Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 89
Jahr das Museumsquartier frequentieren und besuchen. (GR Dr Herbert Madejski: Eben!) Wenn hin
und wieder vielleicht irgendwo irgendjemand ein Bier zu viel getrunken hat,
dann ist es durchaus verständlich bei 3,5 Millionen Menschen (GR Dr Herbert Madejski: Darum geht es ja
gar nicht!), das kann aber nicht dazu führen, dass Räume nicht mehr
öffentlich zugänglich sind und nicht mehr genutzt werden können.
Daher sind wir natürlich für die Vorgangsweise, die
jetzt die Conclusio war, dass man sagt, es darf keine Exzesse geben. Das ist
klar, weil das ist überall in der Stadt so, das gilt nicht nur fürs
Museumsquartier, das gilt für die ganze Stadt. Insgesamt muss ich aber als
Berichterstatter auch den Versuch einer Partei in diesem Haus, hier ein Problem
zu konstruieren, das tatsächlich keines ist, heftig zurückweisen!
Im Übrigen ersuche ich um Zustimmung zum Antrag. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Wer der
Postnummer 28 der Tagesordnung die Zustimmung geben kann, den bitte ich um
ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest.
Bei der Postnummer 29 liegt mir auch keine
Wortmeldung mehr vor. Sie betrifft den Abschluss einer 4-Jahresvereinbarung mit
Link.*Verein für weiblichen Spielraum. Wer der Postnummer 29 die
Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Grüne, SPÖ und ÖVP, somit mehrstimmig
beschlossen.
Es gelangt nun die Postnummer 33 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Subvention an den Verein
„Personenkomitee Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz". Ich
bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag Straubinger, die Verhandlung
einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger:
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich eröffne die Debatte. Als Erster zum Wort gemeldet
ist Herr GR Mag Jung.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin!
Meine Damen und Herren!
Wer weiß, wie aufwändig es manchmal ist, damit man
auf der Bezirksebene für einen Kulturverein in anderen Bereichen eine
Genehmigung für ein paar Euro oder vielleicht auch ein paar hundert oder
tausend Euro bekommt, kann sich, wenn ich mir das Formale des Ganzen anschaue,
nur wundern. Hier ist es nicht einmal ein Verein, der um etwas ansucht, sondern
ein Personenkomitee, von dem außer uns eigentlich niemand etwas weiß. Dann gibt
es einen handgeschriebenen Wisch mit ein paar Zeilen darauf und dafür werden
25 000 EUR mir nichts dir nichts locker gemacht.
Wenn man dann schaut, damit man wenigstens ein
bisschen etwas über die Leute erfährt, wer unterschrieben hat und die
Unterschriften entziffern kann, weil nicht darunter steht, wer es ist, dann
liest man, es heißt vermutlich Thomas Geldmacher. Wer ist jetzt der Herr Thomas
Geldmacher? Wenn man heute niemanden findet, googelt man. Ich weiß daher nicht
genau, ob das der gleiche Thomas Geldmacher ist, aber so häufig dürfte der Name
nicht sein. Unter Thomas Geldmacher habe ich einen Kulturreferenten der GRÜNEN
gefunden, der hier 25 000 EUR bekommt. (StR David Ellensohn: Das ist der Richtige!) - Ist es der Richtige?
Gut!
Damit wissen wir einmal eines, damit sind wir einen Schritt
weiter. Das Nächste ist: Worum geht es bei diesem Ganzen? - Es geht darum, dass
Herr Geldmacher beantragt, eine Ausstellung nach Österreich zu holen, die sich
mit den Gerichten der Wehrmacht befasst, und die will er adaptieren. Wäre das
eine Ausstellung, die aus dem Englischen kommt oder sonst irgendwie übersetzt
werden müsste, würde ich mir das vielleicht noch mit Übersetzungskosten
erklären lassen. Da kommt mir das Ganze schon rein von der Kostengeschichte her
- eine Planung, einen Geschäftsplan oder eine Aufschlüsselung, was das Ganze
kosten wird, gibt es ja nicht - seltsam vor.
Jetzt komme ich zum Inhaltlichen, und ich gebe zu,
das ist ein ernstes Thema. Ich lese Ihnen aus einem Protokoll vor und werde
nachher sagen, aus welcher Zeit das stammt.
„Die Kriegsgerichtsurteile haben nichts zu tun mit
einem Herrn Freisler und seinem Volksgerichtshof, sie wurden nicht einmal vom
Nürnberger Gerichtshof aufgehoben oder verurteilt. Hier von ‚Nazi-Urteilen' zu
sprechen, ist historisch nicht richtig, und es geht mir um diesen Bereich.
Diese Kriegsgerichtsurteile" konnten seither „von jedem, der entsprechende
Unterlagen hatte und der Interesse daran gehabt hat", also von Betroffenen
oder deren Angehörigen, „aufgehoben werden".
Dann steht in dem Protokoll auch drin: „Es stellt
sich jetzt die Frage: Warum greifen die Grünen dieses Thema hier auf, wo es
doch kaum noch Betroffene ... gibt? - Der Grund ist, wie so oft, ein recht
vordergründiger: ... man will den linken Flügel der SPÖ ... wieder einmal etwas
aktivieren und versuchen, aus diesem Bereich Leute zu den Grünen zu
ziehen."
Das Protokoll ist aus dem Nationalrat, es stammt aus
einer Rede von mir vom 14. Juli 1999, also von vor ziemlich genau zehn
Jahren. Es hat sich nichts geändert! Sie reiten immer auf derselben Welle, weil
Ihnen nichts Neues einfällt.
Übrigens zu den Gerichtsurteilen ... (GR
Ernst Woller: Sie sollten sich bessere Quellen suchen! - Weitere Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Weil Sie sich so aufregen, zu den Kriegsgerichtsurteilen: Der
zweite Justizminister dieser Republik, ein Sozialdemokrat, war Kriegsrichter -
damit wir da nur auch ein bisschen etwas feststellen. Das hat damals schon den
Präsidenten Fischer im Nationalrat fürchterlich aufgeregt, aber er hat es nicht
widerlegen können.
Nun noch einmal ernsthaft und
grundsätzlich zu dem Thema: Es befassen sich diese Urteile ja im Wesentlichen
nur mit Desertionen, denn die Themen, die Verurteilungen von Soldaten
betreffen, weil sie zum Beispiel gestohlen oder Vergewaltigungen begangen haben
- das wurde nämlich recht streng geahndet, das kann man auch gut verfolgen -,
werden da wahrscheinlich kaum
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