als Direktor der Berliner Staatsoper einen Musikkindergarten in
Wien mit der Devise ins Leben gerufen hat, wir wollen die Kinder nicht zur
Musik bringen, sondern durch die Musik zum Leben, weil Musik etwas Verbindendes
hat, Musik gut als Freizeitgestaltung für die Kinder ist, Musik integrativ ist,
wenn man das so sagen kann.
Ich habe Ihnen auch ein Beispiel von der
Marktgemeinde in Niederösterreich gebracht, wo das Haus meiner Eltern steht.
Mit 7 000 Einwohnern haben die dort in ihrem Jahresbericht 462
Musikschüler auf 7 000 Einwohner. Wir haben auf zirka
1,8 Millionen Einwohner 5 000 bis 6 000 Musikschüler.
Meine Damen und Herren, das ist eine Schande! (Beifall bei der FPÖ.)
Und genau deswegen, weil unsere Initiativen, bis
jetzt von den einzelnen Parteien gebracht, verhallt sind - sie wurden nicht
einmal ernsthaft diskutiert, es hat einfach niemanden in der SPÖ interessiert
-, haben wir uns jetzt entschlossen, ÖVP und FPÖ gemeinsam, zu versuchen diese
Dinge voranzutreiben. Deswegen machen wir gemeinsame Anträge und gemeinsame
Pressekonferenzen, weil es uns ein gemeinsames Anliegen ist.
Ich möchte aber noch kurz auf die beiden Anträge der
grünen Fraktion eingehen. Klarerweise stimmen wir diesen auch zu.
Der eine Antrag möchte
unseren Kindern Musikinstrumente aus allen anderen Weltregionen als
Unterrichtsfach zugänglich machen. Auch dagegen haben wir nichts. Es ist zwar
ein sehr ambitionierter Antrag, ich möchte Ihnen aber gleich sagen, wenn Sie
sich die Statistik anschauen, was man in den Wiener Musikschulen lernen kann,
ist es zwar schön und gut, wenn Sie die serbische Guzla lernen möchten, aber
sie können nicht einmal Jazztrompete oder Jazzgitarre oder irgendetwas, wo man
sagt, man möchte eine Band haben und eine Ausbildung machen, an mehr als zwei,
drei Standorten lernen. Nicht einmal das ist flächendeckend im Sinne, wo es
überhaupt eine Musikschule gibt, möglich. Für Jazztrompete gibt es drei
Standorte in Wien, wo Sie das lernen können, für Trompete selbst auch nur sechs
oder sieben. Also es ist das gängige Angebot schon jämmerlich und die
Initiative für andere daher fraglich. Aber wir stimmen zu, weil, wie ich gesagt
habe, Musik etwas Verbindendes, Integratives ist. Wir werden das alles
unterstützen.
Wir hoffen natürlich nach
wie vor nach all den Jahren - wie gesagt, unsere ersten Anträge, die ich
nachvollziehen konnte, waren aus dem Jahr 1999 -, dass irgendwann einmal eine
Bewegung in diese in sich ruhende, ignorante SPÖ kommt! - Danke schön. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ringler. Ich erteile es
ihr.
GRin Mag Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich kann an meinen Vorredner anschließen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das wundert mich
nicht!) Das Thema der Musikschule in Wien ist tatsächlich eines, das uns seit
vielen Jahren begleitet und wo eigentlich alle, bis auf die SPÖ, mehr oder
weniger einer Meinung sind. Es ist bedauerlich, dass es in dieser Stadt so
wenige Musikschulplätze gibt. Die Statistik, die wir zusammengestellt haben,
basiert auf einer Anfragebeantwortung der StRin Laska. Diese sagt, dass es im
letzten Jahr 6 068 Musikschulplätze in Wien gegeben hat. Das ist also
quasi die offizielle Zahl.
Es gibt aber noch ein paar andere
interessante Ergebnisse aus dieser Zusammenstellung. Wir haben uns wirklich die
Mühe gemacht, für jeden einzelnen Standort sehr präzise nachzufragen, wie viele
Bewerbungen es gegeben hat, wie viele davon Mädchen und Buben
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