Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 89
an den Ausschuss der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend,
Information und Sport verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den bitte ich
um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest.
Die Postnummer 10 der Tagesordnung betrifft eine
Subvention an Women's Cooperation International. Es liegt mir keine Wortmeldung
vor. Wir kommen gleich zur Abstimmung. - Wer der Postnummer 10 der
Tagesordnung die Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP, das ist mehrstimmig so angenommen.
Es gelangt nun die Postnummer 15 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Änderung des Fördersystems für
Kinder, die in Wien eine Kinderbetreuung in Anspruch nehmen. Ich bitte den
Berichterstatter, Herrn GR Vettermann, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Heinz Vettermann:
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung
zum eben einreferierten Poststück.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich eröffne
die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr Mag Gudenus. Ich erteile es ihm.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Hoher
Gemeinderat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir kommen von der Baustelle Musikschulen zu einer
anderen Baustelle in der Gemeinde Wien, zur Baustelle Kindergarten, wobei man
dazusagen muss, bei der Baustelle Kindergarten ist jetzt doch einige Bewegung
in Sicht. Es wurde im März ganz groß seitens des Bürgermeisters Häupl und der
damaligen Vizebürgermeisterin Laska der Gratiskindergarten für Wien
angekündigt. Ganz so schaut es mittlerweile nicht aus. Es schaut eher so aus,
dass dieser Gratiskindergarten doch nicht für alle so gratis sein wird, wie
angekündigt. Es werden auch zu wenig Plätze vorhanden sein, zu wenig
PädagogInnen und in manchen Bereichen auch die Öffnungszeiten zu
arbeitsunfreundlich. Man sieht also eine Hauruckaktion, die wahrscheinlich so
manches taktische Kalkül eher in sich birgt.
Der Kollege Wolf hat vorhin ganz richtig gesagt, dass
bei den Musikschulen eine Blockadepolitik der SPÖ-Wien geführt wird. Es wurde
Gott sei Dank die Blockadepolitik gegenüber den Kindergärten nach langjährigem
Fordern seitens der Opposition, vor allem seitens uns Freiheitlicher, gestoppt.
Ich kann mich erinnern, dass wir schon im Wahlkampf 2001 gefordert haben, macht
doch bitte den Kindergarten in Wien gratis. Dies wurde damals seitens des
Bürgermeisters noch als Reichenförderung abgeschmettert, es könne nicht sein,
dass wir den Kindergarten in Wien gratis machen. Noch Ende Februar haben wir
den Antrag auf einen kostenlosen Kindergarten eingebracht und wurden seitens
der roten Rathausmehrheit abgeschmettert.
Wenn wir heute die Pressemeldungen meines lieben
Kollegen Wutzlhofer betrachten, der gesagt hat, das sind große Schritte zur
Entlastung des Mittelstands, stimmt das vollkommen, nur frage ich mich schon,
warum Sie diese großen Schritte zur Entlastung des Mittelstands nicht schon vor
zehn Jahren oder vor fünfzehn Jahren vorgenommen haben. Warum nicht schon viel
früher?
Oder wenn Sie davon sprechen, es handelt sich um den
größten willenspolitischen Schritt der jüngsten Geschichte, stimmt das, aber
diese Geschichte hätte schon viel länger sein können, zehn, fünfzehn Jahre
lang, hätten Sie schon damals unserer Forderung entsprochen und den
Gratiskindergarten umgesetzt.
Oder Sie haben heute in der Pressemeldung gesagt,
Wien setzt neue Maßstäbe. - Diese neuen Maßstäbe sind richtig und gut, aber
reichlich spät. Sie kannten unsere Forderung schon seit Jahren. Sie hätten
schon längst und viel früher auf diese Forderungen eingehen können.
Es steht irgendwie doch der Verdacht im Raum, dass es
Ihnen gar nicht darum geht, Wien familien- und kinderfreundlicher zu machen,
sondern es geht Ihnen, glaube ich, mehr um ein taktisches Kalkül. Es geht Ihnen
nicht darum, positive Politik für Wiens Familien zu machen, sondern es steckt
eine ganz andere Motivation dahinter, nämlich diejenige, dass Ihnen die Felle
davonschwimmen, dass Sie merken, Sie verlieren Vertrauen bei den Wählern, Sie
verlieren Vertrauen bei Jungfamilien, die Kinder haben. Sie müssen aufpassen,
dass Sie sich vor lauter Taktieren nicht zu Tode taktieren, meine liebe Freunde
von der SPÖ-Wien!
Wir stimmen diesem Antrag zu. Er deckt zwar unsere
Forderung nicht ganz, aber in Teilbereichen, zumindest im Ansatz. Trotzdem muss
sich Herr Bgm Häupl sagen lassen, dass er ein Ankündigungsweltmeister oder ein
Ankündigungsbürgermeister ist, weil eben die Ankündigung des Gratiskindergartens
in diesem Brief an alle Haushalte nicht umgesetzt wurde. Die leeren
Versprechungen schauen nämlich so aus, dass Bgm Häupl angekündigt hat, dass
jeder Kindergartenplatz gratis zur Verfügung stehen wird. Trotzdem sind ab
Herbst unglaubliche 11 000 Plätze weiterhin zu bezahlen.
Die Ankündigung des Bürgermeisters bedeutet auch,
dass für jedes Kind in Wien ein Kindergartenplatz zur Verfügung stehen muss.
Tatsächlich haben mindestens 15 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs
Jahren und derzeit 77 Prozent der Kinder bis drei Jahre noch keinen Platz.
Es müssen also bis September hunderte zusätzliche Einrichtungen geschaffen
werden. Das ist wirklich eine Herausforderung, die auf Sie zukommt.
Der Häupl'sche Gratiskindergarten setzt auch voraus,
dass die Kinder angemessen betreut werden. Aber schon jetzt ist das vorhandene
Personal bis an die Grenze des Erträglichen belastet. Immer mehr Gruppen können
nicht von ausgebildeten KindergärtnerInnen betreut werden.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, es gibt leider auch immer mehr Kindergartengruppen, die mit den
Arbeitszeiten der Eltern oder der Mütter nicht kompatibel sind. Gerade im
Einzelhandel, wo vermehrt Alleinerziehende arbeiten, schaut es so aus, dass die
Eltern viel später nach Hause kommen. Diesem Umstand wird im
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